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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geschützladung - Geschwindigkeit

Das Deutsche Reich besitzt eine Königl. preußische G. und Geschoßfabrik in Spandau und eine Königlich preuß. Geschoßfabrik in Siegburg sowie eine Königl. bayrische G. und Geschoßfabrik in Ingolstadt. Von Privatunternehmungen, die sich mit Herstellung von Stahlgeschützrohren beschäftigen, ist besonders die Firma Fr. Krupp (s. d.) in Essen sowie das mit dieser vereinte Grusonwerk zu Magdeburg-Buckau hervorzuheben; in kleinerm Umfang ferner der Verein für Gußstahlfabrikation in Bochum. In Österreich-Ungarn liegt die Fabrikation der Geschützrohre der Artilleriezeugfabrik des Arsenals in Wien ob, soweit dieselben nicht von der Privatindustrie bezogen werden. Rußland hat großartige Geschützfabriken in Petersburg, Perm und die Obuchowschen Gußstahlwerke zu Alexandrowsk bei Petersburg. Frankreich hat eine G. für die Landartillerie in Bourges, für die Marine eine G. in Nevers-Ruelle sowie ausgezeichnete Privatfabriken der Forges et chantiers de la Méditerranée und von St. Chamond. Großbritannien fertigt seine Geschützrohre im königl. Arsenal zu Woolwich an. Eine hervorragende Privatfabrik ist die von Lord W. Armstrong (s. d.) in Elswick sowie die von Whitworth in Manchester. Italien hat G. in Genua, Neapel und Turin, Spanien in Sevilla und Trubia (bei Oviedo).

In den ältern Zeiten des Geschützwesens wurde der Geschützguß durch die Büchsenmeister besorgt, die von Fürsten und Städten in Dienst genommen wurden. Eine der ältesten G. war die des Deutschen Ordens in Marienburg. Augsburg und Nürnberg sind besonders durch den Geschützguß berühmt. Kaiser Karl Ⅴ. legte eine größere Zahl von G. in Spanien, Italien und den Niederlanden an. Vielfach blieb der Geschützguß bis zur neuern Zeit in Privathänden; so wurde z. B. in Preußen erst um 1857 eine königliche G. angelegt.

Geschützladung, die zum Forttreiben des Geschosses aus dem Rohr bestimmte Pulvermenge. Über das Gewicht der G. s. Geschütz.

Geschützpulver, s. Schießpulver.

Geschützrohr, s. Geschütz und Lauf.

Geschützstand, die Fläche, auf der ein Geschütz bei seinem Gebrauche aufgestellt ist. Bei Feldgeschützen dient gewöhnlich der natürliche Erdboden ohne jegliche oder nur mit geringer Vorbereitung als G. Positionsgeschütze, die längere Zeit an ihrer Stelle verharren, erhalten G. mit einer Dielung, Bettung (s. d.) genannt, die aus in die Erde versenkten Längshölzern oder Rippen und quer darauf befestigten Bohlen besteht. In Festungen und auf Schiffen kommt auch die Aufstellung von Geschützen auf Rahmen vor. (S. Lafette und Rahmenlafetten.) Ein bedeckter G. ist ein Hohlbau, der dem Geschütze Sicherung gegen Feuer von der Seite und von oben her gewährt und nach vorn eine mit einer Scharte versehene Brustwehr hat. Derselbe kann in Holz, Mauerwerk oder in Eisen ausgeführt sein. In neuerer Zeit kommen hauptsächlich Panzerstände oder Panzertürme als bedeckte G. vor. (S. Permanente Befestigung und Panzer.)

Geschützzubehör umfaßt die Gegenstände, die ein Geschütz bedarf, um bedient, gehandhabt, gereinigt und in gutem Zustande erhalten werden zu können. Hierher gehört das Ladezeug, wie Wischer, Lader, Geschoßtrage, Aufsatz, Quadrant, Abzugsschnur und vieles andere, ferner Mittel zur Handhabung, wie Hebebäume, Richtbaum, Hemmkeile, Handhabungsmaschinen, endlich Mittel zur Sicherung gegen Witterungseinflüsse, wie Mundpfropf, Verschlußüberzug u. s. w.

