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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gerson (Wojciech) - Gerstäcker
öfters sür den Verfasser der "Nachfolge Christi" (s. d.)
gehalten. Die beste Sammlung seiner Werke ist
von Dupin (5 Bde., Antw. 1706). - Vgl. Engel-
hardt, v6 66l3oni0 mMio0 (2 Bde., Erlangen
1823); L'Ecuy, I^88ai 8ui' Ili vi6 äs ^ean (l. (2 Bde.,
Par. 1832); Schmidt, ^ssai 3ur (^. (Straßb. 1839);
Mettenleiter, Johann G. und seine Zeit (Augsb.
1857); Schwab, Johannes G. (Würzb. 1858); Ia-
dart, .sc^n äs (-. (Reims 1882); Werner, Die Scho-
lastit des spätern Iltittelalters, Bd. 4 (Wien 1887);
Veß, G. und die kirchenpolit. Parteien Frankreichs
(Lpz. 1890).
Gerson, Wojciech, poln. Historienmaler, geb.
I.Iuli 1831 in Warschau, erhielt seine Ausbildung
in der Kunstschule zu Warschau, der Akademie zu
Petersburg, deren Mitglied er ist, und bei Le'on
Cogniet in Paris. Er erwarb sich allgemeine Aner-
kennung durch seine tiesdurchdachten und vollendet
ausgeführten Bilder: Einführung des Christentums
bei den Slawen im 10. Jahrh., Kasimir d. Gr., König
Wladislaw Lokietek in Ojcow, Iagiello nimmt seine
Brüder Kiejstut und Witold gefangen, Die Königin
Hedwig im schloß zu Krakau, Kopernilus in Rom,
Der Hof Kasimirs des Gerechten, Die Ermordung
des Königs Premislaus I. von Polen 1290 (1882s.
Ferner sind zu nennen: Die hochmütige Königin
Rira von Polen, Der schwarze Teich im Tatra-
gebirge, Das Thal Bramki im Tatragebirge, Dem
König Sigismund August von Polen erscheint der
Schalten der Königin Barbara 155)3 (Internationale
Kunstausstellung zu Berlin 1891). Außerdem übte
G. einen hervorragenden Einfluß aus auf die He-
bung der Kunst in Polen als Professor an der
Malerschule und durch die Begründung des Kunst-
Vereins in Warschau. Viele der tüchtigsten poln.
Maler der Gegenwart gehören zu seinen Schülern.
GersolNden, Druckerfamilie in Prag vom An-
fang des 16. Jahrh, an, benannt nach ihrem Ahn-
herrn Gerson (Gerschom) ben Salomo Koben (Kaz,
daher später die K azischeBu ch druckerei), der als
Begründer des hebr. Buchdrucks in Prag gelten kann.
Gersolnten, israel. Priester- und Leviten-
familien, die sich von einem Gersom oder Ger-
son ableiten; so von Gersom, dem Sohne Manasses
(nach älterer Lesart: Moses), nach Richter 18,30 das
Geschlecht der Priester von Dan. Nach Esra 8,2
kehrte mit Esra ein Priestergeschlecht Gersom zurück;
1 Ehron., Kap. 6 führt die Leviten auf die drei Söhne
Levis: Gersom (-^ Gerson), Kahat und Merari zurück.
Ae^?., bei lat. Tierbenennnngen Abkürzung für
Karl Eduard Adolf Gerstäcker (s.'d.).
Gerstäcker, Friedr., Reise- und Romanschrift-
steller, geb. 10. Mai 1816 in Hamburg, befuchte
die Nicolaischule in Leipzig und erlernte 1835-37
zu Döben bei Grimma die Landwirtschaft. 1837
ging er nach Amerika, wo er von Neuyork aus
Wanderungen durch alle Staaten der Nnion be-
gann und zuletzt als Jäger in den Urwäldern des
Westens ein abentenerliches Leben führte. Im
Sommer 1843 kehrte er nach Deutfchland zurück.
Hier verwertete er nun seine transatlantischen Er-
lebnisse in litterar. Thätigkeit. Seinem ersten Werke,
den interessanten "Streif- und Jagdzügen durch die
Vereinigten Staaten Nordamerikas" (2 Bde., Dresd.
1814; 4. Aufl. in 1 Bde., Jena 1880), folgten die
Romane "Die Regulatoren in Arkansas" (3 Bde.,
Lpz. 1845 u. ö.) und "Die Flusipiraten des Mis-
sissippi" (3 Bde., ebd. 1848 u. ö.), sowie zwei
Sammlungen ansprechender Erzählungen: "Missis-
sippibilder" (3 Bde., ebd. 1847-48; 5. verm. Aufl.,
Jena 1884) und "Amerik. Wald- und Strombilder"
(2 Bde., Lpz. 1849; 2. Aufl. 1856). Außerdem ver-
öffentlichte G. mehrere auf Belehrung berechuete po-
puläre Schriften, wie "Reisen um die Welt" (6 Bde.,
Lpz. 1847 - 48; 5. Aufl., bearbeitet von A. W.
