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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gazeband - Gazellen
Dic Eigentümlichkeit aller echten Gazegewede be-
steht darin, daß behufs Erzielung größerer Nnver-
sckieblichkeit der Fckden je zwei zusammengehörige
Kettenfäden (Pol- und Stückfaden) zwischen je zw>?i
Schußfäden abwechselnd nach rechts und nach links
verzwirnt sind, wobei der eine Kettenfaden sämtliche
Einschlagfäden unter sich, der andere Kettenfaden
sämtliche Einschlagfäden über sich liegen läßt. Es
entstehen so zwischen Einschlag- und Kettenfäden
regelmäßige viereckige Öffnungen, welche die mannig-
fachste Verwendung der G., z. V. zur Herstellung
von Siebflächen sür sehr feinkörnige Materialien,
wie zur Trennung des Mehls von derKleie ls. Beutel
tuch), gestatten, wobei es auf bestimmte, unver
änderlich bleibende Größe der Öffnungen ankommt.
Die Stühle zum Weben der G. sind von denen für
einfache leinwandartige Zeuge hauptsächlich durch
den die Verzwirnung erzeugenden Teil (früher den
sog. Perlkovf, jetzt den auf demselben Princip be-
ruhenden Gazeschaft) verschieden: mit einer Ein-
richtung zum Weben gemusterter G. sz. B. dem
Iacquardgetriebe) verbunden, werden dieselben je-
doch ziemlich kompliziert. Aus dem Wort G. entstand
(auf den Vorschlag van Helmonts in Brüssel) im
17. Jahrh, das Wort "Gas" als Bezeichnung aller
luftartigen Körper, von denen die atmosphärische
Luft nur eine befondere Art ist.
Gazeband,s. Bandfabritation (Bd. 2, S. 360:,,).
Gazelle, Tier, s. Gazellen.
Gazelle, gedeckte Korvette der deutschen Marine,
die unter Führung des Kapitäns zur See Freiherrn
von Schleinitz vom Juni 1874 bis Mai 1876 eine
Expedition zur wissenschaftlichen Erfor-
schung der Oecane ausführte. Hauptaufgaben
waren: Tiefseeforschung, Untersuchung der Meeres-
strömungen und desMeeresgrundes, magnetische und
Meteorolog. Beobachtungen sowie allgemeine natur-
geschichtliche und Physik. Forschungen. Zur Lösung
dieser Aufgaben war die G. mit entsprechenden In-
strumenten reichlich ausgestattet, das Offizierkorps
für den Gebrauch derselben und die zu lösenden Auf-
gaben durch den damaligen Hydrographen derAdnu-
ralität. Georg Neumayer, eingehend vorbereitet und
auch einige deutsche Gelehrte an Bord eingeschifft.
Nebenbei hatte die Expedition die für die Beobachtung
des Venusdurchganges auf den Kcrguelcninseln be-
stimmte astron. Mission an ihren Bestimmungsort
zu bringen und durch Schiffsoffiziere zu mV erstützen,
sowie diefc Inseln und einige andere Küstcnstrecken
unter Feststellung der gcogr. Position zu vermessen.
Die Reise ging über Madeira nach den Kap-Verde
schen Inseln und von dort über Montevideo nach
einem Punkt im Südatlantischen Ocean, der zwischen
Afrika und dem von der ChallengerErpedition (s. d.)
genommenen Wege liegt, um dessen Beobachtungen
nver die Gestaltung des Profils des (^üdatlantischen
Oceans zu ergänzen. Von hier begab sich die G.
unter Anlaufen von Ascension nach der Mündung
des Kongo, um die Äquatorial- und Guineaströmung
an der afrik. Küste und die dortigen magnetischen
Verhältnisse zu erforschen. Kapstadt war das nächste
Reiseziel, hier wurden auf der Sternwarte nochmals
die Chronometer kontrolliert und dann die überfahrt
nach den Kerguelen angetreten. Nach Anlaufen der
Crozet- und Pinguin-Inseln, welche geographisch ge
nauer bestimmt wurden, ankerte die G. 26. Okt.
