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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gildemeister (Otto); Gil de Zarate; Gilead; Giles

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Gildemeister (Otto) – Giles

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gildemeister'

«Acta S. Pelagiae Syriace» (ebd. 1879), «Theodosius de situ Terrae Sanctae» (ebd. 1882), «Idrisii Palaestina et Syria arabice» (ebd. 1885), «Antonini Placentini Itinerarium» (Berl. 1889). An den kirchlichen Wirren der vierziger Jahre nahm G. lebhaften Anteil, wie seine Schrift «Der heilige Rock zu Trier» (mit H. von Sybel, Düsseld. 1845) beweist; auch war er in die durch Vilmar erregten theol. Streitigkeiten durch sein «Gutachten der theol. Fakultät zu Marburg über die hess. Katechismus- und Bekenntnisfrage» (Marb. 1855) verwickelt. Große Verdienste erwarb er sich um die Deutsche Morgenländische Gesellschaft und den Deutschen Palästina-Verein, zu deren Gründern er gehörte.

Gildemeister, Otto, brem. Staatsmann und bekannt als Übersetzer, geb. 13. März 1823 zu Bremen, studierte zu Berlin und Bonn und trat 1845 in die Redaktion der «Weser-Zeitung» in Bremen ein, deren Hauptredacteur er 1850 ward. Zwei Jahre darauf wurde G. zum Sekretär des Bremer Senats ernannt. Er stand 1871–75, 1877–81 und 1883–87 als Bürgermeister an der Spitze des brem. Staates. 1867–90 vertrat er Bremen im Bundesrate. Litterarisch ist G. besonders als trefflicher Übersetzer klassischer engl. Dichter bekannt geworden. Vor allem ist zu nennen seine Übertragung von «Lord Byrons sämtlichen Werken» (6 Bde., Berl. 1864–65; 4. Aufl. 1888). Für die von Friedrich Bodenstedt herausgegebene Übersetzung der dramat. Werke Shakespeares (Lpz. 1867 fg.; 5. Aufl. 1890) lieferte er «König Johann», «König Richard II.», «König Heinrich IV.», «König Heinrich V.», «König Heinrich VI.», «König Richard III.», "König Heinrich VIII.», «Was ihr wollt», «Verlorene Liebesmüh», «Das Wintermärchen», «Julius Cäsar», «Cymbelin». Diesen Dramen ließ G. eine Übertragung von Shakespeares «Sonetten» (Lpz. 1871; 2. Aufl. 1876) folgen. Auch erschien von ihm eine Übersetzung von Ariosts «Rasendem Roland» (4 Bde., Berl. 1882) und von Dantes «Göttlicher Komödie» (2. Aufl., ebd. 1891).

Gil de Zárate, auch Gil y Zárate (spr. chil) genannt, Don Antonio, span. Dramatiker, geb. 1. Dez. 1786 im Escorial, kam schon im 8. Lebensjahre nach Frankreich, wo er in einem Collège zu Passy erzogen wurde und seine Muttersprache vergaß, sodaß er nach seiner Rückkehr ins Vaterland 1811 sie von neuem erlernen mußte. Die Revolution von 1820 brachte ihm eine Anstellung am Archiv des Ministeriums des Innern, die er durch die Restauration von 1823 wieder verlor. Not und Neigung führten ihn zur Bühnenschriftstellerei zurück; die Komödien «El entremetido», «Cuidado con las novias» und «Un aňo despues de la boda» machten ihn bekannt. Der Druck der Censur ließ ihn 1828 wieder der Feder für eine Lehrerstelle entsagen; 1832 wurde er Redacteur des neugegründeten «Boletin de Comercio», 1835 im Ministerium des Innern angestellt. Im selben Jahr kam die früher von der Censur unterdrückte Tragödie «Blanca de Borbon» mit Erfolg zur Aufführung, obwohl sie noch im traditionellen Geschmack geschrieben war. Um den Angriffen der romantischen Schule zu begegnen, dichtete er bald darauf die romantische Tragödie «Carlos II. el hechizado», die von entschiedenem dramat. Talent zeugt und auch in der Diktion große Schönheiten hat, neben den Fehlern der Schule Victor Hugos. Seitdem blieb er dieser Richtung treu. So in den Tragödien ↔ «Rosmunda», «Rodrigo», «Don Alvaro de Luna», «Guzman el bueno» (1842, sein bestes Stück), den Dramen «Masanielo», «Matilde», «El Gran Capitan», «Guillermo Tell», «La familia Falkland», «Un monarca y su privado». Hierzu kommen noch die Lustspiele «Un amigo en candalero», «El hombre misterioso», das Sittenstück «Don Trifon» und einiges andere. Er starb 27. Jan. 1861 in Madrid. Außer seinen poet. Werken veröffentlichte er auch das «Mannal de literatura» (4 Bde., Madr. 1846; 8. Aufl. 1874), ein geschätztes Handbuch der span. Litteraturgeschichte, das beste Werk über die Unterrichtsanstalten Spaniens («De la instruccion publica en España», 3 Bde., Madr. 1855) und schrieb eine Reihe von Abhandlungen über altspan. Dramatiker (Alarcon, Tirso de Molina, Lope u.s.w.) für die «Biblioteca de autores españoles». Eine nicht ganz vollständige Sammlung seiner dramat. Werke erschien zu Paris (1850).

