Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

539

Garding – Garfield

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gardiner (Stephen)'

freite. Als Kanzler Marias wurde er ein geradezu fanatisches Werkzeug der Reaktion und der vollen Herstellung der von ihm früher selbst befehdeten päpstl. Kirchenhoheit; er vor allem entflammte die Scheiterhaufen in England. Er starb 12. Nov. 1555. Neben seiner polit. Wirksamkeit war er eifrig litterarisch thätig und verfaßte zahlreiche theol. Streitschriften.

Garding, Stadt im Kreis Eiderstedt des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, 12 km westlich von Tönning, an der Süderbootfahrt, welcher 1612 gegrabene Kanal zur Eider geht, auf dem «Gardesand», wonach G. den Namen hat, und an der Nebenlinie Lübeck- G. (58,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg), hat (1890) 1695 E., Post, Telegraph, Volksbank; zwei Druckereien, Tabakfabrik, Handel mit Vieh und Getreide.

Gardist, der einzelne Mann bei den Garden (s. d.).

Gardner, Stadt im County Worcester des nordamerik. Staates Massachusetts, nordnordwestlich von Worcester, Knotenpunkt zweier Bahnen, hat (1890) einschließlich South-Gardner und West-Gardner 8424 E. und beträchtliche Industrie, darunter etwa ein Dutzend Stuhlfabriken.

Gardner-Mitrailleusen, 1874 von M. William Gardner, Kapitän der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika, entworfen, von der Fabrik Pratt + Whitney zu Hartford (Connecticut) vervollkommnet, daher auch oft nach ihr benannt. Die bekannteste und am meisten verbreitete Gardner-Mitrailleuse ist die zweiläufige, bei der die beiden Gewehrläufe nebeneinander in einem bronzenen, einer Kanone ähnlichen Gehäuse liegen, das die Abkühlung der heißgewordenen Läufe durch Wasser ermöglicht. Der Abfeuerungsmechanismus wird durch eine Kurbel in Thätigkeit gesetzt; diese dreht für jeden Lauf eine Scheibe mit mehrern Excentren, die sowohl das Vor- und Zurückgehen der Ladekolben als auch das Spannen und Abfeuern bewirken. Die Feuergeschwindigkeit beträgt bis 340 Schuß in einer Minute. Eine auch von Gardner konstruierte Schnellfeuerkanone findet, trotz guter Einzelheiten, ihrer geringen Durchbildung halber wenig Beachtung.

Gardon (spr. -dóng), Nebenfluß der Rhône, s. Gard.

Gardone-Riviera, Winterkurort am Gardasee. (s. d.).

Gaerdt, Karl Heinr., Kunstgärtner, geb. 7. Nov. 1813 in Drebkau (Reg.-Bez. Frankfurt), besorgte von 1845 bis 1854 die Leitung des Gartens des Kommerzienrats Dannenberger zu Berlin und von 1854 die Verwaltung der Borsigschen Gärten in Moabit bei Berlin, die während der Zeit seiner Thätigkeit einen großen Ruf erlangten. G. trat 1888 in den Ruhestand. Außer mannigfachen Aufsätzen in Fachzeitschriften schrieb G.: «Wredows Gartenfreund" (9. bis 16. Aufl. mit E. Neide bearbeitet, 17. u. 18. Aufl. selbständig, Berl. 1886–91), «Die Winterblumen» (ebd. 1884; neue Ausg. 1886), «Gartentaxator» (ebd. 1885), «Die Aufbewahrung frischen Obstes während des Winters» (Frankf. a. O. 1886), «Gärtnerische Düngerlehre» (ebd. 1888).

