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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gasmotor
bracht. Der Glühkörper a ist hier ein von der dar-
unter befindlichen Gasflamme erhitztes Eisenrohr.
Wird der Schieber d so weit gesenkt, das;, wie in
der Figur, durch den Schieberkanal Explosions-
gemisch in das Glührohr überströmen kann, so ent-
zündet sich dieses und die Verbrennung pflanzt sich
in den Cylinder fort. Elektrische Zündung
wendet schon Lenoir an. Zwischen zwei isoliert in
den Cylinderraum eingeführten Drähten läßt man
im Moment der Zündung eine Reihe von Funken
eines Funkeninduttors überspringen, entweder mit
Benutzung einer galvanischen Batterie oder einer
kleinen Dynamomaschine, welche vom Motor aus in
Bewegung gesetzt wird iwie beim Bcnzschen Zwei-
taktmotor ausgeführt, s. unten). Endlicb sind in
der neuesten Zeit speciell für die Zwecke der Zün-
dung kleine magnetelektrische Apparate gebaut wor-
den, welche sehr einfach und bequem sind und meist
zur Zündung an Petroleummotoren (s. d.) Verwen-
dung finden.
Die Regulierung erfolgt auf zwei Arten.
Erstens, und bei weitem überwiegend, reguliert mau
in der Weife, daß man, immer gleiches günstigstes
Gemisch von Gas und Luft benutzend, wenn der
Motor zu fchnell läuft, Explosionen ausfallen läßt,
bis er wieder auf seinen normalen Gang gelangt
ist; zweitens in den Fällen, wo es zunächst auf sehr
gleichmäßigen Gang und erst in zweiter Linie auf
die Verwendung des besten Gemisches und spar-
samsten Betriebes ankommt, behält man stets die
Füllungen bei, verändert aber den Sättigungsgrad
der Luft mit Gas. Bei Schiebermotoren, wie
denen der Deutzer Fabrik, wird das Ausfallen der
Gasladungen bei der Regulierung nach der ersten
Art dadurch erreicht, daß das Gasventil geschlossen
gehalten wird. Nachstehende Fig. 5 giebt die be-
treffende Einrichtung mit Benutzung eines Ccntri-
sugalpcndcl - Tachomcto r s, das auch iu Fig. 3
u. 4, Taf. I, und Fig. 4,
Taf. II, zu erkennen ist.
Das auf der schon oben
erwähnten Welle F feste
Kegelrad n treibt das Ta-
chometer an, welches bei
seiner Bewegung den He-
bel 8 verstellt und damit
dieMuffe<iaufderWelless
verfchiebt. Auf der Muffe
l ist ein Daumen ange-
bracht, durch den bei nor-
malem Gange des Mo-
tors, also normaler Stel-
lung der Muffe, der an fei-
nem Ende mit einer Rolle
versehene .Hebel gehoben wird, welcher das Gasventil
öffnet. Läuft der Motor zu fchnell sdie normale
Tourenzahl ist in der Regel 160 bis 180), fo gehen
die Tachometerkugeln nach außen und die Muffe <i
wird vom Hebel 8 zur Seite (in der Fig. 5 nach links)
gerückt; der Daumen trifft die Rolle nicht mehr, sodaß
das Gasventil geschlossen bleibt. Bringt man auf
der Muffe nicht nur einen Daumen an, sondern eine
Reihe von folchen, bei denen jeder folgende das Gas-
ventil etwas länger geöffnet hält als der vorher-
gehende, so erhält man eine Regulierung der zweiten
Art, mit stets eintretenden Gasfüllungen, aber ver-
schiedenem Gemisch. Der in Fig. 5 gezeichnete kleine
Hebel t dient dazu, beim Ingangsetzen des Motors
den Regulator in einer solchen Stellung abzustützen,
5/
Flg.
daß ein Heben des Gasventilhcbels durch den Dau-
men erfolgen kann; dies ist notwendig, denn wenn
die Mafckine stillsteht oder infolge überbürdung
znm Stillstand kommt, so wird durch das sinkende
Tachometer die Muffe mit dem Daumen fo weit
nach der Seite sin Fig. 5 nach rechts) gerückt, daß
der Hebel zum Gasventil nicht gehoben wird, das
letztere geschlossen bleibt und kein unnützes und ge-
fährliches Entweichen von Gas stattfinden kann.
