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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Göschen (Joh. Friedr. Ludw.) - Gose
1823 wurde auch die Buchhandlung nach Grimma
verlegt. G. starb daselbst 5. April 1828. Er schrieb:
"Meine Gedanken über den Buchhandel" (Lpz. 1802),
"Reise von Johann" (anonym, 1791), das Lustspiel
"Zweimal Sterben macht Unfug" (1800) und ver-
schiedene kleinere Abhandlungen und Aufsätze in
Zeitschriften u. s. w.
G. war verheiratet mit Johanna Elisabeth
Heun, geb. 1764 in Dobrilugk, gest. 25. Okt. 1850
in Grimma, Schwester des Schriftstellers Heun
(H. Clauren). Von seinen Söhnen standen der
älteste und der jüngste in Beziehungen zum Geschäft
des Vaters. - Der zweite Sohn, GeorgIoachim,
geb. 24. Dez. 1791 in Leipzig, starb als Associe' der
Triester Firma Crampagna, Kern & Comp. 16. Juni
1855 in Wien. - Der dritte Sohn, Wilhelm
Heinrich G., geb. 3. Juli 1793 in Leipzig, wurde
1814 Mitbegründer und Associe' des Bankhauses
Frühling & Göschen in London, gab aber 1863 die
Zeitung des Geschäfts auf und siedelte nach Deutsch-
land über, wo er sich durch Begründung zweier be-
deutender Stipendien für die Fürstenschulen in
Grimma (1860) und in Meißen (1865) ein bleiben-
des Andenken gestiftet hat. Er starb 28. Juli 1866
auf einer Reise in Gent. Sein Sohn ist George
Joachim Goschen (s. d.). - Vgl. Lorenz, Znr Er-
innerung an Georg Joachim G. (Grimma 1861);
Buchner, Wieland und Georg Joachim G. (Stuttg.
1874); Kelchner, Georg Joachim G. (in der "All-
gemeinen deutschen Biographie", Bd. 9, Lpz. 1879).
Göschen, Joh. Friedr. Ludw., Jurist, geb.
16. Febr. 1778 zu Königsberg, studierte daselbst
und in Göttingen die Rechtswissenschaft. Er war
dann als Landwirt thätig und wandte sich hierauf
nach Berlin, wo er Savigny und Niebuhr hörte,
1811 ats erster Doktor der dortigen Universität
promovierte, in demselben Jahre zum außerord.
und 1813 zum ord. Professor ernannt wurde. 1822
folgte er einem Rufe als ord. Professor der Rechte
nach Göttingen, wo er 24. Sept. 1837 starb. Seine
Schriften, die Abhandlungen in Hugos "Civilisti-
schem Magazin" (6 Bde.,'Verl. 1790-1837) und
in der von ihm 1815 mit Savigny und später mit
Klenze herausgegebenen "Zeitschrift für die geschicht-
liche Rechtswissenschaft" (Berlin) abgerechnet, sind
wesentlich als Hilfsmittel beim Vortrage zu betrach-
ten, namentlich sein anonym erschienener "Grund-
riß zu Pandekten-Vorlesungen" (2 Abteil., Gott.
1827-31). Seine von Errleben herausgegebenen
"Vorlesungen über das gemeine Civilrecht" (3 Bde.
in 5 Abteil., Gott. 1838-40; 2. Aufl. 1843) zeich-
nen sich durch musterhafte Klarheit aus. Besonders
bekannt ist seine Ausgabe des Gajus (s. d.).
Göschenen oder G eschenen, auch Gösch inen,
D orf im schweiz. Kanton und Bezirk Uri, 25 km südlich
von Altdorf, in 1109 in Höhe, auf dem linken Ufer der
Neuß an der Gotthardstrahe und -Bahn, hat (1888)
737 E., darunter 50 Evangelische, und ein Denkmal
des Tunnelerbauers L.Favre von Andreoletti (1889).
Bis 1872 ein unbedeutendes Filialdorf der Pfarr-
gemeinde Wasen mit kaum 300 E., erst seit 1875
eine selbständige Gemeinde, verdankt der Ort seinen
plötzlichen Aufschwung der Gotthardbahn (s. d.),
deren Haupttunnel Göschenen-Airolo 1 kni südlich an
der Brücke (63 in lang, 49 m hoch) über die tiefeinge^
schnittene Göschenenreuß beginnt. Seit der Vollen-
dung des Tunnels (1881), dessen Bau eine Menge ital.