Gare, derjenige Zustand eines durch technische Mittel veränderten Stoffs, worin derselbe als fertig, zum beabsichtigten Gebrauche geeignet angesehen wird. So nennt man im gewöhnlichen Leben die Speisen, das Brot gar (gar gekocht, gar gebraten, gar gebacken), wenn sie die zum Genusse erforderliche Vollendung erlangt haben. – Als technischer Ausdruck kommt G. vielfach in ↔ Zusammensetzungen vor: der Gargang oder gare Gang des Hochofens liefert gares (gutes graues, zur Gießerei taugliches) Eisen und Garschlacke; das zum Verkauf gehörig gereinigte Kupfer (Garkupfer) entsteht durch Umschmelzen (Garmachen) des Rohkupfers im Garherde, wobei Garschlacke oder Gargekrätz abfällt; das völlig gegerbte Leder wird gar (je nach Art des Gerbemittels loh- oder rotgar, alaun- oder weißgar, sämischgar) genannt u. s. w. – G. (Gahre) des Bodens, soviel wie Ackergahre (s. d.).

Gare (frz., spr. gahr), als Interjektion: aufgepaßt, vorgesehen; als Substantiv: Bahnhof.

Gareis, Karl, Jurist, geb. 24. April 1844 zu Bamberg, studierte die Rechtswissenschaft zu München, Heidelberg und Würzburg, habilitierte sich in Würzburg, wurde 1873 ord. Professor in Bern, 1875 in Gießen. 1878 vom dritten hess. Wahlkreise in den Deutschen Reichstag gewählt, schloß er sich der nationalliberalen Partei an. 1883 wurde er Kanzler der Universität Gießen und Mitglied der Ersten Kammer der Stände des Großherzogtums Hessen, 1888 nach Königsberg berufen. Er schrieb namentlich: «Das Stellen zur Disposition nach modernem deutschem Handelsrecht» (Würzb. 1870), «Die Verträge zu Gunsten Dritter» (ebd. 1873), «Das deutsche Patentgesetz vom 25. Mai 1877» (Berl. 1877), «Das deutsche Handelsrecht» (ebd. 1880; 4. Aufl., ebd. 1892), handels-, staats- und völkerrechtliche Abhandlungen in den Handbüchern von Endemann, Marquardsen und von Holtzendorff, «Institutionen des Völkerrechts» (Gieß. 1888), «Encyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft» (ebd. 1887). Im Verein mit Ph. Zorn gab er heraus: «Staat und Kirche in der Schweiz» (2 Bde., Zür. 1877–78); mit Fuchsberger «Das allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch» (Berl. 1891).

Gareisl, soviel wie Karausche (s. d.).

Garenganze, s. Msidis Reich.

Garfagnana (spr. -fanjahna), die obere Thallandschaft des Serchio (s. d.) in Italien.

Garfield, James Abram, der zwanzigste Präsident der Vereinigten Staaten voll Amerika, geb. 19. Nov. 1831 zu Orange in Ohio, stammte von puritanischen Eltern und verlor bereits im zweiten Jahre seinen Vater, einen armen Farmer. Er arbeitete, nachdem er nur den dürftigsten Schulunterricht in einer Distriktsschule genossen hatte, als Farmgehilfe, Zimmermann, Maultiertreiber und Bootsmann, wurde 1851 Pedell am College zu Hiram und widmete sich hier dem Studium mit solchem Erfolg, daß er, nachdem er 1854–56 noch William’s College in Massachusetts besucht hatte, 1857 im Hiram Eclectic Professor der alten Sprachen und 1858 dessen Präsident wurde. 1859 wurde er in den Senat von Ohio gewählt und 1860 zur Advokatur zugelassen. Beim Ausbruch des Bürgerkrieges zog G. als Oberst des 42. Freiwilligenregiments von Ohio im Frühjahr 1861 ins Feld und stieg 1862 zum Brigadegeneral auf. 1863 wurde er als Stabschef zum General Rosecrans kommandiert und verließ, für seine am 19. Sept. 1863 in der Schlacht am Chickamauga bewiesene Tapferkeit und Umsicht zum Divisionsgeneral ernannt, im Dez. 1863 das Heer. Schon Okt. 1862 war er in das Repräsentantenhaus des Kongresses gewählt worden, dem er bis 1880 angehörte. Im Juni dieses Jahres vertrat G. bei der republikanischen Nationalkonvention in Chicago die Präsident-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 540.