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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gorze - Görz und Gradisca
zeichnetsten Gebäude sind: die Domkirche, ein Van
aus dem 17. Jahrb., mit einem scbönen Eakrarium
und dem Denkmal des letzten Grafen von G. (gest.
1500), die ehemalige Iesuitenkirche neben dem vor-
maligen Iesuitenkollegium, jetzt Kaserne; das Land-
baus und das Municipalitätsgebäude, das Theater,
der Vischofshof nebst Garten, die Palais der ein-
beimischen Adelsgeschlechter Lanthicri, Attems, For-
mentini, der Herren von Vcttmann und Cecconi.
Die Stadt hat ein crzbischöfliches theol. Central-
seminar, ein Staatsgymnasium, eine Staatsrcal-
schule, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Ver-
suchsanstalt für Seidenzucht und Weinbau, eine
Landes-Ackerbauschule und k. k. Studienbibliothek,
ein Taubstummeninstitut, eine Ackerbaugesellschaft,
einen Philharmonischen Verein, zwei Kasinos und
vier Klöster. An industriellen Etablissements bestehen
die Fabriken der Herren von Ritter, die zu den groß-
artigsten der Monarchie gehören (mechan. Mahl-
mühle, Baumwollspinnerei und Weberei, mechan.
Florettseidenspinnerei und Papierfabrik, mit einem
Gesamtumsätze von mehr als 6 Mill. Fl.), ferner
Seidenspinnereien und -Webereien, Kerzenfabrik,
Fabriken von Rosoglio, Leder, O6inor ^ai-wi-i und
kandierten Früchten; de.r Handel bringt frühes Obst,
Trauben und Gemüse zur Ausfuhr nach dem Nor-
den. In neuester Zeit wird die Stadt ibres milden
und trocknen und gegen Nordwinde geschützten Kli-
mas wegen als Winterkurort viel besucht. Besonders
schön sind die Anlagen, der Franz-Iosephskorso und
die zahlreichen Gärten der Stadt. Die mittlere
Jahrestemperatur beträgt 13,i" (I, die mittlere
Wintertemperatur 3,7° (^., vom September bis Mai
9,6° 0.1836 wählte der durch die Iulircvolution aus
Frankreich vertriebene ältere Zweig der Vourbons
G. zu seinem Aufenthaltsorte. Äm 0. Nov. 1836
starb daselbst König Karl X. (s. d.), der ebenso wie
der Graf von Chambord (gest. 1883) in dein ober-
halb der (^tadt belegenen Franziskanerklostcr Ca-
stagnavizza begraben liegt. - Vgl. von Czoernig,
G., Österreichs Nizza (Bd. 2: Die Stadt G. als kli-
matischer Kurort, Wien 1874); Schatzmayer, Der
klimatische Kurort G. und seine Umgebung (ebd.
1880); Illustrierter Führer durch Trieft und Um-
gebungen mit Ausflügen nach G., Aquileja u. s.w.
(2. Aufl., ebd. 1886). (Vgl. Görz und Gradisca.)
Gorze (spr. gorf'), Hauptstadt des Kantons G.
(1.45,^0 cilvin, 18 Gemeinden, 13 874 E.) im Land-
kreis Metz des Bezirks Lothringen, 15 kin im SW.
von Metz, zwischen Anhöhen am Gorzebach, hat
N890) 1326 meist kath. E., kath. Dekanat, Post-
agentur, Fernsprechverbindung, Nebenzollamt zwei-
ter Klasse, Vezirksarmenanstaü, eine röm. noch jetzt
benutzte Wasserleitung, Teil des im 3. Jahrh, er-
bauten Aquädukts von G. nach Metz (s. Ars an
der Mosel), ferner eine ehemalige Bencdiktinerabtei,
von den Karolingern reich beschenkt, 1752 säkulari-
siert, mit Kircke (N. Jahrh.), jetzt Pfarrkirche; Obst-,
Wein- und Gemüsebau.
Der ehemalige Kanton G. des franz. Depart.
Moselle, der Schauplatz der Kämpfe vom 16. und
18. Aug. 1870, gelangte durch den Frankfurter
Frieden 1871^nur zum Teil in deutschen Besitz.
Görzke, Flecken im Kreis Ierichow I des preuß.
Reg.-Bez. Magdeburg, 38 kin im SO. von Burg,
nahe der Quelle der links zur Havel gehenden
Vuckau, hat (1890) 1900 evang. E., Post, Tele-
graph, Fabrikation von Töpferwaren (18 Fabriken)
und Stärke, Ziegeleien, Mahl-und ^cbneidemühlen.
