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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Giftpflanzen

haben, denen auch wohl noch eine dritte Gruppe anzufügen wäre, die stark purgierend wirkt. Zu den erstern würden z. B. die bereits genannten, ferner die Stammpflanze des Opiums Papaver somniferum L., s. Papaver und Tafel: Rhöadinen, Fig. 3), die Schierlingsarten u. s. w. gehören. Ätzend scharf wirken mehrere Ranunkulusarten, die Sumacharten (s. Rhus), purgierend mehrere Euphorbiaceen, wie Ricinus, Croton u. s. w.

Die einzelnen Familien des Pflanzenreichs sind sehr verschieden in betreff der Anzahl von G., die sie umfassen. Es giebt Familien, die keine einzige Giftpflanze enthalten, wie die Familie der Kruciferen; ferner solche, die bei ihrer bedeutenden Artenzahl nur wenige G. aufzuweisen haben, wie die Kompositen, Leguminosen u. a. In andern Familien dagegen, wie z. B. bei den Solanazeen, Euphorbiaceen, finden sich im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arten zahlreiche G., und zwar gerade solche, deren Giftstoffe äußerst schädlich wirken.

Von den einheimischen Giftpflanzen und solchen, die in Deutschland als Gartenpflanzen gezogen werden, sind hauptsächlich zu erwähnen: aus der Familie der Ranunkulaceen Arten der Gattungen Clematis (s. d.), z. B. Clematis recta L., Anemone (s. d.), Pulsatilla (s. d.), besonders Pulsatilla vulgaris (s. Tafel: Giftpflanzen I, Fig. 5) und pratensis Mill., sämtliche Arten von Adonis (s. d.), Ranunculus (s. d.), hauptsächlich Ranunculus sceleratus L., Helleborus (s. d.), Aconitum (s. d.); ferner die Akeleipflanze, Aquilegia vulgaris L. (s. Aquilegia), die Dotterblume, Caltha palustris L. (s. Caltha), Trollius europaeus L. (s. Trollius), das Christophskraut, Actaea spicata L. (s. Actaea); von den Amygdaleen der Bittermandelbaum, Amygdalus communis L. var. amara (s. Mandelbaum), der Kirschlorbeer (s. d. und Tafel: Rosifloren I, Fig. 2) und die Traubenkirsche, Prunus padus L. (s. Prunus); von den Papilionaceen mehrere Arten der Gattungen Coronilla (s. d.), hauptsächlich Coronilla varia und emerus L., Cytisus (s. d.), besonders der Goldregen, Cytisus laburnum; von den Papaveraceen das Schöllkraut, Chelidonium majus L. (s. Chelidonium), die schon erwähnte Stammpflanze des Opiums, Papaver somniferum L.; von den Rhamnaceen der Faulbaum, Rhamnus frangula L. (s. Rhamnus und Textfigur 3 zu Artikel Frangulinen), und der Kreuzdorn, Rhamnus cathartica L.; von den Araliaceen der Epheu (s. d. und Tafel: Umbellifloren II, Fig. 4); von den Umbelliferen der Wasserschierling, Cicuta virosa L. (s. Cicuta und Tafel: Giftpflanzen I, Fig. 1), der gefleckte Schierling, Conium maculatum L. (s. Conium und Taf. I, Fig. 2), die Hundsgleiße oder Hundspetersilie, Aethusa cynapium L. (s. Aethusa und Taf. II, Fig. 5), der Taumelkörbel, Chaerophyllum temulum L. (s. Chaerophyllum), die Arten der Gattung Oenanthe (s. d.), besonders Oenanthe crocata L., Sium latifolium L. (s. Sium), Berula angustifolia L. (s. Berula), die Sterndolde, Astrantia major L. (s. Astrantia); von den Cucurbitaceen die beiden Gichtrübenarten Bryonia alba L. und dioica Jacq. (s. Bryonia), die Springgurke, Ecballium officinale N. ab Es. (s. Ecballium und Tafel: Campanulinen, Fig. 6), die Koloquinte (s. d. und Tafel: Campanulinen, Fig. 5); von den Kaprifoliaccen der Zwergholunder, Sambucus ebulus L. (s. Sambucus), und das gemeine Geißblatt, Lonicera xylosteum L. (s. Lonicera), auch einige Schneeballarten (s. Viburnum); von den Kompositen die beiden Latticharten, Lactuca virosa und scariola L. (s. Lactuca); von den Scrophulariaceen der schon erwähnte Rote Fingerhut sowie die übrigen Arten der Gattung Digitalis, das Gottesgnadenkraut, Gratiola officinalis L. (s. Gratiola), die Arten des Läusekrauts (s. Pedicularis); von den Solanaceen die Tollkirsche (s. oben), das Bilsenkraut (s. oben), der Stechapfel (s. oben), die Arten der Gattung Solanum (s. d.), besonders der Schwarze Nachtschatten und das Bittersüß: ferner sämtliche Tabakarten (s. Tabak); von den Convolvulaceen sind zwei Arten verdächtig, nämlich Convolvulus sepium und arvensis L. (s. Convolvulus); von den Apocynaceen ist der gewöhnliche Oleander (s. d. und Tafel: Contorten, Fig. 2) als giftig anzuführen; von den Asklepiadeen der Hundswürger (s. Cyanchum) und die in Gärten als Schlingpflanze vielfach gezogene Periploca graeca L. aus dem Orient; von den Lobeliaceen mehrere Arten der Gattung Lobelia (s. d.); von den Thymeläaceen die Arten des Seidelbast (s. Daphne), besonders Daphne mezereum L. (s. Tafel: Giftpflanzen II, Fig. 4); von den Aristolochiaceen die Haselwurz, Asarum europaeum L. (s. Asarum und Tafel: Hysterophyten I, Fig. 5), und die Osterluzei, Aristolocia clematitis L. (s. Aristolochia und Tafel: Hysterophyten I, Fig. 6); von den Ericaceen Andromeda polifolia L. (s. Andromeda) und Ledum palustre L. (s. Ledum); von den Primulaceen das Alpenveilchen, Cyclamen europaeum L. (s. Cyclamen und Tafel: Alpenpflanzen, Fig. 11); von den Euphorbiaceen alle Arten der Gattungen Euphorbia (s. d.), besonders Euphorbia helioscopia L. (s. Tafel: Giftpflanzen I, Fig. 4) und Mercurialis (s. d.), sowie der Wunderbaum, Ricinus communis L. (s. Rhicinus und Tafel: Tricoccen, Fig. 3); von den Urticaceen der Hanf (s. d.) und der Hopfen (s. d.).

