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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Genial – Genieschulen

Genial (lat.), Genie (s. d.) bekundend; Genialität, schöpferische Geistesthätigkeit.

Genick, s. Nacken.

Genickbeule oder Maulwurfsgeschwulst, eine bei Pferden in der Nackengegend vorkommende Geschwulst, die im wesentlichen durch eine Entzündung des dort gelagerten Schleimbeutels bedingt ist. Schwere Zugpferde sollen zu G. besondere neigen. In der Regel sind es Quetschungen durch Anstoßen des Kopfes an harte Gegenstände, z. B. Krippen, welche die Entzündung des fraglichen Schleimbeutels herbeiführen. Bei frisch entstandenen G. genügt energisches Kühlen, bei Ansammlung von Eiter dagegen kunstgemäße Eröffnung der Geschwulst, um der Entstellung einer Genickfistel vorzubeugen. Bei der Genickfistel wird ununterbrochen Eiter durch eine oder mehrere feine Hautöffnungen entleert; dieselbe ist nur durch blutige Operation zu heilen.

Genickbrechen, s. Nacken.

Genicken, Genickfang, in der Jägersprache, s. Abfangen.

Genickfänger, s. Nickfänger.

Genickfistel, s. Genickbeule.

Genickkrampf oder Nackenstarre, die krampfartige Zusammenziehung der Nackenmuskeln mit Rückwärtsbeugung des Kopfes, sodaß dieser sich in die unterliegenden Kissen einbohrt, findet sich beim Starrkrampf und bei gewissen Gehirnkrankheiten, insbesondere solchen, welche die Gehirnbasis betreffen, und ist in den meisten Fällen als ein höchst ungünstiges Symptom zu betrachten.

Der epidemische G. oder Kopfgenickkampf, die epidemische Cerebrospinalmeningitis (Meningitis cerebro-spinalis epidemica), ist eine bald in epidemischer Verbreitung, bald in mehr vereinzelten Fällen auftretende, in neuerer Zeit auch in Deutschland häufiger beobachtete Krankheit, die in der Hauptsache als eine akute eiterige Entzündung der weichen Gehirn- und Rückenmarkshäute sich darstellt, wegen ihres epidemischen Auftretens aber, der Art und Weise ihrer Ausbreitung und wegen der Eigentümlichkeiten ihres Verlaufs zu den Infektionskrankheiten gezählt werden muß. Die Krankheit befällt vorwiegend gesunde und kräftige Personen, das männliche Geschlecht häufiger als das weibliche; Kinder und junge Männer erkranken bei weitem am häufigsten, bei Leuten nach dem 40. Lebensjahre ist die Krankheit selten. Das Wohnen in feuchten Räumen, schlechten Kasernen, überfüllten engen Arbeitshäusern, sowie körperliche Überanstrengungen scheinen dem Ausbruch der Krankheit Vorschub zu leisten. Sowohl der epidemische Charakter wie der gesamte Verlauf des epidemischen G. sprechen unzweideutig für die infektiöse Natur der Krankheit; als eigentlichen Erreger derselben glaubt man einen Mikroorganismus entdeckt zu haben. Gewöhnlich beginnt der epidemische G. plötzlich mit einem heftigen Schüttelfrost und hohem Fieber; bisweilen gehen aber auch seinem Ausbruch einige Tage hindurch gewisse Vorboten, wie gelinder Kopfschmerz, Abgeschlagenheit, unruhiger Schlaf und Schwindel, voraus. Mit dem Eintritt der eigentlichen Krankheit zeigen sich heftige Schmerzen des Kopfes und des Rückens, eine auffallende Beschleunigung des Pulses und der Atmung und ziehende Schmerzen in Muskeln und Gelenken, wozu sich sehr bald eine auffallende Starrheit und Steifigkeit der Nacken- und Rückenmuskeln gesellt, ja mitunter wird der ganze Rumpf bogenförmig nach rückwärts gekrümmt. Dabei besteht im Anfang immer eine große Unruhe und Aufregung mit Lichtscheu, Delirien, Erbrechen und hohem Fieber; im weitern Verlauf verfällt der Kranke in tiefe Schlafsucht, und unter zunehmender Betäubung und Bewußtlosigkeit erfolgt meistens der Tod.

