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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geer (Karl, Baron de) - Geestemünde

Geer (spr. jehr), Karl, Baron de, s. Degeer.

Geer af Finspång (spr. jehr -pong), Louis Gerhard, Freiherr de, schwed. Staatsmann, geb. 18. Juli 1818 zu Finspång, stammt ab von einer alten brabantischen Familie, aus der Louis G. (geb. 1587, gest. 1652) nach Schweden kam, sich hier bedeutende Güter erwarb und 1641 geadelt wurde. Späterhin teilte sich diese Familie in die gräfl. Linie von Leufsta und Terwik (in Finland), in die freiherrliche von Leufsta und Finspång und in die adlige de Geer. Louis Gerhard de G. wurde 1836 Student zu Upsala und veröffentlichte in dieser Zeit unter der Signatur L. D. G. außer verschiedenen kleinen Aufsätzen ästhetischen Inhalts, auch ein paar Novellen, wie "Hjertklappningen på Dalvik" (Stockh. 1841), "S. H. T." (ebd. 1843) und "Carl den Tolftes Page" (ebd. 1847). 1845 trat er in den Justizdienst, ward 1855 zum Präsidenten des Göta-Hofgerichts zu Jönköping ernannt und 1856 nach Stockholm berufen, wo der König Oskar I. ihm das Amt als Justizstaatsminister antrug. Damals lehnte er diesen Posten ab, übernahm ihn aber 7. April 1858. Am 3. Juni 1870 nahm er seinen Abschied und wurde zum Präsidenten des (Svea-)Hofgerichts in Stockholm ernannt. Seine Thätigkeit als Staatsmann ist für Schweden höchst wichtig gewesen und hat ihm als Gesetzgeber einen geachteten Namen erworben. Ihm gebührt vorzugsweise die 1866 erfolgte Einführung einer durchgreifend neuen Reichstags- oder Repräsentationsordnung mit zwei Kammern mit vom Volke gewählten Mitgliedern anstatt der frühern vier Stände. (S. Schweden.) G. trat 11. Mai 1875 wieder in seiner vorigen Stellung in die Regierung ein und wurde im folgenden Jahre Ministerpräsident, ging aber infolge der vorgeschlagenen, jedoch abgelehnten Umbildung des Heerwesens 19. April 1880 wieder ab; 1881-88 fungierte er als Kanzler der schwed. Universitäten. 1892 gab er seine sehr interessanten "Minnen" (Memoiren) in 2 Bänden heraus.

Geeren, im Seewesen diejenigen Taue an Bord, welche die äußern Enden der Gaffeln (s. d.) nach der Seite und nach unten stützen und sie in ihrer Stellung festhalten.

Geerfalke, s. Gierfalke.

Geertruidenberg, s. Gertruidenberg.

Geertsbergen (spr. chehrtsberchen),Geraerdsbergen (frz. Grammont), Hauptstadt des Kantons G. (26387 E.) im Arrondissement Oudenaarde der belg. Provinz Ostflandern, an der Tender, die den Ort in eine Ober- und Unterstadt teilt, und an den Linien Braine-le-Comte-Gent und Denderleeuw-Ath der Staatsbahnen, hat (1891) 10680 E., St. Barthelemykirche, ein Rathaus, Fabrikation von Spitzen, Schwefelhölzchen, Baumwoll- und Wollzeug.

Geertz, Julius, Genremaler, geb. 21. April 1837 in Hamburg, bildete sich zuerst unter Leitung der Gebrüder Gensler daselbst, besuchte dann 1856-60 die Kunstschule in Karlsruhe und ging nach einem kurzen Aufenthalt in München nach Düsseldorf, wo er Jordans Schüler wurde. G. verweilte 1864 in Paris, machte eine Studienreise in die Bretagne und ließ sich dann dauernd in Düsseldorf nieder. Unter seinen großenteils dem Kinderleben entnommenen Genrebildern sind zu nennen: Sauer und Süß (im Schloß von Babelsberg), Mütterliche Zärtlichkeit, Folgen des Schularrestes, Cerniert, Die Wacht am Rhein, Kapituliert, Mädchen mit dem Vogelnest, Der Dorfheld (1884). Sehr entgegengesetzten Inhaltes sind: Nach der Verurteilung (1873), Kampf des Wilderers mit dem Förster (1883) u. s. w. In neuester Zeit hat sich G. auch der Bildnismalerei gewidmet; zu nennen sind die Bildnisse von Karl Schurz (1890) und Kaiser Wilhelm II. (1892; für den Deutschen Verein in Neuyork).

