Anmerkung: Fortsetzung des Artikels ''
Erd-
und
Himmelsglobus. Der große Vorzug der Globen vor den aus einer ebenen
Papierfläche entworfenen Erd- oder Sternkarten ist darin begründet, daß diese letztern die gegenseitigen Lagen- und Größenverhältnisse notwendig verzerren
müssen (s.
Kartenprojektion), daß dagegen die auf die Kugel gezeichneten Bilder alle Raumverhältnisse geometrisch ähnlich wiedergeben.
Damit alle topogr. Einzelheiten an ihre richtige Stelle gezeichnet werden können, sowie zur Orientierung ist es vor allem nötig, die Globusfläche mit dem
Gradnetz zu überziehen. Während die ältesten Globen ganz durch Handmalerei hergestellt wurden, werden jetzt im Interesse der schnellen und billigern
Herstellbarkeit sphärische Zweiecke zwischen zwei Meridianen im Längenabstand von 10 bis 30° gedruckt und diese Meridianstreifen nebeneinander auf die
Globusunterlage aufgeklebt. Der mathem. Entwurf dieser ebenen Zweiecke erfordert sorgfältige Rücksicht auf die Kugelwölbung. – Vgl. hierüber Steinhauser,
Grundzüge der mathem. Geographie und Landkartenprojektion (2. Aufl., Wien 1880).
Als Erfinder des Erdglobus gilt Anaximander (s. d.) von Milet, als der des Himmelsglobus Eudoxus (s. d.).
Ptolemäus (s. d.) befaßte sich mit Globenherstellung und Krates von Mallos in Cilicien entwarf zuerst um
150 v. Chr. einen G., auf dem er ein Bild der gesamten Erdoberfläche mit vier halbkreisförmigen Erdinseln gab, die durch einen äquatorialen und einen
meridionalen Gürtelocean geschieden waren. Er ließ den G. zu Pergamon aufstellen. Das symmetrische Bild dieses G. wurde später ornamental und symbolisch
verwendet. In der christl.-byzant. Zeit bekam dieser Erdapfel, der das Symbol der Weltherrschaft war, ein Kreuz als Schmuck und wurde so zum Reichsapfel. Im
13. Jahrh. entstanden arab. Himmelsgloben: der berühmteste, weil im Zeitalter der Entdeckungen so wichtig gewordene G. ist der 1492 von
Martin Behaim (s. d.) entworfene und in Nürnberg aufbewahrte
(s. Karten zur Geschichte der Geographie Id,
Bd. 7, S. 804); nur ein Jahr jünger ist der Globus coelestis von J. Stöffler in der Konstanzer Gymnasiumsbibliothek;
ebenfalls aus dem J. 1493 stammt der Erdglobus von Laon. Weiter sind zu nennen ein G. von 1507 oder 1509, wahrscheinlich von Waldseemüller, der den Namen
Amerika enthält, der von G. Lenox, 1510–12, und von L. Boulenger, zwischen 1514 und 1518; die Globuskarte von Leonardo da Vinci (?), zwischen 1515–20; die
Globen des Nürnberger Astronomen Schöner von 1515, 1520
(s. Karten zur Geschichte der Geographie Ie) und 1533; ein
G. vielleicht von 1518 mit dem Namen Ingolstadt in der Sammlung des Fürsten Liechtenstein (früher Hauslab): der vergoldete G. Von 1528 in Paris; der Pariser
Holzglobus von 1535; G. von Nancy 1535–40; ein G., um 1540 wahrscheinlich in Nürnberg entworfen; G. Mercators, 1541; von Vopel, 1542. Diese ältern Globen sind fast
ausnahmslos von großer Bedeutung, weil sie im Zeitalter der großen Entdeckungen entstanden und wie die gleichzeitigen Karten die Fortschritte in unsern Kenntnissen
von den räumlichen Verhältnissen der Erde erkennen lassen. Im 17. Jahrh. waren die niederländ. Globen von W. Blaeu (s. d.) und
die italienischen von Coronelli (s. d.) sehr geschätzt. Der berühmteste Himmelsglobus ist der sog. Gottorp, den Herzog Friedrich von Holstein
1656–64 durch Adam Olearius und den Mechaniker Andr. ↔ Busch aus Limburg ausführen und in Gottorp aufstellen ließ, der sich aber seit 1713 in
Petersburg befindet. Er ist von Kupferblech und die Gestirne sind durch kleine Löcher dargestellt.
