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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gardenia
ältesten Zeiten bestanden. (S. Haustrnppen.) Sie
hatten vornehmlich die Bestimmung, den Sicher-
heits- und Ehrendienst bei dem Kriegsherrn zu ver-
sehen. Die "Unsterblichen" der pers. Könige, die
Prätorianer der weström., die Palatinarier und
Scolarier der oström. Kaiser, die Mamelucken und
Ianitscharen der türk. Sultane, die Strelitzen der
russ. Zaren und die Gefolgschaften der großen Lehns-
herren im Mittelalter können in diesem Sinne als
G. betrachtet werden. Zuweilen bestanden sie aus
fremden, durch kriegerische Tüchtigkeit besonders
ausgezeichneten Söldnern; so die saracen. Leib-
wache Kaiser Friedrichs II. und die normannische
der letzten Paläologen in Konstantinopel. - Der
Name Garde wurde seit der Errichtung der Schweizer
Garde und der (-aräs äu eorp8 durch Karl VIII. und
Ludwig XII. allgemein. Als Ende des 17. Jahrh,
die stehenden Heere errichtet wurden, schufen fast alle
Fürsten sich eine Garde. Besonders zeichneten sich
die G. Lndwigs XIV. dnrch Glanz und Nuhm aus.
Da die Stärke der G. wegen ihrer fast ausschließ-
lichen Bestimmung als Haustruppen im Verhältnis
zum ganzen Heere immer nur gering war, so hatten
sie früher noch nicht die Bedeutung einer Kern-
oder Elitetruppe für das Heer. Betrug doch die
preuß. Garde, die aus der Leibwache des Kurfürsten
Friedrich Wilhelm I. hervorgegangen und besonders
von König Friedrich Wilhelm I. in seinem Leib-
garderegiment (den sog. "Langen Kerls" in Pots-
dam) gepflegt worden war, wenngleich sie Friedrich
d. Gr. erheblich vermehrt hatte, 1800 erst 2 Kaval-
lerieregimenter und 4 Infanteriebataillone. Schon
unter Friedrich d. Gr. hatte die preuß. Garde sich
auf den Schlachtfeldern der schles. Kriege als eine
Kerntruppe ersten Ranges erwiesen.
Als der eigentliche Schöpfer der G. in ihrer jetzi-
gen Bedeutung als der Elitetrnppe eines Heers muß
Napoleon I. betrachtet werden. Er schuf aus der
1792 vom franz. Konvent errichteten (^räe cw
^0i-p3 leFiglktik im Laufe seiner Negierung die be-
rühmte l^aräe imp8rigl6, die, schließlich auf 70 000
Mann aller Waffen vermehrt, in die Alte und
Junge Garde eingeteilt wnrde und die Kern-
und Mustertruppe der franz. Armee bildete. (S.
Alte Garde.) Napoleon wußte sie durch Gnaden-
beweise aller Art fest an seine Person zu fesseln; ihr
verdankte er einen großen Teil seiner Schlachten-
erfolae. Anfänglich wurde die (Alte) Garde nur aus
mit Auszeichnung gedienten Soldaten der Linie
zusammengesetzt und durch glänzende Uniformen
kenntlich gemacht. Im Laufe der siegreichen Feld-
züge entwickelte sich ein strengerer Korpsgeist in
dieser kriegsgewohnten Truppe. Sie fand 1812 ihren
Untergang auf den Schneefeldern Rußlands; es ge-
lang dem Kaiser nicht, sie in der alten Trefflichkeit
wieder herzustellen. Die Trümmer der Alten G.
erlagen bei Waterloo den Engländern und Preußen.
Die Überlieferung legt ihrem Führer, dem General
Cambronne (freilich mit Unrecht) den Ausspruch in
den Mund: "Die Garde stirbt, doch sie ergiebt sich
nicht." Die Restauration errichtete eine Gardetruppe,
NaiLOQ äu roi genannt. Das Iulikönigtum hatte
keine Garde. NapoleonIII. hatte die (Fkräs impei-ial6
in Stärke eines Armeekorps wiederhergestellt. Sie
fand 1870 bei der Kapitulation von Metz ihr Ende.
Die 6a,rä6 i'kpudlicaius der jetzigen franz. Republik
ist nur eine Sicherheitstruppe für die Hauptstadt.
