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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gorgo - Gorinchem
Reden vorhanden, das Lob der Helena und die
Verteidigung des Palamedes, deren Echtheit jedoch
bezweifelt wird. Sein Einfluß auf die Rhetorik
und den Profastil feiner Zeit war außerordent-
lich groß. Er ist Hauptperson in dem nach ibm
benannten Dialog Platos. (S. Griechische Philo-
sophie.) - Vgl. Zeller, Philosophie der Griechen,
Bd. 1 (5. Aufl., Lpz.1892); Diels, G. und Emve-
dokles (in den "Sitzungsberichten der königlich
prcuß. Akademie zu Berlin", 1884).
Gorgo, ein weibliches Ungetüm, dessen grauen-
volles Haupt schon Homer erwäbnt, in der Ilias
als auf der Ägis (s. d.) befindlich, in der Odyssee
als in der Unterwelt weilend. Während aber bei
Homer, wie auch bei Euripides, dem zufolge fie
von Gaia geboren und von Athena erlegt wurde,
nur von einer G. die Rede ist, kommt bei Hesiod
schon die Dreizahl vor: Stheino oder Stheno,
Euryale und Medufa, Töchter der Meer-
dämonen Phorlys und Keto, deren Aufenthalt
er jcnfeit des westl. Oceans versetzt; nach spätern
ist ihr Wohnsitz Libyen. Sie werden dargestellt
als geflügelte Wefen mit runden Gesichtern,
herausgestreckten Zungen, großen, hervorstehenden
Schweinszähnen, weit aufgerissenen, blitzenden
Augen, oft mit Schlangen am Kopfe und am Gürtel.
Apollodor beschreibt sie als geflügelte Jungfrauen
mit ehernen Händen oder Armen und Eberzähnen,
und mit Schlangen um den Kopf, nach Aschylus
war ihre Hautfarbe fchwarz. Von ihnen war Me-
dusa, Vorzugsweife G. genannt, die furchtbarste,
^e war allein unter den drei Schwestern sterblich,
weshalb ihr auch Perseus (s. d.) den Kopf abschla-
gen konnte. Aus ihrem früher von Poseidon be-
fruchteten Blute entsprangen, als ihr Perseus den
Kopf abschlug, Chrysaor (s. d.) und Pegasos (s. d.).
Dieser Kopf spielt im Mythus die bedeutendste Rolle;
er versteinerte alles, was ihn erblickte oder berührte.
Er wurde als Amulett gegen den "bösen Blick" ge-
bildet, lange in der beschriebenen abschreckend häß-
lichen Gestalt, später, nachdem schon Pindar die
Medusa als schön geschildert hatte, als schönes, aber
grauenvolles Gesicht regelmäßig mit Flügeln oben
am Kopf und schlangen in den Haaren und um
Wangen und Kinn. Es ist kaum zweifelhaft, daß
diese Ungeheuer als Personifikationen der Gewitter-
wolken, des Donners und Blitzes anfzufaffen sind.
- Vgl. Röscher, Die Gorgonen und Verwandtes
lLpz.1879), hinsichtlich der bildlichen Darstellungen:
Sir, 1)6 ()0i'Lon6 (Amsterd. 1885).
Gorgona, hohe Felsinsel des Tyrrhenischen
Meers, zur ital. Provinz Livorno gehörig, 32 I<m
im WSW. von Livorno, hat 7 kin Umfang, 460 E.,
meist Fischer und Weinbauer.
Gorgona, Insel im Großen Ocean, 30 km im
W. der Küste von Südamerika, unter 3° nördl. Br.,
gehört zur Republik Columbia.
Gorgontden, s. Oktaktinicn.
Gorgonzöla, Flecken in der ital. Provinz und
im Kreis Mailand, am Martasanakanal, welcher
Adda mit Lambro verbindet, hat (188^1) 4711 E.,
Dampftrambahnverbindnng mit Mailand und
Treviglio und ist Hauptort für die Bereitung des
auch G. genannten Stracchinokäses.
Gori. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ.
