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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Giesecke - Gießen
Mirow, machte 1813 -15 die Freiheitskriege mit,
war seit 1816 Lehrer und Professor am Gymnasium
zu Stettin, 1848 Vertreter Stettins in der Frankfurter
Nationalversammlung und starb 18. März 1873 zu
Iascnitz bei Stettin. Unter seinen zahlreichen Schrif-
ten sind hervorzuheben: "Epische Dichtungen" (Stett.
1827), "Wendische Geschichten" (3 Bde., Verl. 1843",
"Gedichte" (2. Aufl., 2 Bde., Stett. 1867), die Zeit'
schrift "Damaris" (5 Bde., ebd. 1860-65). - Vgl.
Kern, Ludwig G. als Dichter, Gelehrter und Schul-
mann (Stett.' 1875).
Giesecke, Schriftgießer- und Vuchdruckerfamilie,
s. Giesecke & Devrient und Schelter & Giesecke.
Giesecke k Devrient, graphisches Institut und
Verlagsbuchhandlung in Leipzig, gegründet 1. Juni
1852 von Hermann Giesecke, geb. 9. April 183l
in Leipzig als Sohn von Christ. Friedr. Giesecke
(s. Schelter & Giesecke), und Alpyonse Devrient,
geb. 21. Jan. 1821, gest. 21. April 1878. Nach des
letztern Tod führte Hermann Giesecke das Geschäst
fort, seit 1. Jan. 1879 im Verein mit seinem Bru-
der Dr. Bruno Giesecke, geb. 14. Sept. 1835,
der schon 1867 - 77 Teilhaber gewesen war, und
seinem Sohn Raimund Giesecke, der aber 1889
wieder austrat und an dessen Stelle Alphonse
Devrient, ein Neffe des Begründers, getreten ist.
1889 wurde ein Zweiggeschäft in Berlin errichtet.
Die Firma erwarb sich rasch einen Rnf durch ihre
geschmackvollen Arbeiten. Sie umfaßt (1893) Buch-,
Steindruckerei, Lithographie, Gravier- uni) Präge-
anstalt, Kupferstecherei und Kupferdruckerei, mit
Dampfmaschine (110 Pferdestärken), Gasmotor (3),
91 Pressen, 125 HilfsMaschinen und 420 beschäftig-
ten Personen. Einen Hauptzweig der Thätigkeit
bildet die Herstellung von Wertpapieren für Regie-
rungen, Behörden nndAktiengefellschaften, worunter
auch das Auslaud in beträchtlichem Umfang ver-
treten ist. Die kartogr. Abteilung lieferte topogr.
und geolog. Specialkarten für Sachsen, Baden, Bel-
gien, Hessen u. s. w. Die lithographische ist bedeu-
tend im Buntdruck. Hervorragende Leistungen des
Instituts waren die Reproduktion von Tischendorfs
"Ooäex 8inHiticu8" und des "I^p^rug RdkrL". Der
Verlag enthält den "Oodex 8wkiticu8", das Mo-
vum ^68tam6nwln VtUicHnnin" (1867) und anderes
von Tischend orf, von Gebhardt und Harnacks "Nvan-
ßslioi'uin lüoäex AraecuZ ?ui'pui'6U8 Nos^nenäiL"
(1881), Wilckens "Tafeln zur ältern griech. Paläo-
graphie" (1891) und den "Coäex 6ip1oili9.tieu8
8ax0niH6 r6Ajg.6" (1. Hauptteil, Bd. 1-^2; 2. Haupt-
teil, Bd. 1-9, 11-14; 396 M.).
Giefeler, Joh. Karl Ludw., prot. Kirchen-
historiker, geb. 3. März 1792 zu Petershagen bei
Minden, studierte in Halle, war daselbst seit 1812
Lehrer an den Franckeschen Stiftungen, machte 1813
-15 als freiwilliger Jäger die Freiheitskriege mit,
wurde 1817 Konrektor am Gymnasium zu Minden,
1818 Direktor des Gymnasiums zu Cleve. Er folgte
1819 einem auf Grund feines "Histor.-kritischen
Versuchs über die Entstehung und die frühesten
Schicksale der schriftlichen Evangelien" (Lpz. 1818)
an ihn ergangenen Rufe als Professor der Theo-
logie nach Bonn, ging 1831 in gleicher Eigenschaft
nach Göttingen, wo er seit 1837 Konsistorialrat
war und 8. Juli 1854 starb. G.s Hauptwerk ist das
namentlich durch seine reichhaltigen Quellenauszüge
ausgezeichnete "Lehrbuch der Kirchengeschichten (Bd.