Gees, soviel wie Geez, s. Äthiopische Sprache, Schrift und Litteratur.

Geest, in Nordwestdeutschland und den Niederlanden, Bezeichnung für das im Gegensatz zum Marschland (s. d.) höher gelegene minder fruchtbare Land aus einem Gemisch von Grus, Sand und Gerölle, auch Mergel und Lehm. Die G. ist teils mit Heide bedeckt, teils bewaldet und, namentlich am Rande der Marsch, bebaut.

Geeste, rechter Nebenfluß der untern Weser in dem preuß. Reg.-Bez. Stade, entspringt westlich von Bremervörde und mündet zwischen Geestemünde und Bremerhaven. Die untere Strecke (1,8 km) kann bei Flutwasser von Seeschiffen bis zu 4,6 m Tiefgang, weitere 24,5 km von kleinern Flußschiffen von 1,7 km ^[richtig: m] Tiefgang befahren werden. Durch den Geeste- oder Ringstedter-Kanal (s. Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien) ist die G. mit der Medem (s. d.) verbunden.

Geestebahn, von Bremen nach Geestemünde (61,8 km; 23. Jan. 1862 eröffnet), mit den Zweigbahnen Burg-Lesum-Vegesack (5,9 km; 8. Dez. 1862 eröffnet) und Geestemünde-Bremerhaven (3,7 km; 23. Jan. 1863 eröffnet), auf Grund des Vertrags zwischen dem ehemaligen Königreich Hannover und dem Staate Bremen vom 28. Febr. 1859 auf gemeinschaftliche Kosten erbaut, seit 1. April 1883 preuß. Staatsbahn (Eisenbahndirektion Hannover). Die Zweigbahn nach Vegesack ist von einer Privatgesellschaft bis Farge fortgesetzt worden (eröffnet 31. Dez. 1888) und wird von der Eisenbahndirektion zu Hannover für Rechnung der Gesellschaft betrieben. Eine Fortsetzung der G. nach Cuxhaven mit Abzweigung nach Bederkesa (60,4 Km) für Rechnung des preuß. Staates ist 10. Mai 1890 genehmigt und gegenwärtig (1893) im Bau; außerdem ist unterm 6. Juni 1892 eine Schienenverbindung zwischen Geestemünde und Stade (69,2 km) genehmigt worden.

Geestekanal, s. Geeste.

Geestemünde. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Stade, hat 629 qkm, (1890) 35398 (18001 männl., 17 397 weibl.) E., 1 Stadt und 76 Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis G., von Bremerhaven, mit dem sie durch Pferdebahn verbunden ist, nur durch die mit einer Drehbrücke versehene Geeste getrennt (s. Plan: Bremerhaven, Bd. 3, S. 490), die hier in die 1400 m breite, von Flut und Ebbe bewegte Weser mündet, und an den Linien Bremen-G. (61,8 km), G.-Lehe-Cuxhaven (im Bau) und der Nebenlinie G.-Bremervörde-Stade (im Bau) der Preuß. Staatsbahnen, durch Vereinigung (1. April 1889) der beiden Landgemeinden G. und Geestendorf entstanden, ist Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Verden), einer Land- und Wasserbau-Inspektion, eines Hauptzoll-, Hafen- und Seeamtes, einer Fortifikation, eines Artillerie- und Minendepots der Kaiserl. Marine (37 Militärpersonen), eines Lootsenkommandos sowie einer Handelskammer für die Kreise Blumenthal, G., Lehe und Osterholz, hat (1890) 15452 (8007 männl., 7445 weibl.) E., darunter 1115 Katholiken und 143 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph; zwei evang. Kirchen, neues Rathaus (1892), lateinlose höhere Bürgerschule mit