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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gallikanismus - Gallisieren
der franz. Bischöfe, der Erzbischof Darboy von Paris an der Spitze, noch einmal für die Kirchenfreiheiten und gegen die päpstl. Unfehlbarkeit auf. Aber nach der Proklamation der Vatikanischen Dekrete unterwarfen sie sich ohne Ausnahme. Damit ist der völlige Verzicht des franz. Episkopats auf die Freiheiten der G. K. zur Thatsache geworden. Die dritte franz. Republik machte anfangs den ultramontanen Bestrebungen viele Konzessionen. Seit der Präsidentschaft Grévys ist das Streben zur Geltung gekommen, die klerikalen Einflüsse auf die Jugenderziehung möglichst zurückzudrängen.
Wissenschaftlich vertreten wurde der Gallikanismus von bedeutenden Gelehrten, wie von Bossuet, Peter Pithöus, Petrus de Marca, zu Anfang des 18. Jahrh. namentlich von van Espen, Professor zu Löwen in den österr. Niederlanden. Ihm folgte Ende des 18. Jahrh. Nikolaus von Hontheim (s. d.), Weihbischof von Trier, auf dessen litterar. Anregung die deutschen Erzbischöfe zu Ems (s. Emser Punktation) eine deutsche Nationalkirche zu gründen versuchten, ein Versuch, über den jedoch das Papsttum unschwer Herr wurde. Heute noch sind die wissenschaftlichen Arbeiten der Gallikaner von hohem Wert für das Kirchenrecht.
Vgl. Dupin, TTTTT (Par. 1824; neue Ausg. 1860); de Maistre, Von der G. K. in ihren Verhältnissen zum Kirchenoberhaupt (Frankf. a. M. 1823); Bordas-Demoulin, TTTTT (Par. 1855); Huet, TTTTT (ebd. 1855): Litta, Briefe über die sog. vier Artikel des Klerus von Frankreich (Münst. 1844); Puyol, TTTTT (2 Bde., Par. 1876); Le Roy, TTTTT (ebd. 1891).
Gallikanismus, s. Gallikanische Kirche.
Gallimathms oder Galimathias (frz. TTTTT), soviel wie unverständliches, verworrenes Geschwätz. Der seinem Ursprünge nach dunkle Name soll nach einigen daher entstanden sein, das; in Frankreich einst ein Sachwalter bei dem Rechtsstreite über einen Hahn, der einem gewissen Matthias gehörte, vor Gericht zu wiederholten malen die Worte TTTTT, d. h. der Hahn des Matthias, TTTTT, d. h. der Matthias des Hahns, verdrehte. Vielleicht hängt es auch zusammen mit dem franz. TTTTT (engl. TTTTT), Mischgericht von Speiseresten, Gemengsel, Mischmasch.
TTTTT, s. Hühner (echte).
TTTTT, Hühnervögel (s. d.).
TTTTT, Gattung der Waldvögel, s. Becasssinen.
Gallmas, Punta, Nordspitze des Festlandes von Südamerika auf der Halbinsel Goajira, unter 71° 40' westl. L. und 12° 25' nördl. Br., ist flach und sandig.
TTTTT, Gattung der Rallen, s. Teichhühnchen.
Gallion (auch Galjon), der konsolartige Ausbau unter dem Bugspriet, welcher zur Befestigung dieses letztern dient. Gewöhnlich wird nach alter Sitte, dem Schiffsschnabel entsprechend, dem G. eine gefällige Form gegeben und dasselbe durch eine Gallionsfigur geschmückt. Diese ist entweder eine Statue der Persönlichkeit, nach welcher das Schiff benannt ist, oder ein mit dem Schiffsnamen verknüpftes Symbol, Tier oder Wappen. Ein eigentliches G. haben die neuern Dampfschiffe mit steilem Bug nicht; diese tragen dann eine Bugverzierung.
Gallione, Schiffsart, s. Galeone.
Galliote, Schiffsart, s. Galeote.