Bei der Leichenöffnung findet man die weichen Häute des Gehirns und Rückenmarks außerordentlich blutreich, eiterig infiltriert und gedunsen, die Hirn- und Rückenmarkssubstanz blutreich, ödematös und auf ihrer Oberfläche mit Eiter bedeckt. In sehr schweren Fällen verläuft die Krankheit schon nach ein bis zwei Tagen tödlich, ja bisweilen schon nach Stunden (sog. Méningite fondroyante). Nimmt die Krankheit einen günstigen Verlauf, so erfordert die Genesung gewöhnlich längere Zeit; gar nicht selten bleiben Schwächezustände, Gedächtnisschwäche, dauernde Seh- und Hörstörungen zurück. Die Behandlung des epidemischen G. gleicht im wesentlichen derjenigen der Gehirnhautentzündung (s. d.); im Beginn der Erkrankungen erweisen sich örtliche Blutentziehungen, große Eisbeutel auf den Kopf und die Wirbelsäule sowie drastische Abführmittel, im spätern Verlauf gegen die Schmerzen laue Bäder und Einspritzungen von Morphium nützlich. Besondere Schutzmaßregeln gegen die weitere Ausbreitung des epidemischen G. sind nicht bekannt. – Vgl. Niemeyer, Die epidemische Cerebrospinalmeningitis (Berl. 1865); Hirsch, Die Meningitis cerebrospinalis epidemica (ebd. 1866).

Genie (frz., spr. schenih, vom lat. genius), eine schöpferische Anlage, wodurch in irgend einer Art menschlicher Thätigkeit das bisher darin Erreichte an Vollkommenheit erheblich und in überraschender Weise übertroffen wird. Es äußert sich daher immer dadurch, daß es etwas Ungewöhnliches leistet und in seinen Leistungen nicht bloß original, sondern auch musterhaft ist. Denn Originalität ohne Musterhaftigkeit könnte auch Narrheit sein. In neuester Zeit ist auf einen gewissen Zusammenhang zwischen G. und Wahnsinn vielfach hingewiesen worden. Man unterscheidet verschiedene Arten, z. B. militärisches, dichterisches, technisches G. u. s. w. – Vgl. C. Lombroso, Der geniale Mensch. Übersetzt von Fraenkel (Hamb. 1890); F. Brentano, Das G. (Lpz. 1892). – Über G. (vom spätlat. ingenium, Kriegsmaschine) im militärischen Sinne s. Geniewesen.

Geniedirektion, in verschiedenen Heeren eine Behörde im Sinne der deutschen Fortifikation (s. d.).

Geniedirektor, in verschiedenen Heeren eine Stellung wie in Deutschland der Ingenieuroffizier vom Platz (s. Fortifikation).

Geniegeograph, s. Ingenieurgeograph.

Geniekomitee, s. Ingenieurkomitee.

Geniekorps, s. Ingenieurkorps.

Genien, s. Genius; G. in der röm. Kunst, s. Eros (Bd. 6, S. 309 a).

Genieoffizier, s. Geniewesen und Ingenieurkorps.

Geniepark, s. Ingenieur-Belagerungspark.

Genieren, s. Gêne.

Genieschulen, Ingenieurschulen, Schulen, aus denen Genieoffiziere ihre erste Vorbildung oder eine höhere Fachausbildung erhalten. (Die G. sind vielfach mit Artillerieschulen zu einem Lehrkörper vereinigt.) Anstalten der erstern Art: Technische Militärakademie zu Wien, Artillerie- und Genieschule zu Versailles, Militärakademie zu Turin, Militärakademie zu Woolwich; der letztern Art: Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule zu Ber- ^[folgende Seite]