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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Glasmattieren; Glasmosaik; Glasnevin; Glasnuteisen; Glasöfen; Glasopal

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Glasmattieren – Glasopal

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels ''

schen Schule und Abraham van Diepenbeeck (s. d.), der Kompositionen seines Lehrers Rubens auf Glas übertrug. Von den Niederlanden wurde die G. sowohl nach Spanien als nach England verpflanzt. In letzterm Lande kam die Technik, welche namentlich in kath. Gegenden völlig in Vergessenheit geraten ist, nie ganz außer Übung. Mit dem Ende der Blütezeit der niederländ. Kunst und dem Vorschreiten des den bunten Farben abholden Klassicismus ging die G. langsam zurück, bis sie im 18. Jahrh. fast ganz aufhörte. Nur in England wurde sie, jedoch meist von ausländischen Künstlern, weiter geübt; unter Jakob I. stiftete ein Niederländer, Bernh. von Linge, den man als den Vater der neuern G. ansehen kann, eine Schule, die sich bis auf die Gegenwart erhielt. Namentlich zeichneten sich als Glasmaler aus Eginton zu Birmingham, Wolfgang Baumgärtner aus Kufstein in Tirol (gest. 1761) und Jouffroy. In Deutschland erstand die G. Erst im 19. Jahrh. durch die Bemühungen Mohns in Dresden und Wien, Scheinerts in Meißen, Wilhelm Vörtels in Dresden und hauptsächlich Sigismund Franks (s. d.) aus Nürnberg wieder, der die Glasschmelzmalerei emporzubringen versuchte. Darauf entstand 1827 auf Veranlassung König Ludwigs I. zu München eine eigene Kunstanstalt für G., an der Friedr. von Gärtner (s. d.), Heinr. Maria von Heß (s. d.), Ainmiller (s. d.) und F. X. Eggert (s. d.) wirkten. Diese blühte kräftig empor und vollendete bedeutende Aufgaben, so die neunzehn 16 m hohen Fenster für die Kirche in der Vorstadt Au bei München, die vier großen Fenster, welche König Ludwig in den Kölner Dom stiftete, u. s. w. 1848 ging sie in Ainmillers Privatbesitz über. Die Seitenkapellen des Münsters zu Freiburg i. Br. schmückten die Brüder Helmle mit kleinen Darstellungen aus Dürers Passion. Für das Schloß und die Schloßkirche zu Schwerin schuf Ernst Gillmeister (gest. 1887) große Glasgemälde. In Österreich zeugen die zahlreichen neuen Glasfenster Geylings (s. d.) für St. Stephan und die für die Votivkirche in Wien von einem erfreulichen Aufschwunge, wobei besonders der Maler J. Klein (gest. 1883) im Stile Führichs als Zeichner Treffliches leistete. In Belgien erfreut sich Capronnier in Brüssel eines namhaften Rufs. Für die G. In Frankreich sind die Arbeiten der Anstalt zu Sèvres von Bedeutung; ihre künstlerische Richtung ist die naturalistisch-malerische. Stilvoller sind die G. von Thevenot in Paris; noch bedeutender die von Ch. L. Maréchal (gest. 1887) ausgeführten, in St. Vincent de Paul zu Paris, dessen Anstalt technisch und künstlerisch große Verdienste in der G. hat.

In neuester Zeit hat mit der Vorliebe für altertümliche Wohnungsausstattung die G. sich auch in der Profankunst wieder ein größeres Gebiet erobert, indem man mit Vorliebe nach der Manier der deutschen Meister des 16. Jahrh. sowohl kleine Kabinettstücke als auch einzelne Scheiben für Fenster ausführt. In der überwiegend großen Mehrzahl haben die modernen G. aber zu sehr den Charakter des Bildartigen, wirken nicht, wie sie sollen, raumabschließend, sondern sie locken durch zu umfangreiche und anspruchsvolle Darstellungen das Auge auf sich, als sei die Kirche nur ein Rahmen um die Bilder. Auch fehlt ihnen bei der größern Ausdehnung einfarbiger Glasstücke der mosaikartige, harmonische Charakter, die Farbengebung ist vielfach greller als an den alten G. Heute haben die Werke der bessern Anstalten die ältern Arbeiten ↔ hinsichtlich der Technik, wenn auch noch nicht ganz an Tiefe und Leuchtkraft der Farben, erreicht. Kunstvolle G. liefern zur Zeit die königlich bayr. Hofglasmalereianstalten von C. de Bouché, F. T. Zettler (s. Taf. II, Fig. 2), Mayer, G. von Treeck in München, die Kunstanstalt der Familie Kellner in Nürnberg, die Tiroler Glasmalereianstalt in Innsbruck (s. Taf. II, Fig. 1), die Kunstgewerbliche Anstalt von Schell zu Offenburg in Baden, die Kunstanstalt von H. Oidtmann zu Linnich im Rheinland. In Berlin-Charlottenburg besteht seit 1843 eine staatliche Anstalt für G.; außerdem das Institut für G. von P. G. Heinersdorff.

