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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gasmotor
Zutritt der Luft stattfindet. Luft und Gas treten durch
die Öffnung F in den Cylinder. Beim Aufwärts-
gange des Kolbens wird zunächst ein Gemisch von
atmosphärischer Luft und brennbarem Gas in den
Cylinder eingesaugt, bis der Kolben die Öffnung 1i
des Zündventils passiert hat. Diese ist mit einer
Klappe verschlossen, welche nach außen an den Cy-
linderwänden anliegt und nach innen sich öffnet. Ist
der Kolben über Ii weggegangen, so schlägt die Klappe
in den Cylinder herein, worauf der Brenner die
schnelle Entzündung und Verbrennung des Gas-
und Luftgemenges bewirkt. Das Gas- und Luft-
gemenge, welches bei der Verbrenmmg eine sehr
dohe Spannung annimmt, treibt, indem es erpan-
diert, den Kolben bis ans Ende seines .Hubes. Beim
Rückgang des Kolbens werden die Verbrennnngs-
produkte aus dem Cylinder ausgestoßen und ge-
langen durch das Abzugsrohr ins Freie. Die Ab-
kühlung des Cylinders erfolgt ohne Wasser und
wird durch die eigentümliche Form der Mantelfläche
desselben bewirkt, die mit vielen ausstrahlenden
Nippen versehen ist. Die aus den Figuren ersichtliche
eigentümliche Verbindung von Kreuztopf, Kolben
und Kurbelwelle hat den Vorteil, einmal während
oer Explosion beim Kolbenaufgang den Seitendruck
auf die Kreuzkopfführung
möglichst gering zu machen
und weiterhinbei gleichmäßi-
ger Rotation des Schwung-
rades einen schnellen Auf-
gang und langsamern Nie-
dergang des Kolbens zuzu-
lassen.
Ottos neuer Motor,
der verbreitetste G., wird in
Teutschland von der Gas-
motorenfabrik DeutzinKöln- ^
Deutz gebaut. Aus dieser
Fabrik sind bis 1893 gegen
40000 Motoren von über
170000 Pferdestärken hervorgegangen. Der G.
wird in Größen von ^ bis zu 100 und mehr Pferde-
stärken und in stehender (kleinere Motoren) oder lie-
gender Anordnung (Eincylinder- oder Zwillings-
Motor) geliefert. Fig. 3, Taf. I, giebt die Ansicht
eines eincylindrigen Ottoschen Motors liegender An-
ordnung, wie sie von ^ bis 12 Pferdestärken ge-
baut werden. Fig. 4, Taf. I, stellt einen Zwillings-
nwtor liegender Konstruktion dar mit zwei Schwung-
rädern, eine Bauart, die einen sehr gleichmäßigen
Gang des G. erreichen läßt, weshalb diese Motoren
vorteilhaft zum Betriebe von Dynamomaschinen für
Beleuchtungsanlagen Verwendung finden.
Die Wirkungsweife des liegenden Ottoschen
Motors zeigt beistehende Fig. 2. Die Cylinder-
bobrung ist etwas länger, als dem Kolbenhub ent-
spricht, sodaß, wenn der Kolben d (wie in Fig. 2)
sicb in seiner Endstellung im äußern Totpunkt be-
findet, zwischen ihm und dem Cylinderboden noch ein
angemessener Naum a, bleibt, welcher mit einem
Teil der von der letzten Füllung herrührenden gasigen
Verbrennungsprodukte angefüllt ist. Während des
regelmäßigen Betriebes geht von dieser Totpunkt-
stellung ab durch die Wirkung des Schwungrades
der Kolben nach der Kurbel zu. Auf diefem ersten
Hingang wird das explosive Gemisch aus Gas uud
Luft durch den Kanal o in die Maschine eingesaugt.
Luft und Gas müssen dabei die Kanäle des Schie-
ders ä passieren, der durch die Stange e, die an
der kleinen Kurbel l angreift, von der rotierenden
Welle g-, welche parallel zur Maschinenachse liegt,
eine bin und her gehende Bewegung erhält. Die
Welle 3 wird durch die Zahnräder (oder durch
Schraubenräder) 1i und i von der Knrbelwelle 1c so
angetrieben, daß sie halb so viel Touren macht als
letztere. Die Bewegung des Schiebers ä ist derart
reguliert und die Kanäle in demselben und den
Schieberspiegeln sind so angeordnet, daß während
der ersten Hälfte des Kolbenhubes Luft allein in
den Cylinder tritt, beim zweiten Teil dieses Hin-
gangs dagegen eine Mischung von Gas und Luft
eingesaugt werden kann. Nach Beendigung des Hin-
ganges (Saugperiode), wenn also der Kolben im
innern Totpunkt steht, ist der Cylinderraum mit er-
plosibelm Gemisch erfüllt und zwar so, daß im
Schieber und in: Zuführungskanal c der Gasgehalt
und die Entzündbarkeit am größten ist. Beim dar-
auf folgenden ersten Rückgang des Kolbens (Kom-
preffions Periode) wird der Cylinderinhalt kom-
primiert (bis gegen 4 Atmosphären). Kurz ebe der
Kolben im Totpunkt angelangt ist, wird durch den
Schieber ä (den Kanal ^) eine Verbindung herge-
stellt zwischen einer kleinen bei 1 brennenden Ver-
mittelungs-Gasflamme und dem Cylinderinhalte.
Während der Kolben im Tot-
punkt steht, erfolgt die Zün-
dung und die Explosion, wobei der Druck im
Cylinderinnern bis auf 10 bis 12 Atmosphären
anwächst. Eine momentane Explosion und Ver-
brennung der gesamten eingeschlossenen Ladung
findet dabei aber nicht statt; die Verbrennung setzt
sich vielmehr noch während eines Teils der Ex-
plosionsperiode oder Arbeitsperiode, des
betrachteten zweiten Hinganges, fort (Nachbrennen),
wodurch der mittlere Druck im Innern höher gehal-
ten wird, als der reinen Expansion der im Cylinder
eingeschlossenen gespannten Gase entsprechen würde
(s. Indikatordiagramm). Die während der Arbeits-
periode geleistete nutzbare Arbeit wird auf den
Kolben und weiterbin durch Pleuelstange und Kur-
belwelle auf ein Schwungrad übertragen, defsen
lebendige Kraft den abermaligen Rückgang dcs Kol-
bens und während desselben (Austrittsperiode) den
Austritt der Verbrennungsprodukte durch das Aus-
trittsventil in bewirkt. Dieses (in Ansicht in Fig. 4,
Taf. I, sichtbar) ist ein einfaches Kegelventil,
welches durch Federkraft geschlossen gehalten und
während des entsprechenden Kolbenrückganges von
der seitlichen Welle ^ aus durch auf der Muffe n
angebrachte Daumen und entsprechende Hebelver-
bindung geöffnet wird. Hm eine zu starke Erhitzung
der Wände des Cylinders zu verhindern, ist der
Cylinder (wie auch sehr häusig das Austritts-
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