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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gestänge (in der Jägersprache) - Gesteine
Gestänge, in der ^ägcrspracke, s. Geweib.
Vb3ta. pontikionm.', s. I^idei- i>oittincÄli^.
Vesta. Itoina.noruin ("Die Tbaten IGesckick-
ten I der Römer"), eins der verbreitetsten Novellen-
und ^cgendenbücker des christl. Mittelalters, latei-
nisch abgefaßt, knüpft es seine ganz knappen und
prunklosen, oft nur andeutenden Erzäblungen äußer-
lich und schematisch an die Geschickte der röm. Kai-
ser au und läßt lauge einförmige moralische Aus-
legungenfolgen. Abfassungszeit und Verfasser stebeu
nicht fest; wahrscheinlich entstand das Werk in Eng-
land im 13. oder Anfang des 14. Jahrb. Die früber
vertretene Ansicht, daß Petrus Verchorius (oder
Bercheur) aus Poitou, der 1362 als Prior der Bene-
diktincrabtei St. Eloi in Paris starb, oder Helinan-
dus lgest. 1227) Autor sei, hat sich nicht bestätigt.
Der Umfang der (^. 1^. ist in den verschiedenen
Handschristen und Drucken sehr verschieden; die
olteste Gruppe voll Handschriften umfaßt etwa 100
Kapitel, das Original wahrscheinlich uock weniger;
durch Aufuabme von Erzählungen aus andern
Sammlungen, z. B. den "Noi-Hlitlitos" Nob. Holkots,
der "Historik septoni ßa^ientium", wurdeu sie im
15). ^abrh. bis auf 283 Nummern angescbwellt.
Sie bildeten bis in das 16. Iabrb. berab eins
der getesensten Bücher, wie die zablreichen Hand-
sckriften und vielen Drucke (lateinisch zuerst Köln
l472" bald nach der Erfindung der Vuckdruckerkuust
beweisen. ^>ie wurden ins Französische, Englische,
Deun'cke und Niederländische übersetzt, auch in dieseu
Spracheu gedruckt (deutsch zuerst Augsb. 1489) und
von Fabeldichtern und ^Novellisten, wie Hans Sacks,
Burlard Waldis, Kirchhofs, Pauli u. a., als reicke
Fundgrube benutzt. Gelehrte Nackweise überQuel-
lcu und Verbreitung giebt Osterley in seiner kritischen
Aufgabe des lat. Textes (Berl. 1872); eiue hand-
sckriitlicke Übersetzung des 15. Jahrh, ließ Keller
abdrucken (Quedlinb. 1841); eine moderne Über-
tragung uuternahm Grässe (Dresd. 1842).
Gestation (lat.), Tragnng; Zeit der Träcktig-
keit oder Schwangerschaft.
Geste (lat. ^O8w8), Gebärde, Haudbewegung
als Ausdruck des Gefühls; gestikulieren, Gesten
mackcu; Gestikulationen, die eine Rede beglei-
tenden und nach dem Sinn der ausgesprochenen
Gedanken sich modifizierenden Beweguugen der
Arme und Hände; Gestikulätor, einer, der gesti-
tulien, Gaukler; gcstikulatörisck, durch Ge-
bärdensprache ausgedrückt.
Vestb, ('Iiaii80N3 ä6 (spr. schangßöng de
schcst), altfranz.Heldenlieder (s. Französische Littera-
tur, S. 158 fg.).
