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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Garotíllo; Garotte; Garrat; Garrett; Garrick; Garrigue; Garrison

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Garotillo – Garrison

nannt, steigen oft mit stundenweit hörbarem Gebrüll und unter furchtbarer Verwüstung der Ufer im Ästuar bis in die Dordogne aufwärts. Auch der Fluß selbst richtet durch seine bei starken Niederschlägen eintretenden Überschwemmungen oft großen Schaden an. 1875 wurden bei einer solchen in Toulouse gegen 7000 Häuser vernichtet.

Die G. nimmt auf ihrem 600 km langen Laufe gegen 32 (darunter 8 schiffbare) Flüsse auf, die ihr Flußgebiet auf 84800 qkm erweitern und mit ihr eine schiffbare Wasserlinie von 2370 km darstellen, größer als irgend ein anderer Strom Frankreichs. Rechts fließen ihr von den Pyrenäen zu: Salat und Ariège, aus den Cevennen: Tarn, Lot und Dordogne. Von links her empfängt sie von den Pyrenäen Save, Gimone, Arrats, Gers, Baïse u. a. Die G. ist auf etwa 400 km schiffbar. Seeschiffe steigen mit der Flut bis Bordeaux, kleinere noch 54 km weiter bis Castets. Ungeachtet der Breite und Wasserfülle im untern Laufe hat der Strom viele seichte Stellen, welche bei niedrigem Wasserstand die Schiffahrt erschweren. Der Verkehr hat seit der Eröffnung der Südbahn bedeutend, seit 1864 um mehr als die Hälfte abgenommen; wenig beträchtlich ist er besonders auf der Strecke von St. Martory bis Agen. Zur Erleichterung und Verkürzung der Fahrt dient der Garonnekanal (Canal latéral à la G.). Derselbe schließt sich bei Toulouse an den Canal du Midi, folgt dem rechten Ufer, geht über Montech, wo er den Seitenzweig von Montauban aufnimmt, über Castelsarrasin, und über Valence d’Agen, führt unterhalb Agen mittels eines Viadukts über die G. und vereinigt sich mit ihr bei Castets. Er ist 193 km lang und trägt Fahrzeuge von 75 bis 150 t. Die G. selbst durchfließt vier Departements: Haute-Garonne, Tarn-et-Garonne, Lot-et-Garonne und Gironde.

Garotíllo (Garrotillo, spr. -tilljo), span. Name der Diphtheritis (s. d.).

Garotte, Garottieren, s. Garrotte.

Garrat, Gerbmittel, s. Bablach.

Garrett, s. Almeida-Garrett, João Baptista de.