Görzke, Joachim Ernst, brandcnb. General,
geb. 11. April 1611 zu Bollersdorf in der Mittel-
mark, kam mit der brandenb. Prinzessin Marie
Eleonore, der Gemahlin Gustav Adolfs, 1620 als
Edelknabe nach Schweden, begleitete den König in
den Dreißigjährigen Krieg und wurde sür sein
tapferes Verhalten in der Schlacht bei Vreitenfeld
(17. Sept. 1631) Kornett. Bis zum Friedensschlüsse
stieg G. zum Obersten eines Regiments zu Pferd
auf, widmete sich dann der Bewirtschaftung seiner
Güter, trat jedoch 1656 in den Dienst des Großen
Kurfürsten und kämpfte unter diesem in Polen, dann
1674 im Elsaß und 1675-77 in der Mark, wo er
sich bei Rathcnow, Fehrbellin und Wittstock rühmlich
auszeichnete, sowie in Pommern, wo er an den Be-
lagerungen von Wolgast, Anklam, Demmin und
Stettin teilnahm. An dem Zuge nach Rügen war
G. nicht beteiligt, er verteidigte damals Prcußeu
gegen die von Livland her unter General Horn ein-
gefallenen Schweden und vernichtete diese fast gänz-
lich. G. wurde danach Gouverneur von Cüstrin
und starb dort^27. März 1682.
Gorzno, ^tadt im Kreis Strasburg des preuß.
Reg.-Bez. Marienwerder, 23 kin im SO. von Stras-
burg, in einer hügeligen Gegend an der Grenze von
Polen, hat (1890) 1513 E., darunter 364 Evan-
gelische und 33Israeliten, Postagentur, Fernsprech-
verbindung.
Görz und Gradisca, gefürstete Grafschaft und
Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie,
zu deren cisleithanischem Teile gehörig, bildet mit der
Markgrafschaft Istrien und der Stadt Trieft nebst Ge-
lnet das sog. Osterreichisch-Illyrische Küsten-
land. Das Land ist größtenteils gebirgig; im W.
bilden die Venetianer Alpen mit dem Monte-Canin
(2678 m) die Grenze gegen Italien, im O. die Triglav-
Gruppe mit dem Mangart (2675 m) und dem Triglav
(2864 m) die Grenze gegen Kram. Es wird von ver-
schiedenen Küstenflüssen, unter denen der Isonzo und
der Timavo die bedeutendsten sind, durchzogen und
hat einen Flächeninhalt von 2918,54 ^wn. (S.Karte:
B o s n i e n, D a l m a t i e n, I st r i e n, Kr o a t i e n u n d
Slawonien,Bd.3.) G.u.G. hatte 1880: 211084,
1800: 220308 (111176 männl., 109132 weibl.)
E., d. i. 76 E. auf 1 cilcin (1152 Militärpersonen);
36 706 Häuser, 42868 Wohnparteien in 139 Orts-
gemeinden und 540 Ortschaften. Das männliche
Geschlecht überwiegt wie in den meisten südl. Län-
dern, 1890 kamen ^982 Frauen auf 1000 Männer.
Dem Religionsbekenntnis nach waren 219472 Rö-
misch-Katholische (99," Proz.), 136 Griechisch-Orien-
talische, 282 Evangelische Augsburger Konfession,
46 Helvetischer Konfefsion und 331 Israeliten; der
Nationalität (der Umgangssprache) nach 2195
Deutsche, 135020 Slowenen und 76514 Italiener
und Ladiner. Landwirtschaft ist der Hauptnahrungs-
zweig, im S. besonders Weinbau und ^eidenzucht.
Das Kronland enthält 45411 na Ackerland, 62852
Wiesen, 879 Gärten, 6984 Weingärten, 61675 Hut-
weiden, 13098 Alpen, 66984 da Waldungen. Reis
wird auf 598 lia gebaut und (1890) 1196 t gewonnen.
Die Industrie ist besonders lebhaft in der Stadt Görz
und in der Umgebung des Dorfes Haidenschaft. G.
u. G. hat seinen besondern Landtag, welcher (nach der
Landesordnung vom 26. Febr. 1861) aus 22 Mit-
gliedern, d. i. aus dem Fürst-Erzbischof von Görz,
fechs Abgeordneten des großen Grundbesitzes, sieben
Abgeordneten der Städte, Märkte und der Handels-
und Gewerbekammer und acht Abgeordneten der