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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glogau (Ober-) – Glosse

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glogau (Stadt)'

in dem böhm. Schlesien zu bilden. In der letzten Periode der piastischen Fürsten, 1329–1481, war die Stadt G. geteilt und gehörte halb den Herzögen von Teschen, halb den Besitzern des Fürstentums. Im Dreißigjährigen Kriege wurde G. mehrmals von den Schweden und wieder von den Kaiserlichen erobert. Friedrich II. nahm sie in der Nacht vom 9. zum 10. März 1741 durch Sturm ein und ließ sie stärker befestigen. Nach der Schlacht von Jena 1800 wurde G. nach geringem Widerstande 3. Dez. an Vandamme übergeben. Am 17. April 1814 fiel es an Preußen zurück. – Vgl. Berndt, Geschichte der Stadt Großglogau während der ersten Hälfte des 17. Jahrh. (Glog. 1879); ders., Geschichte der Stadt Großglogau vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ausmarsch der Franzosen 1814 (ebd. 1882); Minsberg, Geschichte der Stadt und Festung Großglogau vom ersten Zeitraum bis 1850 (2 Bde., ebd 1853); von Below, Zur Geschichte des J. 1806. G.s Belagerung und Verteidigung (Berl. 1893).

Glogau (Ober-), s. Oberglogau.

Glogau, Gustav, Philosoph, geb.6. Juni 1844 zu Laukischken bei Labiau in Ostpreußen, studierte 1863–68 in Berlin zuerst Medizin, dann Philologie und Philosophie. Er machte den Feldzug von 1870 mit und wurde bei Beaumont verwundet, wirkte dann in Halle, Neumark und Winterthur als Lehrer und habilitierte sich 1878 als Privatdocent der Philosophie in Zürich. 1882 wurde er daselbst Professor der Philosophie am Polytechnikum, 1883 außerord. Professor in Halle a. S. und 1884 ord. Professor in Kiel. Er schrieb u. a.: «Steinthals psychol. Formeln zusammenhängend entwickelt» (Berl. 1876), «Abriß der philos. Grundwissenschaften» (Bd. 1, Bresl. 1880; Bd. 2, ebd. 1888), «Ziel und Wesen der humanistischen Bildung» (Zür. 1881), «Grundriß der Psychologie» (Bresl. 1884), «Die Ideale der Socialdemokratie und die Aufgabe des Zeitalters» (Kiel 1892), «Graf Leo Tolstoj, ein russ. Reformator» (ebd. 1893).

Gloggnitz, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen in Niederösterreich, in 439 m Höhe, an der Schwarza und der Linie Wien-Triest der Österr. Südbahn, hat (1890) 2249, als Gemeinde 4480 E., Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bezirksgericht (315,85 qkm, 18 Gemeinden, 69 Ortschaften, 22312 E.), romantisch gelegenes Schloß, bis 1803 eine Benediktinerabtei, deren Gründung durch den Grafen Eckbert von Pütten in das 11. Jahrh. zurückreicht, mit Kirche (gute Gemälde, Gruft und Denkmäler der gräfl. Familie Wurmbrand seit 1265); Baumwollspinnerei, Filz- und Wollwaren-, Cellulose-, Papier-, Schokolade- und Feigenkaffeefabriken, große Gips-, Federweiß- und Holzschleifewerke. Die Braunkohlengruben bei dem benachbarten Dorfe Enzenreut sind seit 1881 aufgelassen. Zwischen G. und Mürzzuschlag übersteigt die Südbahn 896 m hoch den Semmering; 2 km von G. und ebenfalls an der Bahn die große, ehemals ärarische Papierfabrik Schlöglmühl, jetzt Aktiengesellschaft.

Glogovácz (spr. -wahz), Groß-Gemeinde im ungar. Komitat und Stuhlbezirk Arad, 7 km im O. von Arad, an der Linie Arad-Karlsburg der Ungar. Staatsbahnen (erste Siebenbürger Eisenbahn), hat (1890) 4152 meist kath. (448 Griechisch-Orientalische) deutsche E. (361 Rumänen, 110 Magyaren), Post, Telegraph, blühenden Ackerbau; der hier erzeugte Tabak genießt eines vortrefflichen Rufs. ↔

Gloire (frz., spr. glŏahr), Ruhm.