Arbeiter nach G. geführt hatte, nimmt die Einwoh-
nerzahl wieder ab. - Das Göschenenthal, im
W. von G., ist ein einsames, wildes, von den ver-
gletscherten Hörnern und Stöcken der Dammagruppe
umschlossenes Hochthal, dessen Bach, die Göschenen-
Reuß, sich unweit G. durch eine enge Felsschlucht
in die Neuß ergießt.
Göfchensche Verlagshandlung, G. F., in
Stuttgart, gegründet im März 1785 in Leipzig
von Georg Joachim Göschen (s. d.), erlangte
rasch (noch vor der I. G. Cottaschen Buchhandlung)
eine große Bedeutung sür die deutsche Litteratur
durch den Verlag von Werken von Goethe, Schiller,
Wieland, Klopstock, Jünger, Inland, Stolberg,
Vöttiger, Seume, Alringer, Woltmann, Apel, Fi.
Laun, F. Kind, Müllner, Houwald u. a., die in ge-
schmackvoller Ausstattung, zum Teil in Prachtaus-
gaben erschienen. Auch andere Wissenschaften waren
vertreten durch Werke von Hufeland, Charpentier,
F. A. Wolf, Nosenmüller, Marezoll u. a. 1823
wurde das Geschäft nach Grimma, 1832 wieder
nach Leipzig verlegt. Seit 1793 war damit eine
Vuchdruckerei erst in Leipzig, dann in Grimma ver-
bunden, die 1823 an den ältesten Sohn Göschens,
Karl Friedr. Göschen (geb. 1790), später in
fremde Hände überging.
Leiter des Verlags nach des Vaters Tode (1828)
für Rechnung der Erben wurde der jüngste Sohn,
Hermann Julius Göschen, geb. 4. Sept. 1803
in Leipzig, gest. 29. Juni 1845 in Hohenstädt, und
11. Nov. 1838 ging das Geschäft durch Kauf an die
I. G. Cottasche Buchhandlnng in Stuttgart
über, die die alte Firma in Leipzig zum Teil auch
bei neuen Unternehmungen bestehen ließ. Nach Er-
löschen der Verlagsprivilegien für die Werke der
deutschen Klassiker verkaufte die Familie Cotta die
G. V. 1868an Ferdinand Weibert, der sie nach
Stuttgart verlegte. Er fügte dem Verlag die Werte
von Ed. Mörike, Freiligrath ("Gesammelte Dich-
tungen"), Hcrwegh und zeitweise Gottfried Keller zu,
veröffentlichte selbst darin Gedichte in schwäb. Mund-
art und in hochdeutscher Sprache unter dem Pseu-
donym Stein und förderte die dritte Auflage der
Lachmann-Munckerschen Lessing - Ausgabe durch
Sammlung einer vollständigen Bibliothek erster
Lessingdrucke und durch wertvolle Textvergleichun-
gen. Doch verkaufte er das Geschäft im Febr.
1889 an Adolf Nast und wanderte nach Brasilien
aus. Unter letzterm, geb. 6. Juni 1851 in Athen als
Sohn des Begründers einer deutschen Buchhand-
lung daselbst, aber in Deutschland erzogen, nimmt
die G. V. einen neuen Aufschwung. Die kritische
Lessing-Ausgabe wurde vom 4. bis (1893) 9. Band
weitergeführt, daneben eine neue "Bibliotheksaus-
gabe" von Lessings Werken in 12 Bänden ver-
anstaltet. Daran schließen sich: eine neue billige
Ausgabe derWerkeMörikes(die"Gedichte",11.Auft.
1893); Gedichte, Novellen u. s. w. von Isolde Kurz;
die "Sammlung Göschen" (Schulausgaben aus
allen Lehrfächern; 1893: 28 Vdchn., ü. 80 Pf.):
die "Deutschen Litteraturdenkmale des 18. und
19. Jahrh." (Bd. 31-41, 1890 fg.); die "Jahres-
berichte für neuere deutsche Litteraturgeschichte"
(Bd. 1,1892), einzelne histor. und socialpolit. Werke.
Goschen-Straße, Sund zwischen dem Ostkap
Neuguineas und dem D'Entrecasteaux-Archipel.
Göschlnen, Dorf im schweiz. Kanton Uri, s.
Göschencn.
Gose, eine Art von Weißbier, das ursprünglich
in Goslar gebraut wurde, später auch in Dollnitz
und andern Orten in der Umgegend von Leipzig.