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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geusen - Gewächshäuser
i). ui'l)lmum ^., d!e gemeine Nelkenwurz, auch
Venediktenkrant, Märzkraut, Hasenauge
u. s. w. genallnt, an Zäunen und Waldrändern, mit
einer holzigen Wurzel, deren Geschmack und Geruch
dem der Gewürznelke ähnlich ist. Die Blumen sind
gelb. (^. riviils ^., die Vachnelkenwurz, findet
sich an feuchten Orten und hat überhängende gelbe,
rotgeaderte Blumen.
Die bedeutendste der in den Gärten kultivierten
Arten ist tt. coccinenin ^., die Scharlachnelken -
lv urz aus Chile. Wurzelblätter ziemlich groß, läng'
lich, gelappt und eingeschnitten; Stengel aufrecht,
ästig, im Mittel 50 cm hoch, an den jüngsten List-
chen zu Anfang des Sommers Blumen tragend,
die nach Form und Größe denen der Erdbeeren
und Potentillen äbnlich, aber sehr lebhaft rot, fast
scharlachrot sind. Obgleich an Habitus nicht schön
und auch nicht reich blühend, ist diese Art doch, ein-
zeln gepflanzt, eine geschätzte Zierpflanze für die
Rabatte, besonders in grohblütigen oder gefüllten
Varietäten. Auch (^. LiuiZuinouin /^oi't. halten
manche Botaniker für eine Form dieser Species.
Man vermehrt diese Art wie ihre Varietäten nach
dem Verblühen durch Stocksprossen, rascher durch
Samen. Die aus diesen erzogenen Pflanzen wer-
den pitiert und noch in demselben Jahre oder im
nächsten Frühjahre auf den für ste bestimmten Platz
gepflanzt. Mit (^. i-iv^I" kann im Landschaftsgarten
feuchtes Felsgestein dekoriert werden.
Geusen (vom frz. ^u6ux, Bettler) nannten sich
die zu Philipps 1l. Zeiten in den Niederlanden ver-
bündeten Edelleute und andere Mißvergnügte. Zu-
erst soll der Graf von Narlaymont, der Präsident
des Finanzrates, gegenüber Margareta von Parma
die meist sehr verschuldeten Edelleute so genannt
haben, die ihr eben eine Bittschrift überreicht hatten. ^
(S. Marnir.) Dies kam einigen der verbündeten Edel-
leuten zu Ohren. Vrederode sprach darüber bei dem
Bankett, das bald nach der Überreichung der Bitt-
schrift in dem Palast Culemborgs gebaltcn wurde,
und man entfchloß sich, den Namen G. als Partei-
namen anznnehmen. Die G. trugen aschgraue Klei-
der und als Erkennungszeichen den sog. Geusen-
pfennig, eine ovale Münze in Silber oder Gold,
die auf der Hauptfeite das Brustbild Philipps mit
der Umschrift "Nn tout iiäsieä ^n i-o^" ("In Allem
dem König trvn"), anf der Nückseite eine Tasche, wie
sie Bettelmönche trugen, von zwei verscblungenen
Händen gefaßt, und die Worte "^uL^va ^ortei-
Ia dkZHce" ("Bis zum Vettelsack") zeigt. Später
nannten sich alle, welche gegen das span. Regiment
zu den Waffen griffen, G. Namentlich die Mcer-
oder Waffergeusen machten sich durch ihre Kühn-
heit bald einen gefürchteten Namen und thaten auf
der See den Spaniern vielen Abbruch; 1. April
1572 eroberten sie Briel, womit die Befreiung
der Niederlande ansängt. In der neuesten Zeit ist
der Name wieder ausgekommen durch einen polit.
Verein in Antwerpen.
Gevaert (spr. chefahrt), Francois Aug., belg.
Musikgelehrter und Komponist, geb.'31. Juli 1828 zu
Huysse bei Gent, erhielt seine musikalische Bildung
in Gent, bereiste als Laureat des prix äe Ronn?
1849-53 Frankreich, Spanien, Italien und Dentsch-
land und lieh sich 185,3 in Paris nieder, von wo er
im Apnl 1871 nach Müs'Tode zum Direktor des
tönigl. Konservatoriums zu Brüssel ernannt wurde.
