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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gobert; Gobi

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Gobert – Gobi

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Goeben'

zweimal in die Gefangenschaft der Christinos. Erst nachdem Don Carlos selbst seine Sache aufgegeben hatte, kehrte G. als Oberstlieutenant in die Heimat zurück, wurde 1842 im preuß. Heere als Sekondelieutenant wieder angestellt und 1843 in den Großen Generalstab versetzt. Im Juni 1849 wurde er zum Stabe des Prinzen von Preußen bei der in Baden einrückenden Armee kommandiert, wo er an vielen Gefechten und an der Einschließung von Rastatt teilnahm. Nach einjähriger Dienstleistung beim 16. Infanterieregiment wurde G. 1850 als Major in den Generalstab zurückversetzt. Nachdem er 1855 als Oberstlieutenant Chef des Generalstabes beim 4., 1858 beim 8. Armeekorps gewesen war, wurde er Nov. 1858 Oberst und 1860 zu der gegen Marokko im Felde stehenden span. Armee kommandiert, mit der er an der Schlacht von Tetuan teilnahm. 1863 zum Commandeur der 26. Infanteriebrigade ernannt, zeichnete er sich 1864 insbesondere bei dem Sturm auf die Düppeler Schanzen und dem Übergange nach Alsen aus. 1865 zum Generallieutnant und Commandeur der 13. Division befördert, operierte er 1866 zuerst in Hannover und schlug dann im Mainfeldzuge fast selbständig eine Reihe von Gefechten, namentlich bei Dermbach, Kissingen, Laufach, Aschaffenburg, Tauberbischofsheim, Gerchsheim und Würzburg. Am 18. Juli 1870 wurde G. zum kommandierenden General des 8. Armeekorps und 26. Juli zum General der Infanterie ernannt. Schon 6. Aug. hatte er Gelegenheit, den Sturm auf die Höhen von Spicheren anzuordnen und ihn mit größter Energie durchzuführen, bis die Ankunft älterer Generale den Oberbefehl in deren Hände übergehen ließ. G. nahm an den Schlachten von Mars-la-Tour und von Gravelotte und danach an der Einschließung von Metz teil, zog nach der Kapitulation unter Oberbefehl Manteuffels nach dem nördl. Frankreich und nahm teil an den Schlachten bei Amiens, an der Hallue sowie bei Bapaume. Nachdem Manteuffel zur Führung der Südarmee abberufen worden, wurde G. 9. Jan. 1871 mit dem Oberbefehl der Ersten Armee beauftragt und schlug 19. Jan. Faidherbe bei St. Quentin (s. d. und Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871, Bd. 5, S. 107a). Nach Auflösung der Ersten Armee (6. Juni) ward G. mit dem Großkreuze des Eisernen Kreuzes geschmückt und zum Chef des 2. rhein. Infanterieregiments Nr. 28 ernannt. Danach führte er das Generalkommando des 8. preuß. Armeecorps (Koblenz) und starb in dieser Stellung 13. Nov. 1880. G. hat seine Erlebnisse in verschiedenen Werken und Aufsätzen geschildert, die zu den besten in der neuern Militärlitteratur gehören, so «Vier Jahre in Spanien» (Hannov. 1841), «Reise- und Lagerbriefe aus Spanien und vom span. Heere in Marokko» (2 Bde., ebd. 1863); ferner erschienen von ihm verschiedene Aufsätze über die Kriege 1866 und 1870/71 in der Darmstädter «Allgemeinen Militärzeitung». Nach G. heißt das frühere Fort Queuleu bei Metz und das preuß. Infanterieregiment Nr. 28. In Koblenz wurde ihm 1884 ein Denkmal (Bronzestatue von Schaper) errichtet. – Vgl. die Biographien G.s von Zernin (Darmst. 1881) und Hänisch (Berl. 1881); Kunz, Der Feldzug der ersten deutschen Armee im Norden und Nordwesten Frankreichs 1870/71 (ebd. 1889); ders., Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, Heft 14 (ebd. 1891).

