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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gasfeuerungen
Generatorgascrzeugung verwendeten Brennstoffe
sind Stcinkoblen, Koks, Braunkoblen, Lignit, Torf,
und Holz. Die verschiedenen Arten von Steintoble
(trockne Kohle, Backkohle, Anthracit) und Koks
(80-97 Proz. Kohlenstoff) stehen in diefer Bezie-
hung obenan, während Holz, Lignit und Torf
l50-70Proz.) diemindeftwertigen Ätaterialien dar-
stellen; Braunkohle steht mit <i5-80 Proz. zwischen
diesen. Großer Aschen-, Wasser- und Schlackengehalt
beeinträchtigt die Anwendbarkeit der genannten
Brennmaterialien zur Gaserzeugung erheblich,
Stückgröße und Flammbarkeit sind von geringerm
Einfluß. Neben dem Kohlenstoff- und Wasserstosf-
gehalt des Brennstoffs ist die während dessen Ver-
wandlung in Gase zugeführte Luftmenge wichtig für
die Zusammensetzung der gebildeten Heizgase.
Die Verwandlung der oben genannten Brenn-
stoffe in Gase findet in Schachtöfen (Gaser-
zeuger, Gasgeneratoren) statt, denen die
erforderliche Lnftmenge entweder frei zuströmt oder
mittels eines Saugapparats (z.V. Schornstein) oder
eines Gebläses zngejührtwird. ^e nachdem hierbei
die Luftznführung durch Schlitze nn Mauerwerk des
Schachtofens oder durch einen das Brennmaterial
stützenden Rost erfolgt, unterscheidet man Schlitz-
generatoren und Rostgeneratoren. Bei den
erstern dient entweder die gemauerte Schachtsohle zur
Unterstützung des Brennmaterials und die Schlitze
sind seillich angeordnet, oder die Seiten sind dicht
geschlossen und die schlitze befinden sich in der
Sohle selbst (System Lieget).
Die Gewinnung des Heizgasen im Generator
zerfällt in zwei Abschnitte: das Entgasen und das
Vergasen des Brennstoffs. Während bei dem erstern
unter der Wirkung mäßiger Temperaturen die ver-
dampfbaren Kohlenwasserstosfverbindungen sowie
das den meisten Brennstoffen anhaftende Wasser
abgetrieben werden, besteht die Vergasung in der
Überführung des nach der Entgasung zurückbleiben
den Kohlenstoffs (Koks) in brennbares Gas. Die
hierbei in den untern Teilen der Brennstofffchickt
frei werdende Wärme (die Vergafungswärme) deckt
in der Regel deu für die Entgafung nötigen Wärme-
verbrauch. Mitunter werden zur Deckung diesem
Wärmcverbrauchs auch die aus der Arbeitsstätte
abziehenden Verbrennungsprodutte heraugezogen,
indem man diese um eine an den Generator an-
geschlossene Netorte herumführt, in der alsdann
die Entgasung stattfindet, wonach der entstehende
Koks allmählich in den Generator befördert wird
(System Grobe-Lürmann). Ein Beifpiel der Zu-
sammensetzung des Generatorgases ist folgendes!
Kohlenoxyd 30 Proz., Wasserstoff 3 Proz., Koh-
lenwasserstoffe 2 Proz., Stickstoff (N Proz., Koh-
lensäure 4 Proz.
An der Eintrittsstelle der Lust, wi Rostgenera-
toren also unmittelbar am Nost, findet infolge des
Vorhandenseins reichlicher Sauerstoffmengen die
Verbrennung des Kohlenstoffs zu Kohlensäure statt,
welche aufwärts steigend die glühende Brennstoff-
schicht durchdringt und unter Aufnahme von Kohlen-
stoff zu Kohlenoxydgas reduziert wird. Bedingung
hierzu ist einerfeits eine hohe Temperatur, anderer-
seits eine genügend lange Berübrungsdauer des
Kohlensäuregases mit dem glühenden Kohlenstoff.
Die letztere wird durch entsprechend hohe Schichtung
des Brennstofss im Generator herbeigeführt. Die
Schichtnngsböhe ist durch die Art des Brennstoffs
dedinat und beträgt z. P. bci
lignitartiger (feuchter) Braun-
loble........580- 600 inm
stückreicher Brauntoble . . . 600- 700 "
stückreicher Gaskohle . . . 700- 800 "
festen Torfstücken.....800-1000 "
lofen Torfstücken.....1200-1400 >>
^ Auf 1 <im Rostfläche tonnen etwa 40-50 KZ Kohle
(je nach Beschaffenheit der letztern und den Zug-
verhältnissen) in der Stunde vergast werden.
Infolge der hohen Temperatur an der Stelle, wo
die Luft in den Generator eintritt, ist der Rost be-
deutender Abnutzung unterworfen, sodaß man oft die
kühlende Wirkung der znströmenden kalten Luft noch
durch Wafferdampf unterstützt, welcher durch die
Verduustung einer die Sohle des Afchenfalls be-
deckenden Wafferfchicht gewonnen wird. Hierbei wird
der weitere Vorteil erreicht, daß der Gehalt des
Gases an freiem Wasserstoff erhöht und der Stick-
stoffgehalt desselben infolge des bei der Wasser-
zcrsetzung frei werdenden Hauerstoffs relativ ver-
mindert wird. Ermittelungen an Kolsgencratoren,
bei denen also nur Vergasung (keine Entgasung)
stattfindet, ergaben, daß die am zweckmäßigsten zur
Anwendung kommende Wasserdampfmenge im Mit-
tel 0,63 ^ auf 1k^ des vergasten Kohlenstoffs be-
trägt. Hierbei schwankte der Wasserstoffgehalt des
gewonnenen Heizgafes zwifchen 9 und 15 Proz., nnd
es waren in dem Gasgemenge überhaupt ungefähr
31 Proz. brennbare Gase enthalten. Bei verschie-
denen Kokssorten fand sich, daß unter Benutzung
von Wasserdampf mit 1 k^ Koks im Mittel 5,9 cdm
Heizgas mit 3l Proz. brennbaren Gasen im Rost-
generator erzeugt werden können. Im Schlitzgene-
rator stieg die Heizgaserzeugung bei starkem Zug
bis auf 6," clnn mit 28 Proz. brennbaren Gasen.
Man unterscheidet bei den G., wenn auch wenig
zutreffend, direkte und indirekte Feuernngen.
Bei den erstern, auch Halbgasfenerungcn ge-
nannt, ist der Generator dicht an den Ofen ange-
baut, und es schlagen die Gase direkt aus dem Gene-
rator in den Ofenraum, während beiden letztern
der abfeits liegende Generator durch längere oder
kürzere Kanalleitungen (gemauerte Kanäle oder
eiserne Robre)
mit dem eigent-
lichen Arbeits-
ofen verbunden
ist, auch gleich-
zeitig mehrere
Arbeitsstätten
speisen kann.
IndiefeLeilun-
gen eingeschal-
tete, durch Be-
rieselung wir-
lende Weck-
apparate die-
nen zur Reini-
gung des Ga-
ses, insonder-
heit zur Kon-
densierung der
F'g. i.
dampfförmigen Beimischungen (Wasser, Teer).
Zur Veranschaulichung der baulichen Gestaltung
der Gaserzeuger seien einige neuere Konstruktionen
als Beispiele angeführt.
1) Torfgasgenerator <s. vorstehende Fig. 1).
Der im Innern mit einem Fmter aus feuerfesten
Steinen ausgeileidete Ofensckackt a ist nach Utt^ett