Litteratur. Hermann, Die Glas-, Porzellan- u. s. w. -Malerei (Wien 1882); Gessert, Die Kunst auf Glas zu malen (Stuttg. 1842); De Lasteyrie, Histoire de la peinture sur verre d'après ses monuments en France (mit 110 Tafeln, Par. 1838–58); Wackernagel, Die deutsche G. (Lpz. 1855); Warrington, The history of stained glass (Lond. 1848); Magne, L'Œuvre des peintre verriers (Par. 1885); Lévy, Histoire de la peinture sur verre en Europe (Brüss. 1854–60); Kolb, G. Des Mittelalters und der Renaissance (60 Tafeln, Stuttg. 1884–89); Strele, Handbuch der Porzellan- und Glasmalerei (4. Aufl., Weim. 1883); Schäfer und Roßteuscher, Ornamentale G. des Mittelalters und der Renaissance (Berl. 1885–88); Gruz, Kompositionen für Glasmaler, Glasätzer und Dekorationsmaler (ebd. 1886); Hülcker, Vorlagen für G. (ebd. 1886); Jessel, G. und Kunstverglasung (ebd. 1886); H. Lehnert, Anleitung zur Kabinettglasmalerei (2. Aufl., ebd. 1887); Jaennicke, Handbuch der G. (Stuttg. 1890); K. Elis, Handbuch der Mosaik- und Glasmalerei (Lpz. 1891); Oidtmann, Die G. (Köln 1892); Meisterwerke schweizerischer G., hg. vom Historisch-Antiquarischen Verein in Winterthur (60 Tafeln in Lichtdruck, Berl. 1888 fg.).

Glasmattieren, s. Glas (S. 43b).

Glasmosaik nennt man gemäldeartige Darstellungen, die aus verschiedenfarbigen, undurchsichtigen Glasstängelchen oder Fäden derart zusammengesetzt werden, daß man auf einer mit weichem Kitt überzogenen Platte kurze Stückchen derselben entsprechend nebeneinander stellt, die Oberfläche abschleift, poliert und schließlich die feinen Fugen mit Wachs ausfüllt. In Venedig, neuerdings auch in Innsbruck, ist diese Technik zu hoher Vollendung gebracht worden; man verfügt über eine außerordentlich reiche Farbenskala, die es ermöglicht, ganz zarte Farbenübergänge und Schattierungen darzustellen.

Glasnevin (spr. -néwwĭn), Vorort von Dublin (s. d., Bd. 5, S.562b).

Glasnuteisen, ein Hobeleisen, s. Hobel.

Glasöfen, s. Glas (S.39b).

Glasopal oder Hyalit, früher auch nach seinem Entdecker Müllersches Glas genannt, eine Opalart, die farblose, durchsichtige und stark glasglänzende Überzüge von kleintraubiger und nierenförmiger Gestalt bildet; es ist wasserhaltige (amorphe) Kieselsäure von dem spec. Gewicht 2,1; der Wassergehalt beträgt 3–6 Proz. Die wasserklaren glasähnlichen Warzen zeigen unter dem Mikroskop eine sehr feine lagenweise Zusammensetzung und vollkommene konzentrische Schichtung, womit auch die abnorme negative Doppelbrechung zusammenhängt. Der G. findet sich auf Höhlen und Klüften namentlich basaltischer Gesteine, z. B. bei Waltsch in Böhmen, im Kaiserstuhl, Bohunicz in Ungarn, Erlenbach bei Frank-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 55.