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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gelenksteine - Gelimer

sung der Gelenkflächen durch knöcherne Substanz miteinander (wahre oder knöcherne Ankylose, Gelenkverwachsung) oder, was häufiger der Fall ist, auf einer Verdickung und narbigen Schrumpfung der Gelenkkapsel und der benachbarten Bänder und Muskeln, die nun wie eine starre Hülle das Gelenk umgeben und seine freie Beweglichkeit hindern (sog. falsche oder unvollständige Ankylose). Wenn das steife Gelenk eine winkelförmige Stellung eingenommen hat, nennt man die Ankylose wohl auch Kontraktur. Während die knöchernen Verwachsungen der Gelenkflächen untereinander nur durch eingreifendere Operationen, und auch durch diese nicht immer heilbar sind, kann die unvollständige G. durch zweckmäßige passive und aktive Bewegungen oder durch allmähliche Streckung und Beugung vermittelst mechan. Apparate in den meisten Fällen erheblich gebessert oder selbst völlig geheilt werden. Am besten ist es freilich, bei der Behandlung von Gelenkkrankheiten das Zustandekommen von G. soviel als möglich zu verhüten, was sich in vielen Fällen durch eine zweckmäßige Lagerung des erkrankten Gliedes sowie durch die rechtzeitige Vornahme von vorsichtigen Bewegungen recht wohl erreichen läßt.

Gelenksteine, s. Seelilien.

Gelenkträger, Gerbersche kontinuierliche, s Eisenbrücken (Bd. 5, S. 920 b).

Gelenkverwachsung, s. Gelenksteifigkeit.

Gelenkwassersucht oder auch Gliedwasser (Hydrops articuli chronicus, Hydarthros) entsteht durch eine schleichende Entzündung der Gelenkschleimhaut, durch die eine übermäßige Ansammlung von dünner wässeriger Flüssigkeit innerhalb der Gelenkhöhle und damit mannigfache Beschwerden und Funktionsstörungen des erkrankten Gelenks hervorgerufen werden. Am häufigsten wird das Kniegelenk, nächstdem das Fuß-, Hand-, Schulter- und Ellbogengelenk von der Krankheit befallen. Blutarmut, Skrofulose und schlechte Ernährung sowie andauernde Durchnässungen und das Bewohnen feuchter Räume disponieren besonders zu hydropischen Gelenkleiden, doch werden gelegentlich auch ganz robuste Personen von ihnen ergriffen; als veranlassende Ursache läßt sich mitunter eine vorausgegangene Quetschung, Verstauchung oder sonstige Verletzung des Gelenks nachweisen. Die hauptsächlichsten Kennzeichen der G. sind eine schmerzlose, bald mehr, bald minder pralle oder auch schwappende Geschwulst in der Gelenkgegend, ein leichtes Ziehen oder Spannen im Gelenk und eine mehr oder minder bedeutende Beeinträchtigung der normalen Verrichtungen des Gelenks; dabei ist die Haut über dem Gelenk vollkommen normal, weder gerötet, noch geschwollen. Hat eine G. längere Zeit bestanden, so werden allmählich auch die festern Gelenkbänder ausgedehnt, das Gelenk wird wackelig und verliert seine natürliche Festigkeit. Was die Ausgänge der Krankheit betrifft, so ist eine spontane Aufsaugung der ausgeschwitzten Flüssigkeit selten, sondern eine langsame fortschreitende Verschlimmerung des Übels das Gewöhnliche, weshalb das Leiden schon in seinen Anfangsstadien rechtzeitiger Beachtung und sorgfältiger Behandlung bedarf. Die letztere besteht in der ersten Zeit, während des entzündlichen, d. h. schmerzhaften Stadiums, in vollkommener Ruhe und Schonung des erkrankten Gliedes, später in methodischer Massage sowie der Kompression des kranken Gelenks vermittelst Flanell- oder elastischer Binden, durch die ein gleichmäßiger allseitiger Druck auf das Gelenk ausgeübt und oft eine rasche Aufsaugung des Flüssigkeitsergusses erreicht wird. In sehr hartnäckigen Fällen pflegt sich die unter antiseptischen Vorsichtsmaßregeln ausgeführte Punktion bez. Incision der Gelenkhöhle wirksam zu erweisen.

