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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gonnor - Gontscharow
in seine Vaterstadt wurde er 1792 ord. Professor
des röm. Rechts, dann Professor des Staatsrechts,
1799 Professor des Staatsrechts zu Ingolstadt,
1800 in Landshut, 1804 ständiger Prokanzler die-
ser Universität. 1811 als Mitglied der Kommission
zur Ausarbeitung des neuen bayr. Gesetzbuchs nach
München berufen, wurde er 1812 Direktor des
Appellationsgerichts im Isarkreise, 1813 in den
Adelst^d echoben, 1815 Geh. Iustizreferendar,
1817 Geheimrat und dann Staatsrat. Als An-
hänger der philos.-jurist. Schule, zu deren einfluß-
reichsten Häuptern er gehörte, übernahm er an der
Universität zu München das Lehramt der philos.
Rechtswissenschaft. G. starb 18. April 1827 zu
München. In litterar. Beziehung hat er sich beson-
ders durch Herausgabe "Auserlesener Rechtsfälle"
(4 Bde., Landsh. 1801-5), durch sein "Hand-
buch des deutschen gemeinen Prozesses" (2. Aufl.,
4 Bde., Erlangen 1804-5), das "Deutsche Staats-
recht" (Landsh. 1804) und das "Archiv für die Ge-
setzgebung und Reform des jurist. Studiums"
(4Bde., ebd. 1808-14) ausgezeichnet. Seine spätern
Werke wurden meist durch seine legislative Thätig-
keit hervorgerufen, so sein "Entwurf eines Gesetz-
buchs über das gerichtliche Verfahren in bürger-
lichen Rechtssachen" (3 Abteil., Erlangen 1815
-17), der "Kommentar über das Hypothekengesetz
für Bayern" (2 Bde., Münch. 1823-24; 2. Aufl.
von Ed. Graf, 3 Bde., ebd. 1868) und feine im Ver-
ein mit Schmidtlein herausgegebenen "Jahrbücher
der Gesetzgebung und Rechtspflege im Königreich
Bayern" (3 Bde., Erlangen 1818-20).
Gonnor, Baron de, eigentlich Arthur de
Cosss, Graf von Secondigny, s. Brissac.
Gonobitz, slowen. XonM6, Markt in der österr.
Vezirkshauptmannschaft Eilli in Steiermark, an
dem rechts zur Dräu gehenden Drann, hat (1890)
994, als Gemeinde 1361 E., Post, Telegraph, Be-
zirksgericht (369,5 likm, 27 Gemeinden, 122 Ort-
schaften, 22659 meist slowen. E., darunter 1581
Deutsche),Feldwirtschaft und vorzüglichenWeinbau;
in der Nähe eine Glasfabrik mit Schleiferei, eine
Ziegelei, Steinkohlen- und Eiscnerzgruben. Der
Gonobitzberg (1010 m) trägt die Ruinen des alten
Schlosses der Herren von Tattenbach, deren letzter,
Graf Hans Erasmus, 1670 wegen Hochverrats hin-
gerichtet wurde.
Gonoblaftidlen, s. Hydroidpolypen.
Gonochorismus, die Geschlechtstrennung bei
Pflanzen und Tieren, im Gegensatz zur Zwitterbil-
dung. <S. Hermaphroditismus.)
Vonooöoous, die den Tripper (s. d.) verur-
sachende Baiterienart.
vonolodus, Pflanzengattung, s. Oonäui-anFo.
Gonophören, Geschlechtsträger, Ge-
schlechtsgemmen, s. Hydroidpolypen.
Gonorrhöe, s. Tripper.
Gonorrhoische Bindehautentzündung, s.
Augenentzündung.
Gonsawa, Stadt im Kreis Zinn des preuß.
Reg.-Bez. Vromberg, 11 km südlich von Znin, an
den Gonsawaseen, aus welchen die Gonsawka nörd-
lich zur Netze flieht, hat (1890) 778 E., darunter
108 Evangelische, 65 Israeliten, Post, Telegraph.
Gontard, Karl von, Architekt, geb. im Jan.