Geschwader, eine Abteilung von mehrern Kriegsschiffen, die zu einer friedlichen oder kriegerischen Operation unter einem Befehlshaber vereinigt sind, dessen Rang meistens den eines Konteradmirals nicht übersteigt und der in vielen Fällen ein Kommodore oder Kapitän zur See ist. Derselbe heißt dann Geschwaderchef, der sein Kommandozeichen (s. d.) auf dem Flaggschiff (s. d.) setzt. Ein G. in eigentlicher Bedeutung des Wortes hatte früher weniger als neun größere Kriegsschiffe. Die Vereinigung von mehrern G. bezeichnet man als Flotte. In neuerer Zeit nennt man im weitern Sinne jede Anzahl von Kriegsschiffen ein G., wenn diese nur von einem Admiral befehligt werden. In der deutschen Marine versteht man unter Schulgeschwader ein G. von Schulschiffen (s. d.), die zu gemeinsamen Fahrten vereint sind, unter Kreuzergeschwadern ein solches von Kreuzern, unter Panzergeschwadern ein solches von Panzerschiffen. Fliegendes G. (flying squadron) ist gleichbedeutend mit Kreuzergeschwader. Die Unterabteilungen eines G. aus mehr als drei Schiffen nennt man Treffen oder Divisionen. (S. auch Flottille.) Unter Geschwaderstab versteht man die dem Geschwaderchef als Adjutanten beigegebenen Seeoffiziere, Flagglieutenants genannt, den Geschwaderarzt, Geschwaderauditeur, Geschwadermaschineningenieur. Über den Betrieb des Geschwaderdienstes vgl. Instruktion für den Geschwaderchef (Berlin).

Geschwaderchef, Geschwaderstab, s. Geschwader.

Geschwindigkeit heißt bei der gleichförmigen Bewegung der in der Zeiteinheit (Sekunde) zurückgelegte Weg. Je größer der Weg ist, den ein Körper innerhalb derselben Zeit durchläuft, desto größer ist seine G. Ist die Bewegung ungleichförmig, d. h. werden nicht in beliebig kleinen gleichen Zeiten auch gleiche Wegstücke zurückgelegt, so ist die G. in jedem Augenblick eine andere und nimmt in jedem Augenblick entweder zu oder ab. Im ersten Falle heißt die Bewegung beschleunigt, im zweiten verzögert. Die beschleunigte Bewegung ist entweder gleichmäßig beschleunigt, wenn die G. in demselben Verhältnis wie die Zeit wächst (s. Fall), oder ungleichmäßig beschleunigt, wenn die G. in einem andern Verhältnisse zunimmt. Ebenso ist die verzögerte Bewegung gleichmäßig oder ungleichmäßig verzögert. Man nennt diesen bei der gleichmäßig beschleunigten Bewegung in jeder Sekunde stattfindenden Zuwachs an G. seine Beschleunigung (s. d.). Bei rotierenden Körpern wird die Drehgeschwindigkeit entweder durch die Umfangsgeschwindigkeit (d. i. der von einem Punkt des Umfangs in 1 Sekunde zurückgelegte Weg) oder durch die Winkelgeschwindigkeit (d. i. der Weg, den ein von der Drehachse um die Längeneinheit entfernter Punkt in 1 Sekunde zurücklegt) angegeben. Die Messung der G. richtet sich nach dem bewegten Körper. (S. Geschwindigkeitsmessung.)

Da die G. nur in gleichen Zeiten zurückgelegte Wege darstellen, so kann man zwei demselben Körper nach verschiedenen Richtungen gleichzeitig erteilte G. nach dem Princip des Parallelogramms ebenso durch eine ersetzen wie zwei Wege. (S.Bewegung.)

Beispiele verschiedener mittlerer G. in Metern für die Sekunde giebt folgende Übersicht: