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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gil y Zarate – Gindely

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gil Vicente'

ten Barreto Feio und Monteiro einen Wiederabdruck (3 Bde., Hamb. 1834), nachdem Böhl de Faber in dem «Teatro español anterior á Lope de Vega» (ebd. 1832) die in span. Sprache geschriebenen «Autos» und Scenen aus einigen andern castilian. Stücken herausgegeben hatte. Die vierte Ausgabe (Lissab. 1852; Bd. 2–4 der «Bibliotheca portugueza») ist ein Neudruck der dritten. Auszüge aus G. V.s Dramen finden sich in «Osmia, Trauerspiel» (Halberst. 1824); neun Stücke übersetzte Moritz Rapp im «Span. Theater», Bd. 1 (Hildburgh. 1808). In seinen «Obras de devoçāo», d. h. in den 17 halb religiösen, halb allegorischen «Autos», sind dem Dichter, wenigstens in formeller Hinsicht, die lat. und franz. mittelalterlichen Mysterien, und bei den Schäferspielen («Autos pastoris») insbesondere die seines Zeitgenossen Juan del Encina Muster gewesen; aber in seinen Stücken zeigt sich so viel Frische, Lebendigkeit und nationale Färbung, daß sie trotz der oft noch rohen Anlage und unbeholfenen Ausführung von dramat. Genie zeugen und als die Grundlagen eines Nationallustspiels anzusehen sind. – Vgl. Visconde de Ouguella, Gil Vicente (Lissab. 1890).

G. V. ist auch der Name eines portug. Goldschmieds, der aus dem ersten Golde Indiens die berühmte Custodia de Belem verfertigte, eine Monstranz , die König Emanuel zur Erinnerung an die Entdeckung Indiens für das gleichem Zwecke geweihte Hieronymitenkloster zu Belem bei Lissabon gestiftet hat (1502) und die noch heute in der königl. Schatzkammer im Palais Ajuda aufbewahrt wird. Neuerdings hat man den Dichter und den Goldschmied für ein und dieselbe Person erklären wollen; doch ist der Beweis hierfür bisher nicht erbracht.

Gil y Zárate, s. Gil de Zarate.

Gimborn, Dorf im Kreis Gummersbach des preuß. Reg.-Bez. Köln, 8 km im NW. von Gummersbach, hat (1890) 3303 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, ein Schloß; Raffinierstahl- und Eisenhämmer, Puddlingswerk, Pulverfabrik, Kunstwollefabriken, Wollspinnerei im Leppethal und bedeutende Steinbrüche.

Gimel (ג), der dritte Buchstabe des hebr. (und altsemit.) Alphabets, dem g der europ. Alphabete dem Laute nach, der Form nach dem Gamma des griechischen, dem C des lat. Alphabets entsprechend, als Zahlenzeichen die 3 bezeichnend.

Gimelblättchen, Hasardspiel, s. Kümmelblättchen.

Gimignano, ital. Stadt, s. San Gimignano.

Gimignano (spr. dschiminjahno), Vincenzo dei Tamagni da San, ital. Maler, geb. um 1490 zu San Gimignano, ging 1512 nach Rom, wo er unter Raffaels Leitung in den Loggien des Vatikan arbeitete. Bei der Erstürmung und Plünderung Roms 1527 verlor G. seinen ganzen Besitz. Er kehrte nach San Gimignano zurück und schuf daselbst religiöse Bilder für mehrere Kirchen. Er starb nach 1530.

Gimone (spr. schimónn), linker Nebenfluß der Garonne, entspringt auf dem Plateau von Lannemezan an der Nordseite der Mittelpyrenäen, bildet die Grenze zwischen den Depart. Hautes-Pyrénées und Gers westlich und Haute-Garonne östlich, durchfließt darauf das Depart. Gers und mündet nach einem Laufe von 135 km oberhalb Castelsarrasin.

Gimpe, ebenso wie Guipüre (s. d.) aus dem altfranz. Wort guimpure entstanden, plattierte Schnur, s. Fadengebilde (Bd. 6, S. 516a).

Gimpel (Pyrrhula), Vogelgattung aus der Familie der Finken, ausgezeichnet durch den kurzen, ↔ dicken, an der Wurzel runden und an den Seiten aufgetriebenen Schnabel, dessen Oberteil eine krumme, abgerundete Firste und eine hakenförmige Spitze hat. Die Gattung ist selbst zum Typus einer besondern, freilich den Kernbeißern sehr nahestehenden Familie geworden. Hierher gehört der gemeine G., Rotgimpel oder Dompfaffe (Pyrrhula vulgaris Tem., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel I, Fig. 5 beim Artikel Singvögel), der den größten Teil des nördl. und mittlern Europa bis an die Alpen bewohnt und in Gebüschen und Wäldern nistet. Beide Geschlechter haben einen angenehmen Gesang. Der G. nährt sich von Samen verschiedener Pflanzen und wird im Zimmer mit Rübsamen und wenig Hanf unterhalten. Oben ist er hellgrau, das Männchen an Brust und Vorderhals zinnoberrot, an Kappe, Schwingen und Schwanz schwarz; das Weibchen hat statt Zinnoberrot nur eine rötlichgraue Färbung. Der mehr im Norden lebende größere Haken- oder Fichtengimpel (Pyrrhula s. Pinicola enucleator Cab.) steht durch die Form seines Schnabels dem Kreuzschnabel näher. Wegen ihres schönen Gefieders und ihres reichhaltigen Gesanges hält man jetzt mehrere dem Norden der Alten und Neuen Welt angehörge Gimpelarten: Pyrrhula erythrina, rosea, purpurea in der Gefangenschaft.

Alle G. sind angenehme Stubenvögel. Am beliebtesten ist der Dompfaff. Er bildet einen namhaften Handelsartikel. Als Wildling ist er harmlos, friedlich, ausdauernd, verliert aber das schöne Rot. Sein Naturgesang ist unbedeutend. Man hält ihn meist im Gesellschaftskäfig (s. Vogelbauer), auch zur Mischlingszucht mit Canarienweibchen. Von weit größerer Bedeutung ist der aus dem Nest gehobene und aufgepäppelte G., welcher zum Nachflöten von einer bis drei Liederweisen abgerichtet werden kann und dann als «gelernter» G. zum Preise von 20 bis 60 M., selbst bis 100 M. verkauft wird. Obwohl anspruchslos, muß er doch sorgfältig verpflegt und nur mit vorzüglichstem Rübsamen, nebst Zugabe von wenig Mohn und Canariensamen, zuweilen Apfelschnittchen, erweichtem Weißbrot und einer Vogel- oder Wacholderbeere ernährt werden. Die sog. Gimpeldressur wird am meisten in Sachsen und Hessen betrieben, und von hier aus werden die Vögel in alle Welt, auch nach Nordamerika, versandt.

Gimpelheher (Brachyprorus cinereus Gould), ein rabenartiger Vogel aus Australien, der häufig in den zoolog. Gärten angetroffen wird. Interessant ist sein Nest, das mit Hilfe des Speichels aus lehmiger Erde zusammengeklebt wird. Die Haltung in der Gefangenschaft gleicht der der Raben; sein Preis beträgt etwa 150 M. das Paar.

Gin (engl., spr. dschinn), Branntwein, der vorzugsweise in Irland bereitet und von Iren konsumiert wird. Er ist dem Genever (s. d.) sehr ähnlich.

Ginanen, Volksstamm, ähnlicher Abstammung wie die Igorroten (s. d.) und wie diese Kopfjagd treibend, wohnt in den Distrikten Abra, Saltan und Bontoc in Nord-Luzon (Philippinen). Als Waffen und Werkzeug benutzen sie eigentümlich geformte Handbeile (aligua). – Vgl. Alex. Schadenberg in der «Zeitschrift für Ethnologie», 1887, S. 145 fg.

Gindely, Ant., Geschichtschreiber, geb. 3. Sept. 1829 in Prag, machte daselbst seine Universitätsstudien und wurde 1853 Professor an der böhm. Oberrealschule in Prag. Einige Monate darauf ward er zur provisorischen Übernahme des Lehrstuhls für Geschichte an die Olmützer Universität berufen; als