Gesteine, Fels -, Gebirgs - oder G e st e i u s -
arteu, Aggregate von Mineralien, die zu dem
Aufbau der Erdkruste in wesentlicher Weise bei-
lrageu. Eiu Gestein unterscheidet sich daber von
cinem Mineral dadurch, daß es aus eiuer Verbiu-
dung vieler individueller Teile eines oder mcbrerer
Mineralien besteht. Ein Kalkspatkrystall oder ein
Quarztrvstall ist ein Mineral; wenn aber viele
Kalkspat- oder Quarzkrystalle oder unregelmäßig
begrenzte Partikel von Kalkspat oder Quarz zu eiuer
Masse verbunden sind, die sich weseutlick au der
,>usammenschung der Erdrinde beteiligt, so ist das
cin Gestein (Kalkstein oder Quarzfels), und zwar
ein einfa ch e s, nur aus einem Mineral zusammeu
gesetztem Gestein. Glimmerund Feldspat sind eben-
falls Mineralien: wenn aber viele Individuen von
,>'eldspcN mit solche vo/l Mimmer llnd Quarz zu
einem körnigen Aggregat verbunden sind, so ist das
dann ein Gestein, und zwar ein gemengtes, das
als solckes Granit genannt wird. Gemengteile
heißen die Mineralarten, aus denen ein Gestein zm
sammengesetzt ist, und zwar siud wesentliche Ge-
mengteile diejenigen, die den Begriff eines bestimm-
ten Gesteins feststellen, indem sie zu seiner Kousti-
tuieruug erforderlich sind, wie z. V. fleifchroter
oder weißer Feldspat und grünlichschwarze Horn-
blende für den Syenit; als accefsorische Ge-
mengteile gelten dagegen solche, die nur zufällig oder
unwesentlich vorkommen, deren Gegenwart oder
Abwesenheit auf den eigentlichen Gesteinsbegriff
keinen Einfluß bat, z. B. Zirkon oder Beryll im
Granit, Titanit im Syenit, Granat im Glimmer
schiefer. Weiterbin werden die an einem Gestein
beteiligten Mineralien charakterisiert als primäre,
wenn sie bereits bei der anfänglichen Festwerdung
desselben (als wesentliche oder als accessorische) zur
Ausbilduug gclangt sind, und als sekundäre Ge-
mengteile, wenn sie innerhalb des gegebenen Gesteins
im ^aufe der Zeit erst nachträglich entstanden, sei es,
daß primäre Gemengteile einer allmählichen Um-
wandlung in andere Substanzen anheimsielen, sei es,
daß in leere Hohlräumchen durch Vermittelung des
durchtränkenden Wassers neues Miueralmaterial
bis zur teilweisen oder gänzlichen Erfülluug der-
selbeu eiuwauderte; so sind z. B. in den Syeniten
die Körner und Scknürchen von Epidot sekundäre
Gcmeugteile, iudem sie durch Umwandlung der pri-
mären Hornblende geliefert wnrden.
Da die G. sämtlich ans Anhä'nfungen von indi-
viduellen Teilen bestebeu und nie selbst Iudividuen
bilden, so fällt auch für sie die scharfe Unterschei-
dung von Arten weg, die bei den Mineralien mehr
oder weniger möglick ist. Dennoch hat man natnr-
lick die ungleichen, in der Natur ziemlich konstant
auftretenden Vereinigungen von Mineralien zu G.
auch verfchieden benannt und unterscheidet z. B.
als besondere G. Granit, Gneis, Glimmerschiefer,
Diabas, Diorit, Melaphyr, Porphyr, Basalt, Tra-
ckyt, Phonolitb, Kalkstein u. s. w. Diejenigen G.,
die aus dem auf irgend eine Weise wieder verbunde-
ueu gröberu oder feinern Schutt von zertrümmerten,
nühersckou anderswo vorbandengewesenenGebirgs-
arten bestehen, wie z. V. die Konglomerate, Breccien,
Sandsteine, neuut mall klastischc oder regene-
rierte, im Gegensatz zu den krystallinischen
(z.B. Granit), deren einzelne Gemengteilsindividuen
in ihrer Vcrbinduug au Qrt und Stelle entstanden sind
uud keine Bruckstücke darstellen. Siud die einzelnen
Gemengteile mit bloßem Auge deutlich als solche zu
erkennen, so heißt das Gestein p h an ero m er; gelingt
dies nicht, so liegt ein tryptomeres Gestein vor.
Nack der wahrscheinlichen Art ihrer Entstehuug unter-
sckeidet man serner plu tonische, vulkattische
m e t a m orpbis ck e, ueptunische, organo g c n e
G. il. s. w., namentlich auch die Klasseu der erup-
tiv c u oder D ur ck b r u ch sgestei n e (s. Eruptivge-
steine) und der sedimeut ä r e n, der aus dem Wasser
abgesetzten G. (S. Gesteinsbildung und Sedimente.)
Neben der Mineralog. Zusammensetzung ist die
Struktur oder das Gefüge der G. vou großer
Bedeutuug und uameutlich auch vielfach für die
Benennung maßgebend. Man versteht darnnter
die durch die Größe, Form, Lage und gegenseitige
Verbindungsweise der zusammensetzenden Miueral-
teile derG. Beispiele
von Struktureigentümlichkpiten dieser Art sind die
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