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Gill (William John) – Gil Vicente
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gill (David)'
und dem Südpol liegenden Sterne bis zur Größe 9,5 umfaßt. Als 1887 die Kapsternwarte ein neues großes Heliometer
erhielt, nahm G. mit diesem wieder die Bestimmung von Fixsternparallaxen auf und führt diese noch jetzt fort. 1888–90 führte er in Gemeinschaft mit einer
großen Zahl anderer Sternwarten nach einem von ihm entworfenen Plane eine Reihe von Beobachtungen der Planeten Iris, Victoria und Sappho durch, um
einen genauen Wert der Sonnenparallaxe zu bestimmen. Die Arbeiten von G. sind hauptsächlich veröffentlicht in den Publikationen der Dun Echt
Sternwarte, der Londoner Royal Astronomical Society und in den «Annalen» der Kapsternwarte.
Gill, William John, Forschungsreisender, geb. 1843 zu Bangalur in der Präsidentschaft Madras, wurde
in England erzogen und diente 1864–73 in Ostindien als Ingenieuroffizier. Er besuchte 1873 mit Val. Baker das nördl. Persien und das russ.-pers.
Grenzgebiet, durchzog 1878 Südchina in der Richtung von Shang-Hai über Batang und Tali-fu nach Bhamo in Oberbirma und bereiste mit Professor
Palmer bei Ausbruch des engl.-ägypt. Krieges die Sinaihalbinsel, um die Beduinen von Feindseligkeiten gegen den Sueskaual abzuhalten. In der Nähe von
Kala‘at en-Nacht wurden die beiden Reisenden 11. Aug. 1881 überfallen und ermordet. G. schrieb:
«The river of Golden Sand» (2 Bde., 1880; 2. Aufl. in 1 Bd., 1883).
Gille (spr. schil), Philippe, franz. Journalist und Bühnendichter, geb. 18. Dez. 1831 in Paris, war zuerst
Bildhauer, seit 1861 Sekretär des Theâtre lyrique. Als Dramatiker hat er außer den Texten zu verschiedenen Operetten
teils allein, teils mit andern geschrieben: «Garanti dix ans» (1874, mit Labiche),
«Les trente millions de Gladiator» (mit Labiche, 1875); mit Sardou
«Les Prés-Saint-Gervais» (1875), mit J. Noriac, «Pierrette et Jacquot» (1876),
allein «Camille» (1890) u. a. m. Die «Mémoires d’un journaliste» von H. de
Villemessant (6 Bde., Par. 1869–78) werden ihm teilweise zugeschrieben. Außerdem veröffentlichte G. einen Band Gedichte:
«L’herbier» (1887; 2. Aufl. 1890) und «La bataille littéraire» (4 Serien, 1889–91).
Gillingham (spr. gillingämm), Stadt in der engl. Grafschaft Kent, östlich von Chatham, am
Mündungstrichter des Medway, hat (1891) 27813 E., eine ehemalige Halle der Erzbischöfe von Canterbury und eine stattliche alte Kirche.
Gillisland, Nordpolarland, nordöstlich von Spitzbergen unter 81 ½° nördl. Br. und 42° östl. L. von Greenwich, 1707 von dem
Holländer Cornelius Gillis gesehen, aber noch nie betreten.
Gillotage (spr. schĭjotahsch‘) nannte man anfänglich das von Gillot in Paris erfundene Verfahren,
Hochdruckplatten für Buchdruck in Zink zu ätzen, ist also gleichbedeutend mit Zinkographie (s. d.).
Gillray (spr. -rĕ), James, engl. Karikaturenzeichner und Stecher, geb. 1757 zu Chelsea, durchzog mit
einer Schauspielergesellschaft eine Zeit lang das Land, bis er Gelegenheit fand, die Kunstakademie zu London zu besuchen. Anfangs stach, ätzte und
malte er meist ernsthafte Dinge, bald aber gab er seinem Hange zur Karikatur nach, in welcher er sich einen europ. Ruf erwarb. Seine meist polit.
Karikaturen, von welchen 1779–18l1 über 1200 erschienen, sind voll treffenden Witzes, zu dessen Zielscheibe er die Franzosen, Napoleon I. und die
Minister wählte. Er starb 1. Juni 1815 in ↔ London. Nach seinem Tode erschienen:
«The caricatures of G. with historical and poetical illustrations» (Lond. 1815–26; neue Ausg., mit Text von Th. Wright,
1849–50 u. 1874, mit einer «History of his life and times»).
Gillung des Schiffs, der nach innen gewölbte untere Teil des Hecks. G.
eines Segels ist die Krümmung des Schnitts derselben.
Gilly (spr. schijih), Gemeinde im Arrondissement Charleroi der belg. Provinz Hennegau, 5 km im NO.
von Charleroi an der Bahnlinie Charleroi-Namur und mehrern Bergwerksbahnen, hat (1890) 20449 E., Kohlengruben, Eisen-, Glasindustrie.
Gilly, Friedrich, Baumeister, geb. 16. Febr. 1771 zu Altdamm bei Stettin, gest. 3. Aug. 1800 in Karlsbad,
war Schüler seines Vaters, des Baumeisters David G. (geb. 1745, gest. 1808), kehrte 1798 nach längern
Studienreisen in Italien nach Berlin zurück, wo er die antiken Formen pflegte. Selbständige Werke führte er nicht aus; als Lehrer von Schinkel u. a. gehörte
er zu den Förderern der hellenistischen Kunstrichtung.
Gilm zu Rosenegg, Hermann von, Dichter, geb. 1. Nov. 1813 zu Rankweil in Vorarlberg, studierte die Rechte in Innsbruck, trat
1837 in den Staatsdienst, wurde 1850 beim Ministerium des Innern, 1856 als Statthaltereisekretär zu Linz angestellt und starb daselbst 31. Mai 1864. G. ist
ein glänzendes lyrisches Talent, dabei von einem sichern Formgefühl, das ihn sehr hoch stellen würde, auch wenn er die polit. Lieder nie verfaßt hätte, unter
denen namentlich die «Jesuitenlieder» ihm in seiner ultramontanen Heimat Verfolgungen zuzogen. Er veröffentlichte «Tiroler Schützenleben»
(Innsbr. 1863); seine «Gedichte» erschienen nach seinem Tode gesammelt mit Biographie (2 Bde., Wien 1864–65; Nachtrag, Innsbr. 1868);
«Ausgewählte Gedichte von Hermann von G.» (Lpz. 1889) veröffentlichte Arnold von der Passer (d. i. Franz L. Hoffmann), der auch eine Biographie und
Charakteristik G.s (Lpz. 1889) herausgab. – Vgl. Sander, H. von G. (Innsbr. 1887).
Gilolo (spr. dschi-), Molukkeninsel, s. Halmahera.
Gil Vicente (spr. schihl wißéngti), der Vater des portug. Dramas, geb. um 1470, vermutlich in Lissabon,
wo er sich bereits vor 1495, um Jurisprudenz zu studieren, aufhielt. Als «Mestre Gil» tritt er mit wenigen launigen Gedichten im höfischen Liederbuche des
Garcia de Resende auf. Sein erstes Stück schrieb G. V. 1502, zur Feier der Geburt des nachmaligen Königs Johann III., ein kurzes Schäferspiel,
«Der Besuch» («Visitaçāo»), das vor dem Hofe aufgeführt ward und beifällig aufgenommen wurde. Im selben Jahre
verfaßte G. V. ein neues Stück, wie das erste in span. Sprache, doch in mehr dramat. Form, «Auto pastoril castelhano».
Seitdem fuhr G. V. fort, zu allen größern Hof- und Kirchenfesten ähnliche dramat. Spiele zu dichten. Einige seiner Stücke wurden auch öffentlich, also für
das Volk, gespielt. Um seine Neider zu beschämen, improvisierte er einst in einer Hofgesellschaft über ein aufgegebenes Sprichwort die sinnreiche Farce
«Inez Pereira», die vielleicht sein bestes Stück ist. G. V. starb in Dürftigkeit um 1536. Seine Werke wurden von seinen
Kindern Paula und Luiz Vicente herausgegeben (Lissab. 1561) und dann mit Verbesserungen des Heiligen Officiums, d. i. durch die Inquisition
verstümmelt (ebd. 1586). In neuerer Zeit veranstalte-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 5.