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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gellivara - Gelon
jedoch den Wissenschaften zu entfremden. Sein
Werk, das er bereits während seines Anfenthalts
auf dem Lande bei Athen in den Winternächten be-
gann und in der spätern Ledensperiode vollendete,
die "Xoct6" ^tticae", in 20 Büchern, von denen
jedoch das ackte fehlt, enthält allerlei namentlich
ans Sprache, Altertümer, Geschichte und Litteratur,
aber anch ans faft alle andern Gebiete des Wissens
bezügliche Anmerkungen und Auszüge aus den
bessern griech. und besonders lat. Schriftstellern und
hat großen Wert, weil die Quellen selbst, aus denen
er schöpfte, großenteils verloren gegangen sind.
Sinter den Ausgaben sind die von Gronov (Leid.
1706) und Lion (2Bde., Gott. 1825), vor allem
aber die von Hertz (2 Bde., Lpz. 1853; 2. Aufl.
1886; größere Ausg., 2 Bde., Verl. 1883-85) her-
vorzuheben. Eine deutscke Übersetzung mit An-
merkungen hat Weift geliefert (2 Bde.,' Lpz. 1875
-76). - Vgl. M. Hertz, Renaissance und Rokolo
in der röm. Litteratur (Berl. 1865).
Gellivara lspr. jclliware), das größte Kirch-
spiel Schwedens in Lulea-Lappmart (Norrbotwy,
16970 ciliin groß mit 3800 (5., bekannt durch seinen
Erzreichtum. Der Berg G. wird durch eine Aktien-
gesellschaft in Lulea ausgebeutet, mit dem das Berg-
werk durch Bahn verbunden ist. Der Eisengehalt
des Erzes ist etwa 70 Proz., aber auch der Gehalt
an Verunreinigungen ist sebr groß.
Gellfchuß (von gellen, soviel wie abprallen), auch
Nollschuß ls. d.) genannt, veraltete Schußart, bei
der sich das Geschoß springend bewegt. (S.Flugbahn.)
Gelma oder Guelma, Hauptort des Arron-
dissements G. in der alger. Provinz Konstantine,
an der Eisenbahn von Konstantine nach Bona, liegt
rechts der Seybouse, am AbHange des Mahuna-
gebirges, auf der Grenze zwischen arab. und berber.
Gebiet in fruchtbarer, gutbewäsfcrter (legend mit
Weinbergen und Olivenhainen. G. hat (1891) 4129,
als Gemeinde 6709 E., darunter 3588 Araber, Ka-
bylen u. s. w. und bedeutenden Handel mit Rind-
vieh. In 4 km Entfernung liegt Ai'n-Nechma, die
libysche, punische und röm. Netropolc. G. liegt
MM Teil auf der Stelle des alten Ealama, dem
punischen Malaca, dessen Theater gut erhalten ist.
Gelmetti (spr. dschel-j, Luigi, ital. Schrift-
steller, geb. 8. Mai 1829 zu Dolce bei Verona, ist
Professor der ital. Litteratur an der Technischen
Schule zu Mailand. Er schrieb: "Ilom^ 6 I'^w^ini"
äeikl. liii^u^ itiüiliiuv) (Mail. 18l)4; mit Anhang
1867), "1^ (inistimi^ deii^ lin^n^ it^Iimi^ dopo 1^
i-ol^iuii6 äi Vi688iui<Iro N^n/.<)iii" (ebd. 1868),
"I)it'68H ä^I N^n^oni" (ebd. 1872), "1^ lin^n^ piii -
I<U^ äi ^ii-"n^6 6 I^Iiiissu^iettLi-^i icKl'ItcUj^)) (ebd.
1874), "1^0 8(!no1(; t60iiic^6 in It^li^ !>l>U<> il i'i^)6tt0
"(Inc^tivo 6 I^ttsr^rio') (ebd. 1878), "^Vliin/oni l)
^t^(,c^otli; uinilo^iii fi'i^ i dn^ vci i!>iniv (ebd. 187l>),
"l^H äottiiiiH IVl3ii^0iiicl,nH 8u11'uliit^ d^llg. lin^nw)
(ebd. 1881), "I^it'orma, orto^rM^^ con äu" unovi
^6ssni alt^detici M688i in 0^01 ii por 1"^ in-iina v"1^o>
(ebd. 188l;).
