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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gleann – Gleichen

Gleann, s. Glen.

Gleba (lat., d. i. Erdscholle), die Innenmasse der Gasteromyceten (s. d.).

Glebae adscripti (lat., d. h. der Erdscholle zugeschrieben, zugeteilt) hießen seit dem 4. Jahrh. n. Chr. im Römischen Reiche die Arbeiter (coloni) auf Gütern, welche personlich frei, aber an den Boden des betreffenden Gutes in der Art gebunden waren, daß sie auch, wenn dieses in andere Hände überging, mit demselben verbunden blieben. Sie zahlten an den Grundherrn eine jährliche, regelmäßig aus Früchten bestehende Abgabe, und auch ihr Vermögen gehörte in der Art zum Gute, daß es ohne Genehmigung des Grundherrn nicht veräußert werden durfte. Mit derselben Bezeichnung belegt man dann auch die Hörigen und Leibeigenen (s. Leibeigenschaft) des Mittelalters; auch jeden durch einseitigen Beruf oder drückende Verhältnisse «an die Scholle Gefesselten». (Vgl. Kolonat, Bauer, Bauerngut, Bauernstand.)

Glebo oder Gedebo (unrichtig Krebo), afrikanischer, zur Negerrasse gehörender Volksstamm, als dessen Centrum die Gegend um Kap Palmas an der Westküste betrachtet werden kann. Nach einer einheimischen Tradition sind die G. aus dem Innern des Landes in die Küstenstriche vorgerückt. Die G. hängen mit den benachbarten Kru und Bassa aufs innigste zusammen, so daß die Sprachen dieser drei Stämme für Dialekte einer einzigen Sprache gelten können. Alle diese Völker, namentlich die G. und Kru, sind tüchtige Seefahrer und Handelsleute, die deshalb nicht nur an der Liberischen Küste, sondern auch hinab bis Kamerun und bis zum Kongo angetroffen werden. Die Gesamtzahl der G., Kru und Bassa beträgt etwa 40000. – Vgl. Payne, A dictionary of the G. language (Philad. 1867); Friedr. Müller, Die Sprachen Basa, Grebo und Kru im westl. Afrika (Wien 1877).

Glebos (vom lat. gleba, Erdscholle), voller Stollen, klumpig.

Glechōma, s. Gundelrebe.

Gled., bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Johann Gottlieb Gleditsch (s. d.).

Gleditsch, Johann Gottlieb, Botaniker und forstwissenschaftlicher Schriftsteller, geb. 5. Febr. 1714 in Leipzig, studierte daselbst Medizin und Botanik, wurde 1740 Physikus im Lebuser Kreise und ging 1742 nach Frankfurt a. O., wo er Vorlesungen über Physiologie, Botanik und Materia medica hielt. 1746 berief ihn Friedrich d. Gr. mit dem Titel Hofrat als Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens nach Berlin; 1770 übernahm er den forstwissenschaftlichen, namentlich forstbotan. Unterricht an der durch von Hagen neu gegründeten ersten Forstlehranstalt in Berlin. Er starb daselbst 5. Okt. 1786. G. zählt zu den ersten, welche dem Forstwesen eine naturwissenschaftliche Grundlage gegeben haben. Sein Andenken ehrte Linné, indem er die Baumgattung Gleditschia (s.d.) nach ihm benannte. Als forstlicher Lehrer und Schriftsteller erwarb sich G. einen großen Ruf. Von seinen litterar. Arbeiten ist namentlich interessant «Systematische Einleitung in die neuere aus ihren eigentümlichen physik.-ökonomischen Gründen hergeleitete Forstwissenschaft» (2 Bde., Berl. 1775), in der Hauptsache Forstbotanik.

Gleditschĭa., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Caesalpiniaceen, mit nur wenigen Arten im gemäßigten ↔ und subtropischen Asien und in Nordamerika und je einer Art in Argentinien und im tropischen Westafrika. Es sind Bäume mit einfachen oder verzweigten Dornen, feingefiederten Blättern und unansehnlichen grünlich gefärbten kleinen Blüten. Die afrik. Art ist dornenlos.

Die in den Gärten häufigste Art ist die Christusakazie, G. triacanthos L., zugleich auch die schönste ihrer Gattung, ein 15–20 m hoher, rundlich breitkroniger Baum. Die in den Blattachseln stehenden dreiteiligen Dornen sind nichts anderes als verkümmerte Ästchen; sie werden mit der Zeit sehr lang und außerordentlich hart. Auch am Stamme entwickeln sich Dornen aus Adventivknospen und bilden eine ganz ernstliche Bewehrung, die Gartenbesitzern oft den Gedanken nahegelegt hat, dieses Gehölz zur Anlegung von Zäunen zu benutzen. Einen sehr pittoresken Anblick gewährt der Baum im Herbst, wenn von seinen Zweigen die großen, lederartigen, glänzend braunen Hülsen in Menge herabhängen. Von G. triacanthos hat man auch eine Form mit hängenden Zweigen, var. Bujoti, die wie die Stammart einzeln und in windsicherer Lage angepflanzt zu werden verdient. Die Stammart ist in Canada und den nördl. Teilen der Vereinigten Staaten einheimisch, wie auch G. monosperma Walt., ein gleichfalls schöner und wetterharter Baum, dessen kurze Hülsen nur einen einzigen Samen enthalten. Die übrigen Arten, die sich in der Hauptsache fast nur durch die relative Länge und Stärke der Dornen unterscheiden, sind in der Alten Welt zu Hause, alle aber sind wertvolle Zierbäume. Für eine eigentliche Einfriedigung der Gärten sind sie trotz ihrer starken Dornen nicht geeignet, da sie zu rasch in die Höhe gehen und trotz des energischsten Schnittes am Grunde kahl werden.

Glee (spr.glih; vom angelsächsischen gligg, Musik, nicht vom engl. glee, lustig), eine nur in England gebräuchliche Gesangskomposition a capella für drei oder mehr Stimmen. Die bekanntesten Komponisten auf dem Gebiete des G. waren S. Webbe, Attwood und Horsley, in früherer Zeit Boyce und Arne.

Gleichartig von mathem. Größen, s. Homogen.

Gleichberg, Großer und Kleiner, zwei Basaltkuppen im schwäbisch-frank. Terrassenlande im SW. von Hildburghausen in Sachsen-Meiningen, 678 und 638 m hoch, ersterer fast ganz bewaldet, letzterer mit umfassender Aussicht und daher viel besucht; um den Gipfel laufen drei alte Ringmauern.

Gleichen, Gleichenschlösser, Name einer Gruppe von drei Burgen, die auf drei nahe beieinander liegenden Bergkegeln stehen, zwischen Gotha und Arnstadt in Thüringen. Von diesen ist die Wachsenburg (414 m), die seit dem 11. Jahrh. dem Stift Hersfeld, später den Grafen von Käfernburg und Schwarzburg, seit 1366 aber den Landesherren zugehörte und gegenwärtig mit dem gothaischen Amte Ichtershausen vereinigt ist, am besten erhalten. Das Innere der Burg ist restauriert. Beachtenswert ist der gewaltige Cisternenbrunuen, bis tief unter den Fuß des Berges reichend und vollständig ausgemauert. Die Ruine der Burg Mühlberg, westlich davon, war seit Ende des 11. Jahrh. im Besitz der Grafen und Herren dieses Namens. Nach ihrem Absterben teilten sich in den Nachlaß Kurmainz und Erfurt. Gegenwärtig im Privatbesitz, bildet sie eine zum preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Erfurt gehörige, rings von gothaischem Gebiet umschlossene Enklave.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 66.