Grube, 2 Bde., ebd. 1882) und "Der deutfchen Aus-
wanderer Fahrten und Schickfale" (ebd. 1847). 1849
unternahm er, vom damaligen Reichsministerium
unterstützt, eine größere Reise nach Südamerika,
Kalifornien, den Sandwich- und Gefellfchaftsinseln,
nach Sydney und dem Südosten Australiens, von
wo er im Sept. 1851 über Java nach Deutschland zu-
rückkehrte. Seit Juni 1852 nahm er seinen Aufent-
halt in Leipzig. Eine dritte Reise unternahm G.
1860, besonders in der Absicht, die deutschen Kolo-
nien in Südamerika zu besuchen.
Im I. 1862 begleitete G. den Herzog Ernst von
Gotha, in dessen Nähe er schon vorher einige Zeit
gelebt, auf einer Reife nach Ägypten und Abessinien
und nahm nach seiner Rückkehr seinen Aufenthalt in
Coburg. G. veröffentlichte jetzt u. a.: "Achtzehn
Monate in Südamerika" (3 Bde., Lpz. 1862) und
eine Reihe von Romanen, welche farbenreiche Schil-
derungen des Lebens und Treibens der Menschen in
den von ihm durchwanderten Ländern enthalten. So
bewegen sich "Die beiden Sträflinge" und "Im
Busch" in Australien, "Tahiti" auf der Infelwelt des
Großen Oceans, "Unter dem Äquator" auf Java,
"General Franco" in Ekuador, "Sennor Aguila" in
Peru, "Die Kolonie" in Brasilien, die "Kalifornifchen
Skizzen" und "Gold!"in Kalifornien. Unter feinen
Schriften für das Volk verdient "Nach Amerika"
(6 Bde., Lpz. 1855; 4. Aufl., 2 Bde., Jena 1888),
unter seinen Jugcndschriftcn außer Märchen und Er-
zäblungen befonders "Die Welt im Kleinen für die
kleine Welt" (7 Bde., Lpz. 1857-61; 3. Aufl. 1882),
unter seinen Humoresken namentlich "Herrn Mahl-
bubers Reiseabenteuer" (ebd. 1857; 10. illustrierte
Aufl. 1893) hervorgehoben zu werden. In den I.
1867 und 1868 unternahm er nochmals eine grö-
ßere Reife, die sich auf Nordamerika, Mexiko, Ecua-
dor, Venezuela und Westindien erstreckte und die er
in den "Neuen Reisen" (3 Bde., Jena 1868; 4. Aufl.
1885) schilderte. Nach seiner Rückkehr lebte er erst
in Dresden, dann in Brannschweig, wo er 31. Mai
1872 starb. Unter seinen spätern Romanen bewegen
sich auf heimischem Boden: "Eine Mutter", "Der
Erbe" und "Im Eckfenster". Von den übrigen bat
"Unter den Penchuenchen" seinen Schauplatz in Chile,
"Die Missionare" auf den Inseln der Südsee, "Der
Parcerie-Vertrag" in Brasilien, "Die Blauen und
die Gelben" in Venezuela, endlich "In Mexiko" in
dem Lande dieses Namens. zu seinen letzten Arbeiten
gehörten "In Amerika. Amerik. Lebensbild aus
nenerer Zeit. Im Anschluß an 'Nach Amerika'"
(3 Bde., Jena 1872; 4. Aufl. in 1 Bde. 1888) und
"Ein Plagiar. Merik. Erzählung" (Berl. 1872;
2. Aufl. 1884). Nach G.s Tode erschienen eine Ge-
samtausgabe seiner Schriften in 2 Serien (43 Bde.,
Jena 1872-78)und"AusgewählteWerke",2.Volks-
und Familienausgabe, ^g. von Theden (in 2 Se-
rien zu 12 Bon., ebd. 1889-91). - Vgl. A. Carl,
Friedrich G., der Weitgereiste. Ein Lebensbild. Der
deutschen Jugend vorgeführt (Gera 1873).
Gerstäcker, Karl Eduard Adolf, Zoolog, geb.
30. Aug. 1828 zu Berlin, studierte seit 1847 in
Berlin, Wien und Paris Medizin und Naturwissen-
schaften und wurde 1856 zum dirigierenden Kustos