Glomaci (Glumaci), s. Daleminzen.

Glomerĭdae, Familie der Schnurasseln (s. d.), mit kurzem, breitem, asselförmigem Körper, hartschalig und mit der Fähigkeit, sich einzurollen. Zahlreiche altweltliche Arten.

Glommen, der größte Fluß Skandinaviens, entspringt im norweg. Amte Söndre Trondhjem im Aursund-See, einem kleinen Bergsee unweit Röros, durchfließt dann die waldreichen Thäler Österdalen, Solör und Odalen, biegt bei Kongsvinger gegen Westen, durchfließt den See Öjeren, geht, verstärkt durch die Gewässer des Vormen-Elv und Mjösensees, wieder in südl. Richtung, bildet bei dem Gute Hafslund unweit Sarpsborg (s. d.) den 22 m hohen Fall Sarpsoß oder Sarpen und mündet bei Frederiksstad in den Skagerrak. Der Fluß, 567 km lang, ist bis Sarpen (12 km) sowie auch oberhalb des Falls 32 km weit schiffbar; bei hohem Wasserstande geht ein Teil seines Wassers in den schwed. See Wenern. Das Flußgebiet bedeckt 41000 qkm. Die Bahn benutzt sein Thal.

Glonoin, s. Nitroglycerin.

Glorĭa (lat.), Ruhm; G., kirchlicher Lobgesang, Doxologie.

Glorĭa, in Frankreich beliebtes Getränk aus süßem schwarzem Kaffee mit brennendem Cognac.

Glorĭa, ein köperbindiges glattes Gewebe mit Kette aus Baumwolle und Einschlag aus Florettseide.

Glorĭe (in der Kunst), s. Heiligenschein.

Glorĭenschein, Heiligenschein, der helle Ring, den man bei tiefstehender Sonne auf einer betauten Wiese um den Schatten seines Kopfes sehen kann, wobei die den Kopfschatten nahe umgebenden Wassertropfen aus ihrem Innern heraus zu leuchten scheinen.

Gloriette (frz., auch das Gloriett), Laube, Lusthäuschen. Bekannt ist das Gloriett in Schönbrunn bei Wien.

Glorifizieren, verherrlichen; Glorifikation, Verherrlichung.

Gloriŏla, s. Heiligenschein.

Glorios (lat.), ruhm-, glanzvoll, herrlich; auch ruhmredig; gloriosae memoriae, ruhmreichen Angedenkens; gloriieren, prahlen, großsprechen.

Glossa (grch.), Zunge.

Glossa, Kap, s. Akrokeraunia.

Glossalgie (grch.), Zungenschmerz.

Glossae Malbergĭcae, Malbergische Glossen, s. Salisches Gesetz.

Glossar (Glossarium), s. Glosse.

Glossata, die Gezüngelten, wenig gebräuchliche Benennung der Insektenordnung der Schmetterlinge, die jetzt allgemein Lepidoptera heißen.

Glossator, s. Glosse.

Glosse (grch. glossa, «Zunge», «Sprache»), in besonderm Sinne bei Griechen und Römern die Bezeichnung für unbekannte, dunkle, nur in bestimmten Dialekten oder in dichterischer Sprache gebräuchliche oder veraltete Wörter. Deren Sammlung und Erklärung knüpfte sich zuerst an die Erklärung Homerischer Gedichte und wurde in alexandrinischer Zeit ein besonderer Zweig der grammatischen Studien. Zahlreiche Sammlungen von G. (Glossare) sind aus dem Altertum vorhanden. Den Anfang zu einer Bearbeitung der Glossare machte schon H. Stephanus (1573); etwas später Bon. Vulcanius, (1679) Chr. Car. Labbäus; auf eigentliche Sichtung des Stoffs ist man erst in neuerer Zeit ausgegangen; ein Hauptarbeiter auf diesem Feld war G. Löwe (vgl. seine Schriften Prodromus corporis glossariorum

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 85.