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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gerundium; Gerundĭum; Gerundivum; Gerundīvum; Gerusia; Gerusīa; Gerüst; Gerüstbrücke

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Gerüst – Gerüstbrücke

das Geruchsorgan innen doppelt mit Falten versehen, steht aber nur bei den Lurchfischen mit der Rachenhöhle hinten (durch hintere Nasenlöcher oder Choanen) in Zusammenhang. Die Riechnerven der Fische sind meist sehr ansehnlich und das Geruchsorgan dieser Tiere scheint demgemäß recht hoch entwickelt zu sein. Die geschwänzten Amphibien schließen sich im Bau ihrer G. ganz an die Lurchfische an und ihre Choanen liegen meist sehr weit nach vorn. Bei einigen Salamandern treten die ersten schwachen Anlagen von Muscheln auf. Das Geruchsorgan der Blindwühler ist komplizierter gebaut, es besitzt eine knöcherne Nasenscheidewand (septum narium) und zwei Paar Riechnerven, schwächere obere und stärkere untere. Bei den ungeschwänzten Lurchen sind drei Nasengänge jederseits vorhanden und ist das Geruchsorgan überhaupt durch Bildung eines Faltensystems ziemlich verwickelt, auch haben diese Tiere an den äußern Nasenlöchern bewegliche Hautdeckelchen, mit denen sie dieselben verschließen können. Bei den Reptilien ist eine knorplige oder knöcherne Nasenscheidewand vorhanden und die Riechhaut wird durch gewundene Knorpelleisten vergrößert und gestützt. Die äußern Nasenlöcher finden sich weit vorn an der Schnauzenspitze und vereinigen sich bei den Krokodilen, die, wie die im Wasser lebenden Schlangenformen, hier auch Deckelvorrichtungen besitzen, zu einer gemeinsamen Öffnung. Die hintern Nasenlöcher sind bei vielen Schlangen vereinigt, sonst doppelt und finden sich meist im Gaumen ziemlich weit nach vorn. Bei den Krokodilen liegen sie aber sehr weit nach hinten unter dem Hinterkopf, sodaß der Nasenkanal eine bedeutende Länge hat. Bei den Vögeln liegen die äußern Nasenlöcher ziemlich weit nach hinten an der Schnabelwurzel, nur beim Kiwi-Kiwi liegen sie als seine Spalten an der Spitze. Bei den Sturmvögeln vereinigen sie sich zu einer kurzen Röhre oben auf dem Schnabel, und manchen Scharben fehlen sie ganz. Eine knorplige oder knöcherne Nasenscheidewand ist stets vorhanden, und die hintern Nasenlöcher vereinigen sich zu einer gemeinsamen Öffnung oder liegen doch dicht beieinander. Es sind drei häutige, knorplige oder knöcherne Muscheln vorhanden: bei den Raubvögeln sind die hintersten, bei Hühner- und zahlreichen Schwimmvögeln die mittelsten und bei Singvögeln die vordersten die größten. Der Kiwi-Kiwi hat eine Siebplatte.

Bei den Säugetieren liegen die äußern Nasenlöcher an der Spitze der (bisweilen rüsselartig verlängerten) Schnauze, nur nicht bei den Waltieren, wo sie sich oben auf dem Kopf befinden und bei den Delphinen zu einem Spritzloch sich vereinigt haben. Die Nasenflügel sind durch Muskeln beweglich, und das Flußpferd und die Seehunde haben hier Deckelklappen. Bei Säugetieren mit verlängerter Schnauze finden sich außer den gewöhnlichen Nasenknorpeln noch besondere knorplige Einlagerungen. Die riechende Oberfläche wird, besonders bei Hunden, vielen Nagetieren und in Herden lebenden Wiederkäuern, durch eine starke Faltung, ja spiralförmige Aufrollung der Muscheln, namentlich der untern, sehr bedeutend vergrößert, und es kommt ein ganzes System von engen Kanälen zu stande. Die Nasenhöhlen kommunizieren mit verschiedenen Höhlungen anderer Schädelknochen, der Stirn- und Keilbeine (ganz besonders bei Elefanten) und der Oberkiefer. Die hintern Nasenlöcher liegen ziemlich weit nach hinten, und bei einigen Säugetieren (Wiederkäuer) kommunizieren sie noch durch besondere (Stensonsche) Kanäle mit der Mundhöhle. Diese Kanäle entspringen in besondern Erweiterungen in Gestalt von Nebennasenhöhlen, die von der eigentlichen Nasenhöhle vollkommen getrennt sind. Diese Nebenhöhlen heißen Jakobsonsche Organe und finden sich angedeutet schon bei den Blindwühlern und Reptilien. Die physiol. Bedeutung ist wahrscheinlich die, die Nahrung in der Mundhöhle unter bessere Kontrolle zu bringen. – Über das Geruchsorgan des Menschen s. Nase.

Litteratur. Scarpa, Anatomicae disquisitiones de auditu et olfactu (Pavia 1789); Rosenthal, Dissertatio de organo olfactus quorundam animalium (Jena 1802); Blumenbach, Prolusio de sinibus frontalibus (Gött. 1779): Gradiolet, Recherches sur l’organe de Jacobson (Par. 1845); Kölliker, Über die Jacobsonschen Organe des Menschen (Würzb. 1877); Zuckerkandl, Normale und pathol. Anatomie der Nasenhöhle (Wien 1882).

Gerüst oder Zetergeschrei, Mordgeschrei, in deutscher Vorzeit der Ruf zu den Waffen, wie er in dringenden Fällen der Landesverteidigung erfolgte: Wafenô, ô wâfen, heil, heilâ, ô heil. Mit lautem Ruf, welchem von dem Hörenden Folge zu leisten war, wurde auch dem fliehenden Übelthäter nachgesetzt: Diebio! mordio! hilfio! feindio! Das hatte, wenn er nicht ergriffen wurde, die Folge, daß er zum Kampf gefordert werden durfte. Die peinliche Klage wurde mit G. erhoben; aber wenn er nicht bei der That verfolgt war, konnte sich der Beklagte durch Eid mit Eideshelfern (s. d.) reinigen.

Gerundĭum nennt man in der lat. Grammatik die Casusformen des sog. participii futuri passivi (aus -ndus), wenn sie gebraucht werden, um den Verbalbegriff zu substantivieren, also gewissermaßen als Casus des Infinitivs, wie im Deutschen in solchem Falle der deklinierte Infinitiv mit dem Artikel gebraucht wird, z. B. venia legendi, «Erlaubnis des Lesens, zum Lesen», docendo discimus, «durch Lehren lernen wir». Ist jenes Particip als Adjektiv mit einem Substantiv in gleichem Casus verbunden, so heißt es Gerundivum, es drückt dann den Begriff der Notwendigkeit aus, z. B. res addenda, «eine hinzuzufügende Sache».

Gerundīvum (lat.), s. Gerundium.

Gerusīa, s. Geronten.

Gerüstbrücke, Sturzgerüst, einstweilige bauliche Anlage, die dazu bestimmt ist, bei hohen Erdschüttungen die Fahrbahn der Kippkarren zu tragen. Die G. bestehen aus möglichst leichten Böcken, die unter sich durch wagerechte Balken verbunden sind. Man hat aber, namentlich in Amerika, um an Kosten zu sparen, an Stelle der Dämme in holzreichen Gegenden ganze Thaleinschnitte mit

^[Abb.: Fig. 1.]