Gilĕad hieß 1) eine Stadt des Westjordanlandes, wahrscheinlich das heutige Dschal'ud südlich vom Nahr ez-Zerka, dem alten Jabbok;

2) ein Gebirge und eine Landschaft im Osten des Jordan, dessen Abgrenzung im Sprachgebrauch schwankend gewesen zu sein scheint. Im N. stieß es an Gesur, von dem es der untere Lauf des Jarmuk schied, und an Basan, im W. war das Jordanthal die Grenze, im O. die Wüste. Nach Süden umfaßte G. im engern Sinne die Landschaft bis zum Nahr ez-Zerka oder Jabbok, im weitern Sinne aber auch die Gegend bis zur Höhe von Hesbon (s.d.). Daher bezeichnen G. und Basan das ganze im Besitz Israels befindliche Ostjordanland, das von den Stämmen Gad und Manasse besiedelt worden war. Nachdem schon die Syrer von Damaskus Israel den Besitz von G. streitig gemacht hatten, ging es im 8. Jahrh. ganz an die Assyrer verloren. Das 1 Mose 31, 47 fg. gemeinte Gebirge, die Grenze zwischen Aram und Israel, ist vielleicht der quer von W. nach O. ziehende Dschebel el-Mi'rad, während heute Dschebel Dschil'ad nur die Berge zwischen dem Nabr ez-Zerka und der Stadt es-Salt heißen, deren höchster Gipfel, der Dschebel Oscha', sich zu 1096 m erhebt. Der nördl. Teil der Landschaft heißt jetzt 'Adschlun, der südl. Teil el-Belka.

Giles (spr. dscheils), Ernst, engl. Reisender, begann 1872 mit Carmichael und Robinson eine Reise in den Westen Australiens, auf welcher das Liebiggebirge und der Amadeussee entdeckt wurden. 1873 ging er von der Station Peake am transaustral. Telegraphen aus, mußte aber wegen Mangels an Wasser wieder umkehren. Auf einer dritten Reise 1874 durchzog er eine gewaltige Strecke Scrub- oder Buschland, dann 350 km weit den schlechtesten Boden, wo die Pferde starben und die Expedition nur durch die mitgenommenen Kamele gerettet wurde. 1875 ging er von Port-Augusta am Spencergolf mit 18 Kamelen nach Westen aus. Er durchzog an 4000 km weit ganz unbekanntes Land und erreichte nach übermäßigen Gefahren und Entbehrungen endlich die östlichsten Farmen Westaustraliens und 18. Nov. 1875 die Hauptstadt Perth. Seine Reise zeigte, daß ganz Westaustralien ein wasserloses Gebiet ist. Er selbst ging zu Lande nach Adelaide zurück, seine Gefährten dagegen zu Wasser; er hielt sich zwischen 24 und 25° südl. Br. und fand auch hier eine ganz öde Landschaft. Am 23. Aug 1876 erreichte er eine Telegraphenstation und 29. Sept. Adelaide. Seitdem lebt er in Melbourne. Er schrieb: «Geo-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 3.