In Preußen wurden die G. nach 1806 wiederher-
gestellt und bis 1813 auf tt Bataillone, Y Eskadrons,
2 Batterien und 2 Iägercompagnien vermehrt. In
den Befreiungskriegen thaten sich die Garderegimen-
ter schon in bedeutendem Maße hervor, besonders
bei Großgörschen und vor Paris. Durch allmähliche
Vermebrung und die Reorganisation des Heers
1800 ist die preuft. Garde auf die Stärke eines vollen
Armeekorps von 9 Infanterieregimentern, 1 Jäger-,
1 Schützenbataillon,8 Kavallerieregimentern, 2Feld-
nnd 1 Fußartillerieregiment, 1 Pionier-und 1 Train-
bataillon gebracht. Auch die meisten größern deut-
schen Bundesstaaten haben ihre Garderegimenter.
Die preuß. Garde rekrutiert sich aus den bestge-
wachsenen Leuten der ganzen Monarchie, während
den übrigen Armeekorps bestimmte Provinzen als
Aushebungsbezirk überwiesen sind. Wegen ehren-
rühriger Vergehen bestrafte Personen dürfen in der
Garde nicht dienen. Die preuß. Gardetruppen wer-
den von besonders befähigten Commandenren aus-
gebildet und sind im eigentlichen Sinne des Worts
eine Mustertruppe für das Heer. Die Garde ist in
den letzten großen Kriegen vielfach in vorderster
Linie verwendet worden und hat sich durch ihre Lei-
stungen, besonders bei Kö'niggrätz, Metz, Sedan und
vor Paris, uuverwelkliche Lorbeeren errungen.
Die Garde in Rußland nimmt eine besonders
bevorzugte Stellung ein. Sie ist vor der übrigen
Armee durch vorzüglichen Ersatz, besonders in Äe-
zug auf das Offizierkorps, ausgezeichnet und ihren
Leistungen nach eine hervorragende Truppe. Das
russ. Gardeoffizierkorps ist gegenüber dem der übri-
gen Armee mit ganz besondern Vorrechten in Be-
zug auf das Avancement ausgestattet. - In Eng-
land und Schweden giebt es noch G.; die übrigen
Staaten haben G. im Sinne von Elitetruppen nicht.
Der Vorwnrf, daß die G. einer Armee zu viel
gutes Material raubten und so eine verhängnis-
volle Ungleichmäßigkeit der Truppen verursachten,
kann nnr da als zutreffend betrachtet werden, wo,
wie dies unter Napoleon I. der Fall war, die G.
nicht Rekruten erhalten, sondern sich aus den best-
gedienten Mannschaften der Linie ergänzen.
Mobilgarden hießen die irregulären Forma-
tionen, die in den verschiedenen franz. Kriegen lzu-
erst 1848 auf Lafayettes Vorschlag) zur Verstärkung
der Besatzunasarmee dienten.
über Leibgarde, Nationalgarden und
Schloßgarde s. diese Artikel.
Varüsiua. /^., Pflanzengattnng aus der Fa-
milie der Nubiaceen (s. d.) mit gegell 60 vorzugs-
weise im tropischen und subtropischen Asien vor-
kommenden Arten. Es sind gewöhnlich Sträucher
mit gegenständigen, häutigen oder lederartigen
Blättern und großen gelben oder weihen Blüten,
die aus einem meist röhrenförmigen Kelch, einer
teller-, glocken- oder trichterförmigen Vlumenkrone
mit fünf bis neun Lappen, sünf bis neun Staubge-
fäßen und einem einfächerigen Fruchtknoten bestehen.
Die Frucht ist länglich-cylindrisch oder birnenförmig
und enthält sehr viele Samen. Die Früchte einiger
in China, Japan, Cochinchina wachsenden Arten,
wie <3. FlHuäitioi'll. ^,0^?'., 6. tioriäa ^,. und t^.
i-I.äican8 I^nb^., werden in China schon seit langer
Zeit zum Gelbfärben benutzt, es sind dies die sog.
chinesischen Gelbschoten oder Wongshy. Als
Zierpflanzen werden die gefüllt blühenden Formen
von (s. üoriäa. und <3. raäicang kultiviert, haupt-
sächlich, um ihre fchönen, rein weißen, äußerst wohl-
riechenden Vlnmen zur Binderei zu verwenden. Sie
gedeihen am besten in einer Rasenerde, dicht unter