Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

787

Genitalien – Gennari

niedrige Art mit auf der Erde liegenden, aufsteigenden, kurzen Ästen, kann als Schattenpflanze in Parkanlagen nützlich verwendet werden, indem sie unter Nadelhölzern im Mai und Juni einen gelben Blumenteppich hervorbringt.

In den Gewächshäusern finden sich viele sehr zierliche Arten. Von ihnen wird mit Vorliebe kultiviert G. monosperma Lam., der einsamige Ginster, ausgezeichnet durch den köstlichen Duft der zahlreichen weißen Blumen. Sie blüht am schönsten im freien Grunde eines Winterhauses. Die Ginsterarten werden allgemein durch Samen vermehrt, nur einige lassen sich auch durch Teilung vervielfältigen.

Genitalĭen (lat. genitalĭa), soviel wie Geschlechtsorgane.

Genitīv (lat.) oder Genetiv, der Casus, durch den ein Nomen (Substantiv, Adjektiv) oder Pronomen zu einem andern Nomen oder Pronomen in irgend eine nähere Beziehung gesetzt wird, z. B. «das Haus des Vaters». Hängt ein G. von einem Verbum ab, so erscheint der im G. stehende Begriff häufig nicht in seiner Ganzheit, sondern nur zu einem unbestimmten Teile von der Handlung ergriffen, z. B. «er trinkt des Weines». Vgl. Casus.

Genĭtor (lat.), Erzeuger; Genĭtrix, s. Genetrix.

Genitschewsk (Jenitschi), auch Tonkaja, oder Ust-Asowsk, Flecken im Kreis Melitopol des russ. Gouvernements Taurien, an der Meerenge von G., die zwischen dem Nordende der Landzunge von Arabat (s. d.) und dem Festland den Siwasch mit dem Asowschen Meer verbindet, und an der Genitschewschen Zweigbahn (Nowo-Alexejewka-G., 151 km) der Linie Losowo-Sewastopol, hat (1892) 1550 E., Post und Telegraph, guten Hafen, Küstenschiffahrt, Handel mit Salz und Fischen.

Genĭus (lat.), nach altital. Vorstellung die göttliche Verkörperung der im Manne wirksamen zeugenden Kraft (von gignere, d. h. erzeugen), dann überhaupt die ganze ideale Abspiegelung des Individuums, sein besseres Ich; daher schwur man bei seinem G., brachte ihm am Geburtstage unblutige Opfer dar, und das Hausgesinde verehrte den G. des Hausherrn. Es gab aber nicht nur Genien einzelner Menschen, sondern auch von allen möglichen größern und kleinern Vereinigungen: von Völkern, Legionen, Kollegien sowie von Städten und Ländern, Lagern, Theatern und Orten überhaupt, ja es gab auch Genien von Göttern. Man dachte sich und bildete die Genien namentlich von Örtern gern in Schlangengestalt, stellte dann aber die Genien im übrigen gewöhnlich in der Gestalt eines opfernden Mannes, mit nach röm. Brauche über das Hinterhaupt hinaufgezogener Toga, Füllhorn und Patera (Opferschale) in den Händen dar. Namentlich findet man den G. des Hausherrn so in vielen pompejanischen Wandgemälden abgebildet. Eine Bildsäule des G. des röm. Volks stand auf dem Forum zu Rom. Bedeutsam wurde der Kult des G. des jedesmaligen Kaisers namentlich dadurch, daß schon Augustus in den Kapellen der zahlreichen Unterabteilungen der 14 Quartiere der Stadt zwischen den beiden Laren das Bild seines G. aufstellen ließ. Die Genien sind rein italisch, und nur die neuere Kunstsprache hat den Namen, um den häufig vor kommenden männlichen und weiblichen geflügelten Gestalten eine Bezeichnung zu geben, auf griech. Darstellungen übertragen. (S. Eros.)

Genĭus epidemĭcus, die epidemische Konstitution, s. Epidemie.