Gouvernements Tiflis in Transkaukasien, im N.
vom Hauptrücken des Kaukasus durchzogen, im S.
von der Kura begrenzt, hat 6866,8 hlim, 153499 E.
nncist Georgier und Osseten), bedeutenden Getreide-
und Weinbau. - 2) Kreisstadt im Kreis G., 76kin
nordwestlich von Tiflis, 6N m hoch, am Fuße eines
kegelförmigen Berges mit Trümmern der Burg
Goriß Tziche, links an der Kura inmitten des Kar-
talinifchen Thales, an der imcretifchen Heerstraße
und an derLinieBatum-Samtredi'Tiflis derTrans-
kaukas. Eifenbahn, hat (1891) 7247 E. (Armenier
und Georgier), Post und Telegraph, 8 Kirchen,
Wein- und Obstbau. 11 km östlich links der Kura
liegt die Felfenstadt Upliß Tziche.
Gorilla ('i^oZiodvt^ (^oiilia F^tt^s), die
größte Art der menschenähnlichen Assen, die
wahrscheinlich schon dem karthag. Admiral Hanno
bekannt war, aber erst 1847 von dem Missionar
^avage in den Wäldern am Gabunflusse wieder
entdeckt wurde. Das erwachsene Männchen er-
reicht die volle Höhe eines Mannes, ist aber un-
gleich breiter in den Schultern (bis 1 m), und
namentlich sind seine Arme ungemein kräftig und
muskulös. Der männliche G. ist mit seinem kamm-
artig gewölbten Nacken, der sich in einem hohen
Rist auf dem Schädel fortsetzt, den von hohen
Knockenbogen umgebenen Augen, der platten, in
der Mitte mit einer tiefen Lä'ngssurche verfehenen
Nase und der vorspringenden Schnauze, aus wel-
cher ein furchtbares Gebiß mit fcharfen Eckzähnen
hervorfletscht, den gewaltigen, mit dicken Daumen
versehenen Händen und der schwarzen Behaarung,
die auf dem Nacken fast zu einer sträubenden Mähne
fich verlängert, eins der scheußlichsten Geschöpfe,
das man sich vorstellen kann. Dem Weibchen feh-
len der Scheitelkamm und die vorfpringenden Eck-
zähnc; die Schnauze steht weniger vor, die Knochen-
ringe der Augen treten zurück, es sieht außerordent-
lich menschenähnlich aus. Der G. lebt in den dich-
ten Wäldern seiner Heimat in Familien, aus
Männchen, Weibchen und ein bis zwei Jungen
bestehend, nährt sich von Früchten, Eiern und jungen
Vögeln und gilt den Eingeborenen als der furcht-
barste Gegner. Er klettert zwar auf Bäume, auf
denen er auch in einer Art von aus Zweigen gebil-
detem Neste fchläft, geht aber meist an der Erde,
und zwar auf allen Vieren, felten aufrecht. Er
wehrt sich mit Händen und Zähnen. Ein nach
Europa gebrachter G. fand im Berliner Aquarium
Aufnahme, starb aber nach einiger Zeit. Auch ein
zweites Exemplar, das das Berliner Aquarium im
Herbst 1892 erworben hatte, ging dort bald zn
Grnnde. Alle Berichte stimmen darin überein, daß
die juugen G. in ihrem Wesen, ja selbst in ihrem
Äußern sehr menschenähnlich, aber weit ernsthafter
seien als die jungen ausgelassenen Schimpansen.
Die im Dresdener Zoologischen Garten 1875 ge-
storbene "Mafoka", welche man für einen Bastard
von G. und Schimpanse hielt, war nach A. B. Meyer
ein echter Schimpanse. (S. Tafeli Affen der Al-
ten Welt 1, Fig. 2.)
Gorillagarn, ein aus Alpaka-, Mohair-, Schaf-
wolle oder vegetabilischen Faserstoffen, die mit aller-
lei Seidenabfüllen vermischt sind, hergestelltes Garn,
das infolge des letztern Umstandes gleichmäßig ver-
teilte Rauheiten und Knötchen zeigt.
Gorinchem (spr. chö-) oder Gorkum, Stadt
und Festung in der niederlä'nd. Provinz Südholland,
22 kin östlich von Dordrecht, an der Mündung der
Linge in die Merwede, am Ende des 1892 vollen-
deten Kanals von Amsterdam zur Merwede und an
der Linie Dordrccht-Arnhcim der Staatsbahn, Hai
(1891) 11794 E., altertümliche Festungsthore, in-