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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gebirge; Gebirgsarten; Gebirgsbahnen

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Gebirge – Gebirgsbahnen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gebinde'

bei mittelbarer Verbindung der Sparren mit den Balken, also bei Dachstühlen mit Versenkung (Drempelwand, Kniestockwand) ein Dreieck verbunden mit einem Rechteck an der Basis. (S. Dach und Dachstuhl.) Man unterscheidet Leergebinde (Leergespärre, Zwischengespärre) und Bindergespärre (Dachbinder, auch Hauptgespärre). Die letztern nehmen den Quer-, bez. Längenverband des Dachstuhls, hergestellt durch Rahmen, Fetten, Streben, Kopfbänder, Zangen, in sich auf und dienen, in Entfernungen von 3,5 bis 5 m aufgestellt, zur Unterstützung der zwischen ihnen liegenden 3–4 Leergespärre. Bei Walm- und Wiederkehrdächern tritt ferner das sog. Anfallsgebinde auf, an welches sich die Grat- und Kehlsparren anschmiegen. Um die Schiftungen der sog. Schiftersparren (s. Holzverband) ausführen zu können, bedarf man eines Grundrisses und Aufrisses. Ersterer wird durch die Zulage oder den Werksatz, letzterer durch das sog. Lehrgespärre gebildet.

Im Garnhandel nennt man G., Gebind, auch Fitzen oder Fitz, eine durch Umbinden eines Fadens (des sog. Fitzfadens) bezeichnete Unterabteilung eines Strähns (s. Garn) und besteht aus einer Anzahl von Fäden, deren Länge je mit dem Haspelumfang übereinstimmt.

Ferner heißen G. im Weinhandel die zur Aufnahme von Flüssigkeiten bestimmten Fässer, namentlich solche größern Inhalts.

