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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geschoß
Ende, der durch die Pulvergase seitlich ausgedehnt
wird und mit den Ansätzen o in die Züge tritt, in
denen zugleich die Metten n. laufen. Die G. Fig. 19
- 21 sind sür Vorderlader bestimmt; ebenso ist
das ähnlich der Fig. 15 sür Geschütze von Whit-
worth konstruierte für solche brauchbar. Für die
Hinterladungsgeschütze wandte man anfänglich nur
G. mit Vleimantel an,
wie die preußische Gra-
nate von 18l'>0 (Fig. 22)
mit dickem, nur mechanisch
Fig. -'0.
Fig. 2l.
festgehaltenem Bleimantel L (^ Eisenkern, II Höh'
lung, HI Mundloch), und die englische Seg-
mentgranate (Fig. 23) mit dünnem, chemisch
mit dem G. verbundenem Vleimantel m zeigt.
Der Vleimantel nimmt erst im Rohre durch den
Einfluß der Pulvergase die Gestalt der Züge an
Fig. ^.
Fig. ^..
Schwierigkeiten bald aufgegeben. Die Kartätsche,
auf die vermöge ihrer Eigentümlichkeit, die einzel-
nen Kugeln schon vom Rohr ab freizugeben, die
rotierende Bewegung nicht mit Erfolg übertragen
werden konnte, ist so weit verändert worden, wie es
der difficile Charakter des gezogenen Rohrs erheischt.
Granaten und Shrapnels erfuhren eine hohe Fort-
bildung und Vervollkommnung. Das Vollgeschoß
konnte bei seiner einseitigen Wirkung fast vollstän-
dig durch die viel ausgiebigere Granate erfetzt wer-
den. Der gänzliche Ersatz der Kartätsche durch das
Shrapnel ist vielfach angeregt worden, indes bis
jetzt noch nirgends erfolgt.
Von den Granaten gezogener Geschütze (in
Österreich Hohlgeschosse genannt) lasfen sich jetzt
vier Klassen unterscheiden: 1) Granaten unt großer
Zerteilungsfähigkeit, weil vorherrfchend gegen
lebende Ziele bestimmt; 2) solche, bei denen die
sprengende Wirkung gegen tote Ziele die .Haupt-
sache ist; 3) solche, 'bei denen die Durchschlagskraft
des ganzen G. besonders betont wird, indem die
Ziele Eisenpanzcr sind; 4) Granaten zumInbrand-
setzen. Die Zwecke lul 1 und 2 suchte man anfäng-
lich durch dasselbe G. zu erreichen, so in Preußen
Fig. 24.
Fig. 25.
und veranlaßt so das G., der Windung der letz-
tern zu folgen. Der dünne Bleimantel wird fpäter
allgemein. Für G. mit großen Anfangsgeschwin-
digkeiten wendet man Hartblei an. In neuerer
Zeit ist der Hartbleimantel wieder durch die K upfer -
ringe verdrängt.
Die beistehende Tafel: Moderne Gefchoffe
bringt vom kleinsten bis zum größten Kaliber je einen
Vertreter der verschiedenen neuern Geschohkonstruk-
tionen zur Darstellung.
Die Einzelheiten der innern Einrichtung, wie sie
sich bei den G. der glatten Geschütze herausgebildet
hatten, werden in der Hauptsache auf die G. der
gezogenen übertragen. Indessen wurde die Aus-
bildung eines Leuchtgeschosses dnrcki andcrweite
Mittel überholt und in Anbetracht der erheblichen
durch die gewöhnliche Granate (Fia,. 22), die
aber weder eine gehörige Zahl Sprengteile lieferte,
noch genügend Sprengladung aufzunehmen ver-
mochte, um die gehörige Sprengwirkung bei toten
Zielen zu äußern. Zur Erhöhung der Wirkung aä 1
konstruierte man die Doppclwandgranaten
lFig. 24) und die Ringgranaten (Fig. 25). Erstere
sind zuerst 1861 vom belg. Civilingcnieur Bassom-
pierre angegeben und bestehen aus einem innern
Geschoßkern (I<) und einem äußern (N), der um jenen
berumgcgossen ist. Beim erstern sind die Bruch-
linien vorgezeichnet, und die Zertcilung desselben er-
folgt in regelmäßige Stücke; ü ist derBlennantcl. Die
Gesamtzahl der Sprengstücke ist etwa doppelt so
groß als bei der gewöhnlicken (einfachen) Granate.
Die Zerteilung in eine größere Zahl Stücke ist bei
der Ringgranate noch mehr gesichert, wo der innere
Kern aus voneinander getrennten, gezackten Ringen
bestcbt, von denen jeder einzelne eine bestimmte An-
zahl Teile liefert. So ist die in Qstervcich-Unqarn
eingeführte Granate des Generals Ncbatius einge-
richtet, die beinahe ebenso viele wirksame Stücke
als ein Shrapnel crgieltt. Ähnliche Granaten hat
man im Deutschen Reiche und anderwärts. (Val.
Fig. 25, die halb Ansicht, halb Durchschnitt der