Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

597
Gaudi - Gauermann
Gerichtsbezirk Untermeidling, gehörig, seit 1890 mit
derHauptstadtvereinigt. G.entstand aufdemGrund-
eigentume des Schottenklosters zu Wien, und sein
Name rührt von dem Abt dieses Klosters, Gauden-
tius Dunkler her. 1812 wurden die ersten Häuser
gebaut; 1832 hatte G. 1680, 1857: 8750, 1869:
11692,1880: 12377, 1890: 12455 E. Das Brau-
baus des Hofbraumeisters Gierster begründete in
den dreißiger Jahren den Ruf des Wiener Bieres.
Gaudi (Gaudy), Friedr. Wilh. von, preuß.
Generallieutenant, geb. 23. Aug. 1725 zu Spandau,
studierte zunächst in Königsberg und trat dann 1744
in das Infanterieregiment Prinz Heinrich ein. Er
nahm teil am Zweiten Schlesischen Kriege, wurde
1756 Hauptmann und Flügeladjutant des Königs
und machte als solcher den Siebenjährigen Krieg
mit, in dessen Verlaufe er Zieten und Hülsen als
Stabschef und Rat in höhern militär. Dingen bei-
gegeben war. Ein von G. während des Krieges
geführtes Tagebuch, das als Manuskript im Kriegs-
archiv des Generalstabs aufbewahrt wird, kann,
wenn auch früher viel benutzt, dennoch nicht als
eine maßgebende Quelle für die Geschichtschreibung
angesehen werden, da G. in seiner Darstellung
durch gewisse Gegensätze, in die er zum König ge-
treten war, beeinflußt erscheint. Außerdem verfaßte
G. einen "Verfuch einer Anweifung für Offiziere
von der Infanterie, wie Feldschanzen angelegt und
erbaut werden können" (Wesel 1767; 6. Aufl., Lpz.
1817). G. starb 13. Dez. 1788 als Gouverneur von
Wesel, nachdem er bei der Expedition nach Holland
ohne besondere Erfolge eine Division befehligt hatte.
6?"?/cttok., hinter lat. Pflanzennamen Abkür-
zung für Charles Gaudichaud-Beauprö (fpr.
godischoh bopreh), franz. Botaniker und Forschungs-
reisender, geb. 1789, gest. 1864 zu Paris.
Gaudium (lat.), Freude.
Gaudry (spr. godrih), Albert, franz. Geolog und
Paläontolog, geb. 15. Sept. 1827 zu St. Germain-
en-Laye bei Versailles, unterfuchte 1855 - 60 die
Umgebung von Pikermi in Griechenland paläontolo-
gisch, dann Anfang der siebziger Jahre die Tertiär-
schichten von Mont-Lliböron. Von ihm erschienen:
"R6c1i6rcQ68 8ci6iUititiu68 6N Orient') l)Par. 1855),
"C0Nt6MP0rg.I16it6 äe 1'68P6C6 kuinainß 6t ä6 äi-
V6l868 68P6068 aniniai68 aUMirä'tmi 6t6int68"
(ebd. 1861), "66010316 äe 1'ii6 ä6 0Ii^pi'6" (ebd.
1862), "Oon8iä6i-Hti0N8 F6N6rai68 8nr 163 aniinllux
t088ii68 ä6 ?ik6i'mi" (ebd. 1866), "^nimaux t088ii68
6tF60i0Fi6ä6i'^Vtti<iu6"(ebd.1862-67),"^niuilmx
t'083ii63 du N0iit-I^6d6rcm" (ebd. 1873),"Nllt6rillux
P0U1' 1'di8t0ii'6 ä68 t6mp8 <iug.t6i'naii'68" (ebd. 1876
-80), "1^68 6ncdain6iN6nt8 äu M0nä6 9,nima1 äan8
163 t6nip8 ßs!0i0Fi^u68'> (3 Tle., ebd. 1877-90),
"1^63 kmc6ti-68 ä6 U08 ^nimaux äau8 168 t6Mf)8
360i0Fi<iu68') (Par. 1888; deutsch u. d. T. "Die
Vorfahren der Säugetiere in Europa", von W.