Gegenwärtig setzt man allgemein die sehr großen Erdgloben früherer Zeit, weil unbequem und kostspielig, den kleinen bis zu etwa 80 cm Durchmesser nach, da diese
letztern, ja auch noch kleinere, bei guter Ausführung allen Anforderungen durchaus genügen. Doch sind auch heute noch die im 18. Jahrh. insbesondere in Nürnberg in
der Homannschen Offizin hergestellten Himmels- und Erdkugeln namentlich in Deutschland ziemlich verbreitet, nach ihnen zeichneten sich die von Rode besorgten
Himmelsgloben aus, die seit 1790 zu Nürnberg, später auch in Berlin verfertigt wurden und sich durch Genauigkeit und Schönheit des Stichs empfahlen. 1827
konstruierte E. Garthe einen Kosmoglobus, d. h. einen aus zwei die Sternbilder darstellenden Glashalbkugeln hergestellten
Himmelsglobus, in dessen Innerm er eine hölzerne Erdkugel anbrachte. Sehr brauchbare Globen von verschiedener Größe, auch
Reliefgloben werden in Deutschland, namentlich in Leipzig, Weimar, Berlin, Prag und Wien verfertigt. Bei den Reliefgloben
müssen ihrer Kleinheit wegen die Höhenverhältnisse stark übertrieben werden, wenn man die Bodenplastik der Erdoberfläche auch nur annähernd zum Ausdruck bringen
will, deshalb ist ihr wissenschaftlicher und didaktischer Wert nicht so groß, als er vielfach gilt. Die Erdabglattung zu berücksichtigen, ist bei Globen
gewöhnlicher Größe durchaus überflüssig; denn sogar ein G. von 1 m Äquatorialdurchmesser hätte eine Polarachse, die nur um etwa 3,5
mm verkürzt werden müßte, welcher Längenunterschied dem Auge völlig unbemerkbar wäre. Eine eigentümliche und kolossale Art von Erdgloben ist das
Georama, ein hohler G., in dessen Innerm Galerien angebracht sind, von denen aus man die auf der Oberfläche in erhabener
Arbeit und koloriert dargestellten Länder, Berge, Meere, Flüsse u. s. w. gleichsam umgekehrt erblickt.
Je nach der Ausstattung eines G. ist seine Verwendbarkeit eine sehr ungleiche. Steht die Polarachse senkrecht und ist sie unbeweglich, so beschränkt sich der Wert
eines Erdglobus darauf, ein geometrisch richtiges Bild der Oberflächentopographie und nach allen Richtungen hin die wahren Entfernungen zu geben, die sich durch
einen halbkreisförmig gebogenen Metallstreifen mit Maßstab direkt abmessen lassen. Ein auf seinem Stativ drehbarer G. gestattet, die Wirkung der täglichen
Umdrehung der Erde auf Zeit- und Längenunterschiede anschaulich zu machen, besonders wenn ein Äquatorialring mit Grad- und Stundenteilung vorhanden ist. Wird die
Erdachse der Wirklichkeit entsprechend gegen die Horizontalebene (Ekliptik) um 66 ½° geneigt, so gestattet ein solcher G. mit Meridionalring, Stundenkreis, Zeiger,
etwa auch Kompaß, die Lösung der meisten Aufgaben der mathem. Geographie. Auch ein kleiner Mond ist oft dem G. beigegeben, sodaß dann auch die Mondphasen leicht
anschaulich gemacht werden können. In ähnlicher Weise läßt der Himmelsglobus das Anbringen einer Reihe von Nebenapparaten zu, sodaß er ebenfalls geeignet gemacht
wird, die Hauptbegriffe der Astronomie an ihm zu entwickeln. – Vgl. Wollweber, Globuskunde (2. Aufl., Freib. i. Br. 1885).