Gebirge (Gebirgssystem), eine Gesamtheit räumlich zusammenhängender, größerer oder kleinerer Unebenheiten der Erdoberfläche, die sich nach Umgrenzung und Höhenentwicklung von ihrer Umgebung deutlich abheben. Klar hervortretende Einzelerhebungen heißen Hügel, wenn sie niedrig, Berg, wenn sie einigermaßen hoch sind. Eine scharfe Grenze zwischen beiden Erhebungsformen zu ziehen ist aber ebenso schwierig wie eine solche zwischen Hügelland und eigentlichem G., das auch Bergland genannt werden kann. Innerhalb der Grenzen eines G. können auch räumlich beschränkte Ebenheiten in verschiedener Höhenlage – Tiefland, Tiefebene; Hochland, Hochebene – vorkommen, sodaß dasselbe alle erdenklichen Formen des Reliefs in sich enthalten kann. Bilden die Erhebungen auf längere Erstreckung hin eine linear verlaufende Wasserscheide, so nennt man diese Kamm (Gebirgskamm), der als Rücken, Grat, Schneide, Egge ausgebildet sein kann, wie auch beim Einzelberg alle Übergänge von der sanft abfallenden Kuppe bis zur Nadel vorkommen. Die Hohlformen zwischen einzelnen Bergen oder Hügeln sind Eintiefungen, Sättel, Scharten, Pässe, diejenigen zwischen den Kämmen oder größern Hochflächen Thäler. Giebt man die Höhenlage irgend eines Punktes im G., wie auch sonst, über dem Meeresspiegel an, so nennt man die betreffende Angabe die absolute Höhe: dagegen ist der Unterschied in der Höhenlage für zwei beliebige Punkte die relative Höhe. Um nach dem Vorgange von Humboldt alle Höhen- und Formverhältnisse der G. unmittelbar durch Zahlenausdrücke vergleichbar zu machen, haben Sonklar und später Andre die Methoden der Orometrie in die Orographie (s. d.) oder Gebirgsbeschreibung eingeführt, deren unentbehrliche Voraussetzung möglichst zahlreiche und sorgfältige Höhenmessungen (s. d.) sind. Die wichtigsten Werte der Orometrie sind die Höhe des höchsten oder kulminierenden Gipfels, die durchschnittliche oder mittlere Gipfel-, Kamm-, Sattel- ↔ und Thalhöhe, die Mittelhöhe der Gebirgsbasis und des zu einem prismatischen Körper ausgeebnet gedachten G., sodann der Neigungswinkel der Thalgehänge und der Thalsohlen, sowie die Schartung, d. h. der Höhenunterschied zwischen Gipfel und Sattel. Letztere Größe giebt, besonders wenn bei ihrer Bestimmung nicht alle nebensächlichen, sondern nur die höchsten Gipfel und die tiefsten Pässe in Rechnung gezogen werden, ebensosehr ein Bild von der Zerrissenheit als von der Wegsamkeit eines G. oder Gebirgsteiles. So sind z. B. trotz der mit den Hauptgruppen der Alpen verglichenen niedern Kammhöhe der mittlern Pyrenäen diese infolge ihrer geringen Schartung von jeher eine sehr scharfe Völkerscheide gewesen. Nach der gesamten Höhenentwicklung unterscheidet man, abgesehen von den schon erwähnten Hügelländern, Mittel- und Hochgebirge, wobei weniger die wirkliche Höhe als der Umstand entscheidend wirkt, ob ein G. nicht bis zur Schneegrenze oder über dieselbe emporragt. Hiernach werden Hochgebirge auch Schneegebirge genannt, wie sie auch, besonders wenn sie sich durch schroffe Formen auszeichnen, in Anlehnung an den Namen des europ. Hauptgebirges oftmals als Alpengebirge oder Alpen bezeichnet werden (Neuseeländische, Australalpen). Läßt ein G. eine Haupterstreckung von Süd nach Nord, bez. von Ost nach West erkennen, so spricht man von einem Meridional- oder Äquatorial-(Parallel-) Gebirge; schneidet die Längsachse des G. die Linien des Gradnetzes unter schiefem Winkel, so heißt das G. Transversalgebirge (z. B. das Erzgebirge). Der Punkt, an dem mehrere Ketten sich kreuzen, heißt Gebirgsknoten (Fichtelgebirge). Die Stellung der G. in Bezug auf die Basis kann eine vierfache sein: entweder sie entragen an allen Seiten der Tiefebene (Ural), oder sie bilden die Umwallung einer Hochfläche bez. Massengebirges, von diesen durch ein Thal getrennt (West- und Südrand des Harzes), oder sie stehen am Rande eines Hochlandes (Randgebirge), in welchem Falle sie von letzterm aus gesehen oft höchst unbedeutend erscheinen (Himalaja), oder endlich sie sind einer Hochfläche selbst aufgesetzt (Plateau- oder Scheitelgebirge, z. B. Kuenlun).

Nach ihrer Entstehung sind die G. Falten-, Horst- (Massen-) oder vulkanische G. (s. Gebirgsbildung). – Vgl. von Sonklar, Allgemeine Orographie (Wien 1873); über die allmähliche Entdeckungsgeschichte der G. giebt einigen Aufschluß B. Schwarz, Die Erschließung der G. von den ältesten Zeiten bis auf Saussure (2. Ausg., Lpz. 1888).

Gebirgsarten, s. Gesteine.

Gebirgsartillerie, Zweig der Feldartillerie (s. Artillerie), der zum Kampf im Hochgebirge verwendet wird. Großbritannien hat 22 Batterien bei der ostind. Armee; Frankreich 20 Batterien mit einer Gebirgskanone von 80 mm; Österreich-Ungarn je 15 Batterien der ersten und zweiten Linie mit einer 6,6 cm-Gebirgskanone; Italien hat 9 Batterien mit einem 7,5 cm-Geschütz; Rußland 20 Batterien vom Kaliber 6,35 cm. Unter allen europ. Ländern sind die Schweiz, Spanien und Griechenland am meisten auf G. angewiesen. Die Schweiz hat 4, Spanien 12, Griechenland 9 Batterien G. – Vgl. Beckerhinn, Die G. (Wien 1883); Schubert, Die Feld- und Gebirgsartillerie (ebd. 1890); von Tscharner, Zur Entwicklung der G. (Basel 1891).

Gebirgsbahnen, s. Bergbahnen.