Er komponierte die komischen Opern "(^60r^6tt6"
(1853), "Li^et ^ ^ai-Suei-ite" (1856), "1.68 lavan-
äi6l68 ä6 3anwi'6in" (1855), "Hnentin Dni^varü"
(1858), "1.6 äw1>l6 an inouliii" (1859) und "1."
capitain6 Honriot" (1864), mehrere Kantaten u. s. w.
G. gehört unter die wenigen Musiker, die hervor-
ragende praktische Bildung mit gründlichem geschicht-
lichem und theoretischem Wissen verbinden. Er schrieb
einen "^i'Äit6 ci'ingti'ninentHtjon" (Gent 1803; um-
gearbeitet u. d. T. "^0uv6Äii trkit6 l1'in8trmu0n-
tatiou", Par. 1886; deutsch von H. Niemann, Lpz.
1887), ferner eine "Iiiswire 6t tli60ri6 ä6 Ia uiu3i(iu6
66 i'kMiqiiitüo (Bd. 1 u. 2, Gent 1875-81), das
von H. Riemann verdeutschte Buch "Der Ursprung
des röm. Kirchengesanges" (ebd. 1891) u. a.
Gevatter, soviel wie Mitvater, comp^r, die
Paten (s. d.) eines Kindes, als dessen (nach kath.
Ansicbt) geistliche Eltern, im Verhältnis zu den
leidlichen Eltern und zu einander. (S. Geistliche
Verwandtschaft.)
Gevaudan (spr. schewodäng), Landschaft im
füdöstl. Frankreich (jetzt zu den Depart. Lozere und
Haute-Loire gehörig), lvird vom Tarn in Ober- und
Niederge'vmldan geteilt. Hauptstadt ist Mende. G.
war früher von den Gabalern (s. d.) bewohnt und
wurde von Cäsar erobert; im 5. Jahrh, kam es an
die Westgoten, unter Chlodwig an die Franken.
Unter Ludwig dem Frommen wurden die Grafen
von G. felbständige Dynasten; im 15. Jahrh, wurde
G. mit der Krone Frankreich vereinigt und gehörte
zu Languedoe. - Vgl. Bardin, vocunimits liigto-
i-i^i68^i-16 6. (2 Bde., Toulouse 1846-47).
Gevelsberg, Sadt im Kreis Schwelm des preuß.
Neg.-Bez. Arnsberg, 10 km im ^W. von Hagen,
am westl. Ende der Enneper Straße, an der Linie
Müncken-Gladbach-Schwerte und den Nebenlinien
Düsseldorf-Hagen und Hagen-Vörde der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 9379 E., darunter 822 Ka-
tboliken, Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprech-
einrichtung, städtisches Elektricitätswerk, städtische
höhere Knabenschule, private höhere Mädchenschule,
Krankenhaus, evang. Vercinshaus; Brauereien,
Breunereien sowie Fabrikation von t)fen und Koch-
herden, Schlittschuhen, Baubeschlägen, große Eisen-
und Metallgießereien, Eisen- und Stahlwaren.
Geviert, soviel wie Quadrat; im Buchdruck
eine Ausschließung (s. d.); in der Heraldik eine den
Schild durch ^ine Horizontale und eine Vertikale in
vier gleiche stücke wechselnder oder verschiedener
Farbe zerlegende Teilung (s. Tafel: Heraldische
Typen I, Fig. 14).
Geviertes Feld, Geviertfeld, s. Grubenfeld.
Gevicrtordttung, Gevierthaufe, s. Batail-
lon und Fecbtart (Bd. 6, S. 614d).
Geviertfchein, s. Aspekten.
Gevrey-Chambertin (spr. schewreh schangber-
täng), Hauptort des Kantons G. (251,14 likin, 32
Gemeinden, 9378 E.) im Arrondissement Dijon des
franz. Depart. Cöte-d'Or, an der Linie Dison-
Cbagny der Vtittelmeerbahn, hat (1891) 1800 E.,
Vieh- und Bienenzucht und berühmten Weinbau
(s. Chamoertin).
Gewächs (mediz.), s. Geschwulst.
Gewächshäuser, Gebäude zur Zucht und Auf-
bewahrung von Pflanzen, die aus wärmern Klima-
ten in kältere Zonen eingeführt sind und hier des
Schutzes gegen Kälte oder eine erhöhte, der des
Vaterlandes gleichkommende Temperatur zu ihrem
Gedeihen bedürfen. Man unterscheidet Überwin-
ter u n g s h ä u s e r o d e r O r a n g e r i e n u l^ d K u l t u r -
Häuser. Erstere sind grohe mit der Front nach