Genlis (spr. schanglíß), Stéphanie Félicité Ducrest de Saint-Aubin, Marquise von Sillery, Gräfin von, franz. Schriftstellerin, geb. 25. Jan. 1746 auf dem Schlosse Champcéry bei Autun, stammte aus einer vornehmen Familie. In ihrem 16. Jahre heiratete sie den Grafen Bruslart de G. Sie fand Aufnahme im Hause Orléans und wurde vom Herzog von Chartres zur Erzieherin seiner Kinder ernannt. Sie schrieb für ihre Zöglinge u. a. das «Théâtre d’éducation» (4 Bde., Par. 1779‒80 u. ö.), «Adèle et Théodore» (3 Bde., ebd. 1782) und «Les veillées du château» (3 Bde., ebd. 1784 u. ö.). Sie schrieb später den empfindsamen, aber frivolen Roman «Les chevaliers du cygne, ou la cour de Charlemagne» (3 Bde., Hamb. 1795; neue, sehr veränderte Aufl., Par. 1805), und Zu ihrer Verteidigung den «Précis de ma conduite pendant la Révolution» (Hamb. 1790). Sie starb 31. Dez. 1830 in Paris. Ihre Romane (gegen 100 Bände) enthalten meist Schilderungen und Begebenheiten aus dem konventionellen Welt- und Gesellschaftsleben. Ihr gelungenstes Werk ist «Mademoiselle du Clermont» (Par. 1802 u. ö.); außerdem verdienen Erwähnung: «Souvenirs de Félicie L.» (ebd. 1804), «Madame de Maintenon» (ebd. 1806 u. ö.), «Mademoiselle de La Fayette ou le siècle de Louis ⅩⅢ» (ebd. 1813 u. ö.). Viel Interessantes enthalten ihre «Mémoires» (10 Bde., Par. 1825; deutsch von Auguste von Faurax, 8 Bde., Lpz. 1826). – Vgl. Sainte Beuve, Causeries du Lundi (Bd. 3); Bonhomme, Madame de G. (Par. 1885); V. Du Bled, Une femme du monde auteur au ⅩⅧ <sup>e</sup> siècle. M<sup>me</sup> comtesse de G. in der «Revue des deux Mondes», 1892, Ⅲ, 3).

Gennadĭos Ⅱ., erster Patriarch von Konstantinopel unter türk. Herrschaft, hieß als Laie Georgios Scholarios. Um 1400 in Konstantinopel geboren, nahm G. im Gefolge des Kaisers Johannes Ⅷ. Paläologos 1439 an dem Ferrara-Florenzer Konzil (s. d.) teil, trat hier mit Entschiedenheit für die Union der griech. und röm. Kirche ein, bekämpfte dieselbe aber nach seiner Rückkehr, als sie bei dem griech. Volk und Klerus wenig Anklang fand, ebenso heftig, zog sich dann vom Hofe zurück und lebte als Mönch wissenschaftlichen Studien. Als Konstantinopel (1453) von den Türken eingenommen wurde und Sultan Mohammed Ⅱ. die Wiederbesetzung des erledigten Patriarchenstuhls verlangte, fiel die Wahl auf G. Er wurde 1454 geweiht und vom Sultan belehnt, legte aber, schwer verleumdet, schon 1456 sein Amt nieder und zog sich, nach etwa halbjährigem Aufenthalte auf dem Athos, in das Kloster Johannes des Täufers bei Serrä in Macedonien zurück, wo er um 1460 starb. Unter seinen etwa 100 Schriften, meist philos. und theol. Inhalts, ist im Abendland, weniger bei den Griechen, am geschätztesten die «Confessio Gennadii», ein auf Anlaß des Sultans Mohammed verfaßtes Glaubensbekenntnis (älteste Ausgabe, griechisch und lateinisch, von Brassicanus, Wien 1530; neueste von J. C. T. Otto, «Des Patriarchen G. von Konstantinopel Konfession», ebd. 1864). – Vgl. Gaß, G. und Pletho (Bresl. 1844).

Gennargentu (spr. dschennardschentu), höchste Berggruppe der Insel Sardinien, auf der Grenze der ital. Provinzen Sassari und Cagliari, steigt in der Punta Brunca Spina bis zu 1940 m auf.

Gennāri (spr. dsche-), eine ital. Malerfamilie aus Cento, von deren Mitgliedern Cesare G., geb. 1637, gest. 1688, besondern Ruf erlangte. Er war