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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gambia; Gambia (Strom); Gambier; Gambiergruppe; Gambir

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Gambia – Gambir

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gambetta'

kanal zu senden, gelang es G., die Ablehnung dieser Vorlage herbeizuführen, wodurch Freycinet gestürzt wurde. Auf das neue Ministerium Duclerc übte sodann G. wieder bedeutenden Einfluß aus, da fünf Minister ihm blindlings folgten. Schon hieß es, daß G. den Sturz des Präsidenten der Republik vorbereite, als er 26. Nov. in seinem Landhause zu Ville d’Avray bei Sèvres von einer frühern Geliebten, Léonie Léon (der Mutter seines in Leipzig und Dresden erzogenen Sohnes Massabie), mittels eines Revolverschusses am Arme verwundet wurde. Infolge einer Erkältung entwickelte sich eine Unterleibsentzündung, die 31. Dez. 1882 den Tod G.s herbeiführte. Die Bestattung fand 6. Jan. 1883 vom Palais-Bourbon aus auf Staatskosten in glänzendster Weise auf dem Père-Lachaise statt; auf Verlangen des Vaters wurde dann die Leiche nach Nizza gebracht und dort 13. Jan. ebenfalls unter großen Feierlichkeiten beigesetzt. Am 14. April 1884 wurde ihm eine Statue (von Falguière) in Cahors, 14. Juli 1888 eine solche in Paris errichtet und 8. Nov. 1891 auf seiner ehemaligen Besitzung neben dem Sterbehause ein von Elsaß-Lothringen gestiftetes Denkmal (von Bartholdi) gesetzt, in das sein Herz eingelassen wurde. Seine «Discours et plaidoyers politiques» (11 Bde., Par. 1880‒85) und seine «Dépêches» (1886 fg.) hat Reinach herausgegeben. – Vgl. von der Goltz, Léon G. und seine Armeen (Berl. 1877; auch französisch, Par. 1877); Steenackers und Le Goff, Histoire du gouvernement de la défense nationale et province (3 Bde., Par. 1884‒85); Reinach, Léon G. (ebd. 1884); ders., Histoire du ministère G. (1884); Neucastel, G. sa vie, ses idées politiques (1885); Tournier, Gambetta (1893).

Gambĭa, ehemals Gambra, bei den Eingeborenen Ba-Dimme, nach dem Senegal der größte Strom von Senegambien in Westafrika; er entspringt in dem Gebirge von Futa-Dschalon unweit nördlich von Labe und nahe den Quellen des Rio Grande. Der Oberlauf ist noch nicht vollkommen erforscht. Nach mannigfachen Windungen im Hochlande, das er in nordwestl. Richtung durchfließt, bildet er bei seinem Austritt aus dem Gebirge 450 km von seiner Mündung die Stromschnellen von Barra Kunda, windet sich darauf zwischen die Schiffahrt erschwerenden Inselgruppen hindurch westwärts durch die Tiefebene und ergießt sich nach einem Laufe von 1200 km (850 km direkter Abstand) bei Kap Ste. Marie in den Atlantischen Ocean mit einem 22 km breiten Ästuarium. Seeschiffe kommen 280 km aufwärts bis Fort George, wo sich Ebbe und Flut zur Trockenzeit noch bemerkbar machen, Dampfschiffe bis Yarbatenda, mittelgroße Fahrzeuge gehen in der Regenzeit bis unterhalb Barra Kunda, kleine bei hohem Wasserstande sogar über die Stromschnellen hinaus. Der G. ist wasserreich; östlich der versumpften Küstenniederung liegen fruchtbarere Landschaften. Die Mündung ist 4 km breit und 20 m tief; die Barre ist 20 km von der Küste entfernt und selbst bei Ebbe 9 m tief. Auch ist die See hier nicht so stürmisch wie bei St. Louis. Das Stromgebiet umfaßt etwa 50000 qkm.