Marshall, Lpz. 1890)^
Gaudy, Franz, Freiherr von, deutscher Dichter,
aus einer schott. Familie stammend, geb. 19. April
1800 zu Frankfurt a. O. als der Sohn des damaligen
Majors, 1823 als Generallieutenant gestorbenen,
Friedr. Wilh. Leop. von G., erhielt seine Bildung
auf dem (^0ii6F6 lr!M5!N8 zu Berlin, dann auf der
Landesschulc Pforta, trat 1818 in das preuß. Heer,
wurde bald Offizier, nahm aber 1833 seinen Ab-
sckied und privatisierte, mit litterar. Arbeiten be
sckäftigt, in Berlin. l<^35 und 1838 macklc ^
Reisen in Italien. G. starb 5. Febr. 1840 zu Berlin,
Schon in seinen frühern Liedern zeigte sich G. als
Nachahmer der Heineschen Liederform, die ihn sein
Leben lang beherrscht hat. Immerhin erhob er sich
später zu selbständigem Äußerungen seines Talents,
besonders glücklich in humoristischen und satir. Ge-
dichten, die durch frische Leichtigkeit des Tons und
schlagfertigen Witz zuweilen an die Art B^rangers
erinnern. Er war ein entschiedener Anhänger des
französierenden Liberalismus. Noch völlig in Heines
Manier befangen zeigtihn feine"Erato"(Glog.1829'.
neue Ausg., Berl. 1836), der die "Gedankensprünge
eines der Cholera Entronnenen" (2. Aufl., Glog.
1832), "Schildfagen" (ebd. 1834), "Korallen" (ebd.
1834) folgten. Kräftiger wirkt fein Talent in der
Novelle "Desengano" (Lpz. 1834) und inden"Kaiser-
licdern" (ebd. 1835), in denen er dem liberalen Napo-
leonkultus huldigt. Früchte seiner ersten Reise nach
Italien waren die zum Teil sehr anmutig geschriebene
Reisedarstellung "Mein Römerzug" (3 Bde., Berl.
1836), die launige Novellette "Aus dem Tagebuche
eines wanderndenSchneidergesellen" (Lpz.1836; neue
Ausg. 1871) und die prächtigen "Venet. Novellen"
(2 Bde., Bunzl. 1838). Seiner letzten Periode ge-
hören noch die "Novelletten" (Berl. 1837) und die
"Lieder und Romanzen" (Lpz. 1837) an. Mit Cha-
misso veranstaltete er eine Auswahl von Bsrangers
Liedern in freier Bearbeitung (ebd. 1838; neue Ausg.
1873). G.s "Sämtliche Werke" gab Arthur Müller
(24 Bde., Berl. 1844-47; neue Ausg., 8 Bde., 1853)
heraus. Nach Schwabs Rücktritt war G. mit Cha-
misso Redacteur des "Deutschen Musenalmanach".
Gaudy, Friedr. Wilh. von, s. Gaudi.
Gauermann, Friedrich, Tier- und Landschafts-
maler, Sohn des folgenden, geb. 20. Sept. 1807 zu
Miesenbach in Niederösterreich, lernte an der Aka-
demie und der Hofbidliothek zu Wien, wo er die
meisten radierten Blätter der berühmtesten Meister
in der Tiermalerei zeichnete. Im Sommer studierte
er nach der Natur, in Steiermark, Tirol und Salz-
burg. Diesen zwiefachen Bemühungen verdankt
er, daß feine Bilder im landschaftlichen Teile und
in den Tierdarstellungen gleich vortrefflich sind.
Aber auch in der Figurenmalerei blieb er nicht zu-
rück. Hervorzuheben sind: Der Hohlweg mit Vieh-
herde (1826; Schloß Johannisberg), Felsenschlucht
mit einem von Wölfen überfallenen Rehbock und
Gebirgsfee mit einer Bärin, die ein Jungvieh ver-
zehrt (1830; Rothschild in Paris), Ackersmann mit
ruhender Bäuerin (l834; Hofmufeum in Wien),
Gebirgsansicht mit Iagdscene (1840), Scheiben-
schießen in Tirol (1841; Fürst Schwarzenberg),
Gosausee (1843), Alpenhütte (1843; Erzherzog
Franz), Bauernhof bei Salzburg (1844; Fürstin
Kinfky in Trieft), Der erlegte Bär (1846; Fürst
Auersperg), Der Geier und die junge Gemse (1848;
Fürst Colloredo, Prag), Der erlegte Hirsch (1850;
Fürst Esterhäzy), Hunde einen Eber verfolgend
(1852; Galerie zu Brunn), Brunnen in Tirol (1852)
und Dorffchmiede dei Salzburg (1853; beide in der
Berliner Nationalgalerie), Alpenweg mit Ziegen
(1857; Kaiser von Österreich). Zahlreiche Skizzen
besitzt die Wiener Akademie. In der Darstellung
zeigt sich feine Beobachtung, große Naturwahrheit
und Meisterschaft, sowohl in der Zeichnung als in
der feinen, klaren Färbung. Viele Bilder G.s sind
lithographiert worden. Er hat auch einige Tier-
studien radiert. G. starb 7. Juli 1862 in Wien.
Gauermann, Jakob, Landschaftsmaler, Zeick
ner und Kupferstecher, ged. 1773 zu tiffingen bei