Garrick (spr. gärr-), David, engl. Schauspieler, geb. 19. Febr. 1716 oder 1717 zu Hereford in England als Sohn eines Hauptmanns. Seine aus der Normandie stammende Familie (La Garrique) war nach dem Widerrufe des Edikts von Nantes nach England geflüchtet. Schon im 12. Jahre zeigte G. großes Talent in Farquhars Lustspiel «Der Werbeoffizier», das er mit Mitschülern aufführte. Dann arbeitete er auf dem Comptoir seines Oheims, eines reichen Weinhändlers zu Lissabon, kehrte nach einem Jahre zurück, besuchte kurze Zeit Sam. Johnsons Schule zu Lichfield und ging 1737 mit seinem Lehrer nach London, wo er eine Zeit lang die Rechte studierte. Hierauf eröffnete er ein Weingeschäft, das er indes bald aufgab, um sich der Bühne zu widmen. Nachdem er unter dem Namen Lyddall in Ipswich gastiert hatte und einen Sommer lang mit einer wandernden Truppe umhergezogen war, kehrte er nach London zurück, wo er, von Gifford, dem Eigentümer des Goodmansfield-Theaters, engagiert, Okt. 1741 mit außerordentlichem Erfolge als Richard Ⅲ. auftrat. Sein von der herkömmlichen Art ganz verschiedener natürlicher Vortrag machte einen außerordentlichen Eindruck. G. spielte 1742 in Irland, 1745 im Drury-Lane-Theater zu London, dann wieder in Dublin, bis er 1747 in Verbindung mit Lacy das Drury-Lane-Theater mit erneuertem Privileg kaufte und die Direktion übernahm. Er verbannte die Anstößigkeiten der ältern Lustspieldichter, brachte Shakespeares Dichtungen, an denen er freilich dem damaligen Zeitgeschmack gemäß vieles änderte, beim Publikum wieder in Ansehen und begründete so die glänzendste Periode der engl. Bühne. Nach 35 Jahren der Thätigkeit nahm er 10. Juni 1776 vom Theater Abschied und begab sich dann auf sein Landhaus bei London, wo er 20. Jan. 1779 starb. Er wurde in der Westminster-Abtei am Fuße des dem Andenken Shakespeares gewidmeten Denkmals beigesetzt. G. war klein, aber wohl gebaut, hatte schwarze lebhafte Augen und eine reine melodische Stimme. Gestalt und Mienen hatte er aufs bewundernswürdigste in der Gewalt; jede Leidenschaft stand ihm zu Gebote. Daher war er gleich groß im Tragischen wie im Komischen, wiewohl er im letztern größere Triumphe feierte. Von seinen 27 Lustspielen haben sich einige, wie «The lying valet», «Miss in her teens» und das gemeinschaftlich mit Colman geschriebene Stück «The clandestine marriage», auf dem Repertoire gehalten. Sie sind sowohl in den Supplementbänden zu Bells «British theatre» (Edinb. 1786) als auch besonders (3 Bde., Lond. 1798) gesammelt. Eine Sammlung seiner zum Teil trefflichen Prologe, Episteln und Gedichte enthalten die «Poetical works of D. G.» (2 Bde., Lond. 1785). – Vgl. Private correspondence of D. G. with the most celebrated persons of his time (2 Bde., Lond. 1831‒32); Davies, Memoirs of the life of D. G. (2 Bde., ebd. 1780; deutsch, Lpz. 1782); Murphy, The life of D. G. (2 Bde., Lond. 1801); Fitzgerald, Life of D. G. (2 Bde., ebd. 1868); Knight, David G. (ebd. 1894). – G.s Gattin, Eva Maria Veigel, geb. 29. Febr. 1724 zu Wien, war unter dem Namen Violette seit 1746 Tänzerin am Haymarket-Theater in London. G. heiratete sie 1749 und begleitete sie 1763 aufs Festland. Sie starb 16. Okt. 1822 zu London.

Garrigue (provençal., spr. -rihg), Weideplatz; Monts-Garrigues, die südl. Fortsetzung der Cevennen (s. d.).

Garrison (spr. gärrĭs’n), William Lloyd, amerik. Schriftsteller und Vorkämpfer für Abschaffung der Negersklaverei, geb. 12. Dez. 1804 zu Newburyport im Staate Massachusetts, gab in Boston vom 1. Jan. 1831 an die Zeitschrift «Liberator» heraus, die furchtlos die Grundsätze der Abolitionisten (s. d.) vertrat. G. wurde bald der bestgehaßte Mann in den Südstaaten. Schon im Dez. 1831 setzte die Legislatur des Staates Georgia einen Preis von 5000 Doll. auf seinen Kopf aus. G. begründete 1. Jan. 1832 eine Antisklaverei-Gesellschaft, an die sich zahlreiche Vereine, die den gleichen Zweck verfolgten, anlehnten. Bald darauf ging er nach England, um dort für die Zwecke der Gesellschaft Propaganda zu machen. Nach seiner Rückkehr beteiligte er sich an der Gründung der Amerikanischen Antisklaverei-Gesellschaft in Philadelphia. Nachdem durch den Bürgerkrieg das Ziel seiner Bestrebungen, die Aufhebung der Sklaverei, erreicht war, legte er 1865 sein Amt als Präsident dieser Gesellschaft nieder und löste sie auf. Auch ließ er den «Liberator» eingehen. Er starb 24. Mai 1879 in Neuyork. Außer einem 1843 zu Boston erschienenen Bändchen Gedichte: «Sonnets and other poems», sind G.s litterar. Arbeiten fast sämtlich Tendenzschriften im Dienste seiner Partei. Eine Auswahl derselben erschien als «Selections» (1852). – Vgl. Döhn, William Lloyd G. (in «Unsere Zeit», 1880, Ⅰ);