Gelenkwischer, ein Wischer (s. d.), dessen Stange wegen der hinter dem Geschütz vorhandenen Platzverhältnisse aus mehrern, durch Gelenke miteinander verbundenen Teilen besteht.

Gelenkwunden (Vulnera articularum) sind Verletzungen, welche die Gelenkhöhle mit der umgebenden Luft in Verbindung bringen, und zerfallen ihrer Entstehungsweise nach in Stichwunden, Schnitt- und Hiebwunden, Riß- und Quetschwunden, Schußwunden. Sie geben sich außer der der Gelenkgegend entsprechenden äußerlichen Verletzung hauptsächlich durch den Ausfluß einer eiweißähnlichen zähen klebrigen Flüssigkeit, der Gelenkschmiere (s. Gelenk), sowie durch eine mehr oder weniger pralle, bei Fingerdruck gewöhnlich eigentümlich knirschende Anschwellung der Gelenkgegend zu erkennen, die durch die Anfüllung des Gelenks mit Blut oder mit Blut und Luft zu stande kommt. Kleinere G. können zwar bei zweckmäßigem Verhalten ohne weitere ungünstige Folgen heilen, aber im allgemeinen müssen G. zu den gefährlichsten Verletzungen gerechnet werden, insofern sie durch den Einfluß der in die Gelenkhöhle eingedrungenen Fäulniserreger der atmosphärischen Luft außerordentlich leicht schwere, selbst lebensgefährliche Gelenkentzündungen und Gelenkeiterungen zur Folge haben, die im günstigen Falle nach monatelangem erschöpfendem Siechtum dauernde Gelenksteifigkeit hinterlassen, oft genug aber auch durch eintretende Eitervergiftung des Blutes zum Tode führen. Am häufigsten treten derartige ungünstige Folgen ein, wenn die verwundenden Instrumente oder Werkzeuge beschmutzt und verunreinigt waren, wenn fremde Körper (Kugeln, Kleidungsfetzen u. dgl.) in die Wunde mit eindrangen oder wenn es alsbald nach der Verletzung an der erforderlichen sachverständigen Hilfe gebrach. Verhüten lassen sich die geschilderten übeln Ausgänge nur durch die peinlichste Anwendung der antiseptischen Verbandmethode, durch welche die eingedrungenen Fäulniserreger der Luft unwirksam gemacht und in der Regel ein normaler Wundverlauf erzielt wird. Man bedecke deshalb jede Gelenkwunde sofort mit Jodoform, sterilisiertem Verbandstoff (Mull, Watte u. s. w.) oder mit einer reinen, mit 2prozentigem Carbolwasser getränkten Leinwandkompresse, schließe sie durch eine eng anliegende Binde von der Luft ab und schicke alsbald zum Arzt, der die Wunde desinfizieren, antiseptisch verbinden und das weitere veranlassen wird.

Gelenkzotten, s. Gelenk.

Geleuchte, Sammelbegriff für alle zur Beleuchtung von Grubenräumen angewendeten Beleuchtungsmittel; im engern Sinne das einfache Grubenlicht, Grubenlampe der Bergleute. (S. Bergbau, Bd. 2, Abschnitt Beleuchtung, S. 762 a.)

Geliboly, türk. Stadt, s. Gallipoli.

Gelimer, letzter König der Vandalen in Afrika, ein Sohn des Gelarich, ein Urenkel des Könige Genserich, stürzte den unfähigen, zu Byzanz neigenden König Hilderich 530, erlag dann aber im Dez. 533 bei Trikameron dem röm. Heere, das unter Belisars Führung und mit Unterstützung der Ost-^[folgende Seite]