1-3 ftis 164H in 8 Abteil., Bonn 1824-53;
Bd. 4-5 IM 1848) aus G.s Nachlaß herausge-
geben von Redepenning, 1855-57; Vd. 6 >"Dog-
mengeschichte"^, 1856). Ferner sind zu nennen:
"Die Lehninsche Weissagung" (Erfurt 1849), "über
die kölnifche Angelegenheit" (Lpz. 1838, unter dem
Namen Irenaeus), sowie die Herausgabe der "^ki--
i-Htio äe NoFumiIi8" des Euthymius Zygadenus
(Gott. 1842) und "?6ti'i 8iculi d^toi'ia Nlmicka60>
i'uin 86u ^aulicianorum" (ebd. 1846; Appendir
dazu 1850). Seit 1828 gehörte G. zu den Heraus-
gebern der "Theol. Studien und Kritiken". - Vgl.
Redepenning, G.s Leben und Wirken (Bd. 5 von
G.s Kirchengeschichte).
Gießbach, s. Bach.
Gießbach, linker Zufluß des Brienzersees im
schweiz. Kanton Bern, entspringt in der Faulhorn-
kette am Schwarzhorn und fällt nach kaum 11 km
geraden Laufes in den See. Er bildet zwifchen be-
waldeter Felswand eine Folge von sieben großarti-
gen Wasserfällen von zusammen 300 m Höhe, die
einen Hauptanziehungspunkt des Verner Oberlandes
bilden. Eine Drahtseilbahn (3311^ lang, 28^/2 Proz.
Steigung) führt zum Gießbachhotel hinauf.
Gießbleche oder Buckelbleche, mit halbkugel-
förmigen Vertiefungen (Buckeln) und mit einer
Handhabe versehene Eisen- oder Kupferbleche, die
zur Aufnahme geschmolzener, rasch abzukühlender
Metallproben dienen.
Gießen, ein technisches Verfahren zur Form-
gebung der Körper, darauf beruhend, daß man das
Material, ans dem die Körper bestehen sollen, im
flüssigen Zustande in Formen (s. Gußformen) bringt,
in welchen es bis zur Erstarrung verweilt. Man
gießt Metalle, Gips, Stearin u.a. Körper, nach-
dem sie durch Schmelzen verflüssigt wurden, Gips,
Cement u. s. w., nachdem sie mit reichlichen Mengen
Wasser vermengt worden, und in letzterm Falle
sind es chcm. Vorgänge, welche die Erstarrung ver-
anlassen. ((^. Metallgießerei.)
Gießen. 1) Kreis in der Hess. Provinz Ober-
hessen, hat 603,72 hlim, (1890) 74321 (36 844
männl., 37 477 weibl.) E., 6 Städte und 75 Land-
gemeinden. - 2) Hauptstadt der Hess. Provinz Ober-
^> Hessen und des Kreises G.,
> in einer schönen, fruchtbaren
Ebene, umgeben von Wäl-
dern und sanften Anhöhen,
am linken Ufer der Lahn ge-
legen, in die hier die Wieseck
mündet, und an den Linien
Cassel-Frankfurta.M., Deutz-
G. (166,8 kin), Koblenz-Ems-
G. (116,4 km) der Preuh.
Staatsbahnen, G.-Fulda (106 Km) und G.-Geln-
hausen (69,8 km) der Oberhess. Eisenbahn, ist Sitz der
Provinzialdirektion und des Kreisamtes, eines Land-
gerichts (Oberlandesgericht Darmstadt) mit 20 Amts-
gerichten (Alsfeld, Altenstadt, Bildingen, Butzbach,
Friedberg, G., Grünberg, Herbstein, Homberg, Hun-
gen, Laubach, Lauterbach,Lich, Bad Nauheim,Nidda,
Ortenberg, Schlitz, Schotten, Ulrichstein, Vilbel) und
KammerfürHandelssachen, des Amtsgerichts,Kreis-
bauamtes, einer Neichsbanknebenstelle und Handels-
kammer und hat (1890) 20 571 E., darunter 1783
Katholiken und 716 Israeliten, in Garnison (1500
Mann) das 116.InfanterieregimentKaiserWilhelm,
Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph und
Fernsprecheinrichtung. Die Straßen der innern Stadt
sind zum Teil noch eng und winklig; außerhalb der
frühern, 1803-11 abgebrochenen Befestigungen