Gallipoli, Hauptstadt des Kreises G. (133171 E.) in der ital. Provinz Lecce, 44 km im WSW. von Otranto, an der Linie Brindisi-G. (91 km) des Adriatischen Netzes, verdankt ihren griech. Namen Kallipolis (Schönstadt) ihrer Lage am Golf von Tarent auf einer Felseninsel, die durch eine schöne Brücke von 12 Bogen mit der Vorstadt Lizza auf dem Festlande verbunden ist. G. hat (1881) 9012, als Gemeinde 10687 E., eine Kathedrale, Gymnasium, bischöfl. Seminar, technische Schule und ein Hauptzollamt. Der Hafen ist geräumig, Klippen erschweren die Einfahrt. Hauptartikel der Ausfuhr ist Olivenöl (1892 im Werte von 4,55 Mill. Lire), daneben Wein (für 2,12 Mill.) und Südfrüchte. Die Einfuhr betrug 5 Mill. 654 Schiffe mit 215372 t liefen aus dem Hafen aus. Regelmäßig verkehren Dampfer nach Brindisi und Tarent.
Gallipöli (türk. Geliboly), Hauptstadt eines Sandschak im türk. Wilajet Adrianopel, See- und Handelsstadt am östl. Eingang des Hellesponts (Dardanellen), wo sich dieser vom Marmarameer her plolüich auf 2-3 km Breite verengt, ist auf einem Küstenvorsprung des Thrazischen Chersones erbaut und trennt zwei Buchten von verschiedener Größe. Die westliche und ausgedehntere bildet den eigentlichen Hafen. Die Stadt ist feit Anfang des 18. Jahrh. im Verfall, zählte früher über 100000, 1893 kaum 30000 E. (Türken, Griechen, Armenier und Juden). Die Straßen sind schlecht gepflastert, eng und krumm, die Häuser aus Holz gebaut. G. beherrscht den Eingang zur Meeresstraße und die Halbinsel. Die 1854 von franz. Ingenieuren angelegten Verschanzungen zwischen Bulair und dem Busen von Saros sind seit 1877 erheblich verstärkt.
G., das alte Kallipolis, dem asiat. Lampsakos schräg gegenüber, hieß wahrscheinlich ursprünglich Krithote und erscheint unter jenem Namen erst zur Zeit der spätern macedon. Könige. Die Stadt war frühzeitig Bischofssitz und hatte, von den byzant. Kaisern befestigt, im Mittelalter große Wichtigkeit als Schlüssel des Hellespont und als Stapelplatz des ital. Handels. Hier setzten 23. bis 25. März 1190 die deutschen Kreuzfahrer unter Friedrich Barbarossa nach Asien über. Bei der Gründung des Lateinischen Kaisertums 1204 kam die Stadt unter die Herrschaft der Venetianer und wurde 1234 vom Kaiser Johannes III. Dukas Vatatzes von Nicäa erobert; 1306 besetzten sie die Catalonier unter Roger Flor, ermordeten nach dessen Tode fast alle Bürger und räumten nach längerer Belagerung durch Griechen und Genueser erst nach Zerstörung der Festungswerke 1307 die Stadt. G. war die erste europ. Eroberung der osman. Türken, welche 1357 die Stadt nebst den Schlössern Konur und Vulair einnahmen. Von den Osmanen wurde die Stadt neu befestigt, 1391 von Bajazet I. noch verstärkt und mit einem neuen Hafen versehen. ImOrientkriege landeten hier die Franzosen und hielten den Ort 1854-55 besetzt.
Gallipolis (spr. gällipolihs), Hauptstadt des County Gallia in der Südostgrenze des nordamerik. Staates Ohio, aus hohem Fels des rechten Ohio-Ufers in reicher Ackerbaugegend gelegen, hat (1890) 4498 E.
Gallischer Hahn, s. Hahn (symbol.).
Gallisieren, das 1828 von Ludwig Gall (geb. 28. Dez. 1791 zu Aldenhoven bei Jülich, gest. 31. Jan. 1863 in Trier) erfundene und feit 1851 veröffentlichte Verfahren, aus saurem Most durch Zu-^[folgende Seite]