Unter den Monokotyledonen sind zu erwähnen aus der Familie der Amaryllidaceen die Narcissen (s. Narcissus); von den Iridaceen mehrere Arten der Gattung Iris (s. d.), wie Iris pseudacorus L.; von den Colchicaceen die Herbstzeitlose, Colchicium autumnale L. s. Colchicium und Tafel: Giftpflanzen I, Fig. 6) und die Arten der Gattung Veratrum (s. d.), Veratrum album und nigrum L.; von den Liliaceen die Kaiserkrone, Fritillaria imperialis L. (s. Fritillaria), die Meerzwiebel, Scilla maritima L. (s. Scilla), auch die verschiedenen Tulpenarten (s. Tulipa) sind verdächtig; von den Smilaceen die Einbeere (s. Paris und Tafel: Giftpflanzen II, Fig.6); von den Araceen der Aronsstab, Arum maculatum L. (s. Arum) und das gemeine Schlangenkraut (s. Calla und Tafel: Araceen, Fig. 7); von den Alismaceen die Froschlöffel (s. Alisma); von den Gramineen der Taumellolch (s. Lolium und Tafel: Gramineen I, Fig. 4).

Unter den Gymnospermen sind die Eibe (s. d. und Tafel: Gymnospermen I, Fig. 3) und der Sadebaum (s. d.) anzusühren. Auyer den genannten G. gehören hierher noch eine Anzahl giftiger Pilze (s. d. und Tafel: Pilze II-. Giftige Pilze), wie Fliegenpilz, Satanspilz, Schwefelkopf u. a.

Von den exotischen G. sind hauptsächlich anzuführen die Pfeilgift liefernden, wie Erythrophloeum guineense Don. in Senegambien (s. Erythrophloeum), die südamerik. Coriaria myrtifolia L.,