1874 in Betsy Cove, einer kleinen Bucht der auf der
Kergueleninsel liegenden Accessiblebai. Nachdem die
Penuserpedition am Land eingerichtet war, führte
die G. die Vermessung der Inseln aus und kreuzte fast
4 Monate in deren Nähe, in fast ständig schlechtem
Wetter. Einer der seltenen klaren Tage war der wick-
tige 9. Dez., an dem dic Beobachtungen des Venus-
durchgangs vollständig gelangen. Nach genauester
astron. Ortsbestimmung des Beobachtungsortes
wurde die Misst oll 5. Febr. 1875 wieder an Bord
genommen und von der G. in Mauritius an Land ge-
setzt. Sie segelte dann unter Fortsetzung ihrer wissen-
schaftlichen Beobachtungen nach der Westküste von
Australien, den Sunda-Inseln, weiter nach Neu-
guinea und über dieAnachoretcninseln,Neuhannovcr,
Neumecklcnburg, Neupommern und Bougainville-
Insel nach Brisbane an der austral. Ostküste. Nach
dreiwöchigem Aufenthalte wurde von hier die Heim-
reise angetreten über die Fidschi- und Samoa-Inseln
durch die Magalhaes-^traße nach Montevideo, wo
die G.mit dem gleichfalls auf der Rückkehr begriffenen
(^ hallenger zusammentraf, mit welchem gemeinsam
das Programm der Forschungen ausgestellt war.
Reich beladen mit Beobachtungsmaterial kehrte die
G. 28. April 1876 in den Kieler Hasen zurück. Sie
hatte in 450 Seetagen die Strecke von rund 30000
Seemeilen, davon 20000 unter Segel allein, zurück-
gelegt. Die viel Zeit und Kosten erfordernde Zu-
sammenstellung der wissenschaftlichen Reifeergebnissc
hat sich infolge mannigfacher Hinderungsgründe
verzögert, ist aber 1890 durch den Admiralitätsrat
des Hydrographischen Amtes, Korvettenkapitän a.D.
Rottok, zu Ende geführt worden. Das vom Hydro
graphischen Amt des Reichs - Marineamtes heraus-
gegebene Werk betitelt sich: Die Forschungsreise
S. M. S. Gazelle in den 1.1874-76 (Berl. 1890):
es umfaßt 4 Teile, davon enthält Teil 1: Reise-
bericht, Teil 2: Physik und Chemie der besuchten
Oceane, Teil 3: Zoologie und Geologie, Teil 4:
Botanik; Teil 5: Meteorologie. Außer den oceano-
graphischen sind namentlich auch die ethnogr. For-
schungsergebnisse von hervorragender Bedeutung.
Gazellehalbinsel, die nordöstl. Spitze der
Insel Nenpommern im Bismarck-Archipel, hängt
nur durch eine 10 Kni breite Landenge mit der
Hauptinsel zusammen. Das Innere ist flacb bergig,
im höchsten Punkte, dem Berg Varzin (Wunakukur).
605 m hoch. Die flachen Hänge sind sehr sruchtbar
und zu Plantagenbau geeignet. An der Nordost-
spitze die Vlanchebai ss. d.).
Gazellen, eine Gruppe der zu den Wieder-
käuern gehörenden Familie der Antilopen ls. d.).
Sie unterscheiden sich von den übrigen Antilopen
durch die bei beiden Geschlechtern vorhandenen,
mehr oder minder lcierförmigen, geringelten Hörner,
die deutlichen Thränenspalten und die ziemlich
großen Drüsengruben zwischen den Zehen und in
den Weichen. Hierher gehören die zierlichsten Arten
unter den Antilopen. Alle sind leicht und fein ge-
baut, flüchtig, lebhaft und in der Wildnis sehr scheu,
doch auch leicht zähmbar. Vorzüglich gilt dies von
der eigentlichen Gazelle Antilope oderOaxeliH
ä0i'(H8 ^l??<7F, s. Tafel: Antilopen II, Fig. 4),
welche im nordöstl. Afrika häufig ist, sowie von der
arabischen Gazelle s.Viitilopß ai'al>icii ^7i/em-
/>6?^), die in Arabien und Syrien lebt und der erstern
sehr ähnlich ist. Beide leben herdenweise. Ihre
Schnelligkeit ist außerordentlich. Man jagt sie zu
Pferde mit Falken, Windhunden oder auch mit Iagd-
katzen (Geparden). Sie sind sckon seit uralten Zeiten
bekannt und spielen in den Gedickten der orient.
Völker eine große Rolle, wo sie mit Lobpreisungen