In ähnlicher Weise wird die Regulierung durch
Ausfetzen der Gasfüllung erreicht durch den sog.
Pendelregulator oder bei Ventil-Gasmotoren
mit selbstthätig sich hebendem Mischventil (G. von
Gebr. Körting) einfach durch Offenhalten des Aus-
laßventils während des zu schnellen Ganges, wobei,
weil das Mischventil sich nicht hebt, keine neue La-
dung von explosivem Gemisch eintreten kann.
Die Zweitaktgasmotoren, also solche G.,
bei denen auf jede Umdrehung der Kurbelwelle eine
Explosion kommt, sind gebaut worden, um die Uu-
regelmäsiigkeiten im Gange zu vermeiden, welche
daraus entspringen, daß bei den Viertaktmotoren
erst nach mindestens je zwei Umdrehungen eine An-
triebsperiode erfolgt; die Zweitaktmotoren haben
aber, ihrer kompliziertem Bauart und ihres weniger
ötonomifchen Arbeitens wegen, keine größere Ver-
breitung erlangt. Als Beispiel eines Zweitakt-
motors ist in Fig. 5, Taf. Il, der von Benz konstruierte,
Benzmotor, in Ansicht dargestellt.
Eine eigentümliche, von allen sonstigen Konstruk-
tionen abweichende Erscheinung bietet derCycle-
m o t o r v o n A ttinso n. Eigentümlich ist bei diesem
Motor die Gestängeverbinduug vom Kolben nach der
Kurbelwelle und die dadurch bedingte Lage des Cylin-
ders gegen die letztere. Dieses Getriebe ermöglicht
es, daß bei einer Umdrehung der Welle der Kolben
zwei Spiele von verschiedener Länge macht, also ähn-
lich wie bei den Viertaktmotoren zwei Hin- und zwei
Rückgänge. Die Gaswirkung und der Prozeß im
Cylinder ist demnach ganz analog den Viertaltmoto-
ren, nur daß, wie bei den Zweitaktmotoren, bei jeder
Umdrehung der Welle ein Antrieb erfolgt.
Als Neb enteile gehören zu den G. der Ein-
und Auslaßtopf und der Gummibeutel. Der Ein-
laßtopf wird vor das Luft-Aussaugcrohr ge-
schaltet, beseitigt das schlürfende Geräusch beim
Lufteinziebcn und fängt gröbere mit der Luft ein-
tretende Unreinigteiten auf. Der Aus laß topf,
ein einfaches cylindrifches Gefäß, an welches das
Austrittsrohr vom Motor angeschlossen ist und von
dem aus das eigentliche Ausblaferohr ins Freie
führt, mäßigt das Geräufch beim Ausströmen der
noch ziemlich gespannten Verbrennuugsgase. Er
hat außerdem noch den Zweck, das Wasser und die
Schmierölteile aufzufangen, welche von den Ab-
gasen mitgeführt werden. Der Gummibeutel
dient dazu, das Gas, welches nicht kontinuierlich,
sondern in Intervallen in ziemlichen Mengen der
Gasleitung entnommen wird, dem Motor immer
unter dcmfelben Drucke zuzuführen und störende Ein-
wirkungen auf die von derfelben Leitung gespeiste
Gasbeleuchtung zu verhüten. Dem entsprechend muß
der vor den Motor in die Gasleitung eingeschaltete
Gummibeutel aus bestem elastischem Gummi ge-
fertigt und so groß sein, daß er Gas für 10-15
Füllungen faßt.
Das Ingangsetzen eines G. ist nicht so einfacb
als das einer Dampfmaschine: nach Öffnung des
Gashahnes und Anstecken der Zündflammen hat