Gambĭa, brit. Kolonie, an der Mündung des Flusses Gambia (s. d.) gelegen, hat etwa 7000 qkm, von denen aber nur 178 wirklich besiedelt sind, und (1891) 14266 E., darunter nur 62 Weiße. 5300 E. sind Mohammedaner, 2385 Christen. G. besteht aus einem 20 km breiten Streifen Landes zu beiden Seiten des G. und reicht bis Yarbatenda hinauf. ↔ Wichtige Ansiedelungen sind die Hauptstadt Bathurst (s. d.), Albreda (4000 E.) und auf den Flußinseln. Das Klima ist an der Küste sehr ungesund; Juli, August und September bringen heftige Regengüsse; die Temperatur des Januar ist 22, die des Juli 27°C. Haupterzeugnisse sind Erdnüsse, Felle, Wachs, Reis und Baumwolle. G., früher (seit 1821) Britisch-Senegambien genannt, wurde 1888 selbständige Kronkolonie.

Gambier (spr. gämmbihr), James, Lord, brit. Admiral, geb. 13. Okt. 1756 auf den Bahama-Inseln, war bereits 1778 Kapitän zur See. Im amerik. Unabhängigkeitskriege wurde sein Name 1780 zuerst bei der Bezwingung von Charleston genannt, ebenso zeichnete er sich 1781 durch die Vereitelung des franz. Unternehmens gegen Jersey aus. 1793 bei Ausbruch des Krieges zwischen England und Frankreich nahm er ruhmvollen Anteil an der Schlacht vor dem Englischen Kanal (1. Juni 1794), wo die Engländer den Franzosen sieben Linienschiffe abnahmen und ein achtes zum Sinken brachten. 1795 zum Konteradmiral ernannt, wurde er zum Lord der Admiralität berufen. Histor. Berühmtheit erlangte er als Oberbefehlshaber der engl. Flotte durch die Beschießung von Kopenhagen 2. bis 5. Sept. 1807 (s. Dänemark, Bd. 4, S. 768), die mit der Einnahme von Kopenhagen und der Fortnahme der gesamten dän. Flotte von 17 Linienschiffen, 21 Fregatten sowie 25 Kanonenbooten endete, die er nebst den gesamten Vorräten der Arsenale nach England überführte. Für diese mit großer Energie und Schnelligkeit, aber auch um so größerer Schonungslosigkeit ausgeführte That wurde er zum Baronet erhoben; 1808 fügte er als Befehlshaber der Kanalflotte den Franzosen bei Aix bedeutenden Schaden zu. 1811 verließ er den Dienst und wurde 1814 Vorsitzender der Kommission, die 24. Dez. zu Gent den Frieden mit den Vereinigten Staaten zu stande brachte. G. starb 19. April 1833 zu Ivor bei Uxbridge.

Gambiergruppe (spr. gämmbihr-), polynes. Inseln, s. Tuamotu.

Gambir (Terra japonica), gelbes Katechu, ein dem Katechu (s. d.) verwandtes Pflanzenextrakt, das vielfach Verwendung in der Lederbereitung und Färberei findet. Es wird namentlich auf Singapur, Malaka, Rio und Bintang gewonnen. Die Stammpflanze ist Uncaria Gambir Roxb., welche auf den genannten Inseln zum Zweck der Gambirgewinnung in umfangreichem Maßstabe kultiviert wird. Von den dreijährigen Pflanzen werden jährlich zwei- bis viermal Blätter und junge Zweige abgeschnitten. Dieselben werden mit Wasser 5‒6 Stunden lang ausgekocht, worauf das Dekokt zur Sirupsdicke verdunstet wird. Den Rückstand versetzt man mitunter noch mit Palmensago, läßt ihn dann in thönernen oder hölzernen Formen erstarren und schneidet ihn in Scheiben, die an freier Luft im Schatten getrocknet und häufig zu Würfeln zerschnitten oder auch in Blöcke gepreßt werden. Im frischen Zustande ist das G. weiß, wird aber nach einiger Zeit dunkel; die im Handel befindlichen Würfel sind außen braun, innen gelb, glanzlos, von erdigem Ansehen, geruchlos, von zusammenziehendem, süßlichem Geschmack. In kaltem Wasser ist G. schwer löslich, in heißem dagegen leicht und giebt eine etwas trübe, bräunlich gefärbte, kaum sauer reagierende Flüssigkeit, die auf Zusatz von Eisenoxydsalzen grün gefällt wird. Es besteht vorwiegend aus mikroskopisch kleinen Krystallnadeln von Katechugerbsäure.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 520.