Gobert, Ferdinand, Graf Aspremont-Linden, österr. Feldherr, s. Aspremont-Linden. ↔

Gobi (besser Ghobi), der mongol., Scha-mo, d.h. Sandwüste, der chines. Name für den größern östl. Teil der Wüste Han-hai in Centralasien (s. d.). G. wird vom Tarimbecken im W. getrennt durch eine Linie von Barkul im NW. über Chami nach Su-tschou im SO. Nördlich von Alaschan von einigen Bergrücken durchzogen, erreicht die Wüste ihre tiefste Stelle etwa 111° östl. L., 44° nördl. Br. (etwa 600 m ü.d.M.), 116° östl. L. aber wieder über 2200 m, um sich dann nach dem Chinganrücken zu bedeutend hinabzusenken. An den tiefern Stellen befindet sich teils Sand, teils Kies mit glatten Kieseln von Quarz, Achat, Jaspis und Chalcedon, in der Nähe der höhern Randgebirge von diesen stammender Schutt; im O. befinden sich am Rande der Wüste ausgedehnte Grassteppen. Nur die eigentliche Sandwüste ist ganz unfruchtbar; auf den übrigen Bodenarten entsteht durch Regen oder die Nähe von Flüssen Graswuchs, und namentlich an den Flüssen finden sich Pappeln und Weiden in Menge, während Salzgewächse, wie der Sacksaul in Ost-Turkestan, mit dünnem Boden vorlieb nehmen. Wie in den Wüsten überhaupt die Salsolaceen häufig sind, so liefert diese Familie hier sogar in dem Sulkhir (Agriophyllum gobicum Bunge) einen stachligen, einige Fuß hohen Strauch, dessen kleine Samenkörner das Getreide ersetzen. Streckenweise ist die Wüste völlig wasserlos, doch unterbrechen gelegentlich Weideplätze mit nahe der Oberfläche liegendem Grundwasser auch diese schlimmen Stellen, sodaß Nomadenbevölkerung hier verkehren kann. Ebenso dürftig ist die Fauna der G. Der Dschiggetai, das wilde Kamel, Tiger, Luchse, Wölfe, Füchse, wilde Pferde, Hirsche (Maral), Eber, Hasen und Antilopen sind teilweise häufig, namentlich in der Nähe der Gewässer. Nur Mongolen, die hier ihre eigentliche Heimat haben, durchziehen mit ihren Herden das Weideland, von Süden immer mehr eingeengt durch den vorrückenden Landbau der Chinesen. Während des Winters, der ebenso kalt, rauh und stürmisch wie der Sommer heiß ist, sind die Bewohner oft fast allein auf den Viehdünger als Brennmaterial angewiesen. An den Wegen finden sich einige, oft nur spärlich mit Wasser versehene, in der Regel verwahrloste und monatelang gefrorene Brunnen.

Die Kenntnis der G. bezieht sich namentlich auf die wenigen Karawanenwege, die seit Jahrhunderten den Verkehr zwischen China und dem Norden Asiens vermitteln und in neuerer Zeit die besondere Aufmerksamkeit der russ. Regierung erregen, solche sind

  • 1) der von Kiachta über Urga und Kalgan oder Tschang-kia-kou nach Peking, von der russ. Post in 12–14 Tagen zurückgelegt (sonst in 20– 30);
  • 2) der Weg von Peking durch das Ku-pei-khad westlich vom Dalai-nor nach Nertschinsk (165 Meilen), der Weg Gerbillons 1689;
  • 3) vom Dalai-nor östlich über die Chalcha nach Chailar;
  • 4) von Kwei-hwa-tschöng nach Uliassutai (nach Elias bis zum Rande der Wüste 24 Tage);
  • 5) von Urga über Sair-ussu (106°56'25" östl. L. von Greenwich, 44°47'12" nördl. Br.) nach Uliassutai 1300 Werst;
  • 6) von An-si nach Chami 8 Tagereisen;
  • 7) von Kwei-hwa-tschöng nach Chami in 70 Tagen.

Die ältesten Berichte sind die des Jesuitenpaters Gerbillon von seinen acht Missionsreisen 1688–98, des Holländers Ysbrand Ides 1692–94, von Lorenz Lange, der im Auftrage Peters d. Gr. nach Peking reiste. Ihm schließen sich an die Reiseberichte Timkowskis (1819 und 1821), des russ. Botanikers von Bunge und Astronomen von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 111.