1731 zu Mannheim, bildete sich namentlich bei
I. F. Vlondel in Paris, bereiste Italien und Hol-
land und wirkte bis 1765 an der Akademie zu Bay-
reuth. 1765 trat er m dm Dienst Friedrichs d. Gr.,
erbaute in Potsdam die Kommuns und das Mar-
morpalais (bis 1788, wo Langhans den Bau über-
nahm), im Garten zu Sanssouci den Antiken- und
Freundschaftstempel, in Berlin die Kolonnaden an
der Spittel- und Königsbrücke sowie die Kuppel-
türme der Französischen und Neuen Kirche am Gens-
darmenmarkt (1780-85). Seine Kunst gehört in
der Hauptsache der klassicistischen Richtung an. Er
starb 23. Sept. 1791 in Vreslau. - Vgl. Peter
Walle-, Leben und Wirken Karl von G.s (Berl. 1891).
Gontaut (spr. gongtoh), Charles de, Herzog von
Viron, s. Biron.
Gontaut-Biron (spr. gongtoh biröng), Anne
Armand Elie, Vicomte von, franz. Diplomat, geb.
9. Nov. 1817 zu Paris, stammte aus einer der ältesten
Familien Frankreichs. Im Febr. 1871 wurde er im
Tepart. Vasses-Pyre'ne'es zum Deputierten der Na-
tionalversammlung gewählt, nachdem er sich öffent-
lich als Anhänger der Republik erklärt hatte. Am
4. Dez. desfclbcn Jahres wurde er zum Botschafter
in Berlin ernannt, wo er sich rasch beliebt machte,
und durch die Geschicklichkeit, mit der er die Ange-
legenheit der Kriegsentschädigung und der Räumung
Frankreichs verfolgte, seinem Vaterlande wesentliche
Dienste leistete. Es wurde ihm dafür 1873 das Groß-
kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im Jan. 1876
wurde er Senator, wo er 23. Juni 1877 für Auf-
lösung der Kammer stimmte, wie sie Broglie ver-
langte. Nach dem Siege der Republikaner und dem
Amtsantritt des Ministeriums Dufaure, 14. Dez.
1877, verließ er seinen Posten in Berlin und wurde
31. Jan. 1878 durch Saint-Vallier ersetzt. Im Senat
stimmte er fortan mit den Monarchisten, bis er bei
der Erneuerung im Jan. 1882 durchsiel. Er starb
3. Juni 1890 in Paris.
Gonten, Dorf und Bad im schweiz. Kanton
Appenzell-Innerrhoden. Das Dorf, aus wenigen
Häusern und der Wallfahrtskirche Maria zum Trost
bestehend, liegt in 906 in Höhe, 5 km westlich von
Appenzell, gleich dem Bad G. an der Linie Winkeln-
Appenzell der Appenzeller Bahn, und ist der Mittel-
punkt einer ausgedehnten, weit über den grünen
Wiesengrund zwischen dem Kronberg (1640 m) und
der Hundwylerhöhe (1299 m) zerstreuten Gemeinde,
hat (1888) 1503 G., darunter 39 Evangelische.
Das Bad, in 892 m Höhe, 2 km östlich vom Dorfe
an der Straße Appenzell-Urnäfch gelegen, besteht
aus einem großen, 1830 errichteten Holzbau (Mol-
kenkuranstalt) und besitzt erdige Eisenquellen, deren
Wasser zum Trinken und Baden dient, namentlich
bei anämischen Zuständen und Rheumatismus.
Auch als klimatischer Kurort dient das Gontenbad.
Gontscharow, Iwan Alexandrowitsch,russ. No-
vellist, geb. 18. (6.) Juni 1812 zu Simbirsk als Sohn
eines Kaufmauns, studierte in Moskau, erhielt
dann eine Anstellung im Finanzministerium, später
in der Oberpostverwaltung zu Petersburg. Letztere
bekleidete er bis 1873 und starb 27. (15.) Sept.
1891 in Petersburg. Sein erster Roman war "Eine
alltägliche Geschichte" (in der Zeitschrift "Der Zeit-
genosse", 1847; Sonderausgabe, Petersb. 1858;
deutsch, Stuttg. 1884); den größten Erfolg erreichte
er mit seinem zweiten Roman "Odiomov" (2 Bde.,
Petersb. 1859 u. ö.; deutsch, Lpz. 1868 und Verl.
1885), dem noch ein dritter "Odr^v" ("Der Absturz",
2 Bde., Petersb. 1870; deutsch in Reclams "Univer-
salbibliothck") folgte. Alle drei sind dem russ. Leben
entnommen und zeichnen sich durch Schärfe der
Charakteristik und Reinheit dor Sprache aus, dabei