Gelnhausen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Cassel,hat 613,68 (il<m, (1890) 41773 (20 739 männl.,
21034 weibl.) E., 3 Städte, 73 Landgemeinden und
13 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis G., in der
Wetterau und an den Linien Frankfurt a. M.-Bcbra
ilnd G.-Gießen (69,8 Km) der Preuß. Staatsbahnen,
an und über der einzig malerisch gelegen, Sitz des
Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
yanau), hat (1890) 3925 E., darunter 386 Kattw-
liken und 215 Israeliten, Post erster Klasse, Tele-
graph, drei Kirchen, Synagoge, Bürgerschule,
Mittelschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Vor-
schußvercin, Spar- und Leihbank, Kreisspar- und
Leihkasse; Fabrikation von
Echokolade, Liqueur, Spiri-
tus, Essig, Tabak, Leder, Gum-
miwaren,Kaffeefurrogaten und
Siegellack, Bierbrauerei und
Branntweinbrennerei sowie
Raps-, Obst-, Zuckerrüben-und
Weinbau. Merkwürdig sind
die große, wohlerhaltene und
reich geschmückte Marienkirche
(Pfarrkirche), vom Baumeister Heinr. Fingerbut
1230 - 60 im Übergangsstil vom Rund- zum Spitz-
bogenstil aufgeführt, mit vier Türmen, 1876-79
unter Leitung des Architekten Schmidt aus Wien
restauriert, die fchönen Überreste des St. Peters-
münsters und ein 1881 entdecktes roman. Gebäude
aus der Zeit Barbarossas, einstRat- oder Gildehaus.
Tem 1834 hier geborenen Erfinder des Telephons
Reis (s. d.) wurde 1885 ein Denkmal errichtet.
G., früher eine bedeutende Reichsstadt, verdankte
seine Wichtigkeit der günstigen Lage an der einst schiff-
baren Kinzig. Am Fuße der Stadt, auf einer Insel
der Kinzig, erbaute sich aus Quadern Kaiser Friedrich
Barbarossa vor 1170 eine prächtige Burg, deren
Trümmer noch jetzt an die ehemalige Pracht erin-
nern. Noch kurz vor seinem Kreuzzuge verweilte
Friedrich I. in G., und die meisten Kaiser bis auf
Karl IV. hielten in diefer Burg Hof. Dieselbe war
mehrern miteinander in ganerbschaftlichem Ver-
bände stehenden Vurgmannsfamilien anvertraut,
welche ein dem zu Friedberg ähnliches und 1366
mit gleichem Rechte begabtes Burgregiment stifteten,
das von einem Burggrafen, zwei Baumeistern und
zehn Beisitzern geführt wurde. Das Burggerickt
wurde 1472 von dem kaiserl. Kammergericht erinnert;
allein sein Ansehen sank mit dem schwindenden
Glänze der Stadt und dem Verfall der Burg. Letztere
hatte im Dreißigjährigen Kriege von den Schweden
viel gelitten, und es waren dem Burggcncht die zu
demselben gehörigen Reichsgerichte entzogen worden,
weshalb das Burggrafenamt aufborte und außer
den zwei Baumeistern nur noch einige Burgmänner,
von denen die Familie der "Forstmeister von G." sich
bis auf die neuern Zeiten erhalten bat, das Gericht
bildeten. Durck Verpfändung der Stadt und Burg
seitens Karls IV. 1349 an die Grafen von Schwarz-
burg und von Hohenstein sank das Ansehen von
G. Später ging das Pfand käuflich an den Kur-
fürsten Ludwig il. von der Pfalz und den Grafen
vonHanau-Münzenberg über, welche 1708 der Stadt
gewaltsam ihre hergebrachten Reckte schmälerten.
Obschon G. 1734 und 1769 vom Kaiser seine Rcichs-
sreiheit von neuem bestätigt erhielt, wußten doch die
Pfandhcrren stets zu hindern, daß es zum vollen Ge-
nusse derselben gelangte. 1803 kam G. an Kurhessen,
1866 an Preußen. - Vgl. Euler, Zur Rechtsgeschichte
der Reichsstadt G., im "Neujahrsblatt des Vereins
für die Geschichte und Altertumskunde zu Frank-
furt a. M." (Franks, a. M. 1874).
Gelobtes Land heißt Palästina (s. d.) nickt im
Sinne von "Gepriesenes Land", sondern von "An-
gelobtes (d. i. vcrbeißencs) Land", "^and der Ver-
heißung" (Hebr. 11, <i).
Gelon, Sohn des Dinomenes, gelangte zur
Tyrannis ubcr G'la (s. d.) 491 v. Cbr., nach dem