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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Goslarer Chargierten-Konvent; Gosławski; Gospić; Gospódj; Gosport; Göß; Gossaert; Gossămer; Gossau

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Goslarer Chargierten-Konvent - Gossau

worfenes Gesetzbuch, erlangten vielerorten Geltung. Nachdem die Reformation 1525 Eingang gefunden, wurde G. wegen Zerstörung des Georgenklosters und des Petersstifts in die Reichsacht erklärt und von Heinrich dem Jüngern von Braunschweig 1552 zu einem Vergleiche gezwungen, der den Wohlstand der Stadt brach. Im Dreißigjährigen Kriege wurde G. 1625 erfolglos belagert, 1632 aber von den Schweden besetzt und stark gebrandschatzt. Durch öftere Feuersbrünste, namentlich 1728 und 1780, sowie durch eine schlechte Verwaltung von ihrer frühern Höhe ganz herangekommen, fiel sie 1802 an Preußen, 1807 an das Königreich Westfalen, 1816 an Hannover, 1866 an Preußen. Seitdem hat sich G.s Wohlstand, besonders infolge des von Friedrich Wilhelm Ⅲ. der Stadt überlassenen Stiftgüterfonds, der Aufwaldung der bedeutenden Stadtforst und der Erleichterung der Erwerbs- und Verkehrsverhältnisse (Fremdenbesuch jährlich über 30000 Personen) wesentlich gebessert. – Vgl. Volckmar, Bruchstücke zur Geschichte von G., besonders des Kirchen- und Schulwesens (Lüneb. 1836): Crusius, Geschichte von G. (Osterode 1842‒43); Die vormals kaiserl. Freie Reichsstadt G. am Harz sonst und jetzt (Gosl. 1863); Mithoff, Kunstdenkmale und Altertümer im Hannöverschen, Bd. 3 (Hannov. 1874): Weiland, G. als Kaiserpfalz (Lpz. 1885); Wolfstieg, Verfassungsgeschichte von G. bis zur Abfassung der Statuten u. s. w. (Berl. 1885); Die Rats- und Gerichtsverfassung von G. im Mittelalter (Lpz. 1886); Neuburg, G.s Bergbau bis 1552 (Hannov. 1892); Müller-Grote, Die Malereien des Huldigungssaales im Rathause zu G. (Berl. 1892); Bode, G.sches Urkundenbuch (Halle 1893).

Goslarer Chargierten-Konvent, s. G. C. C.

Gosławski, Maurycy, poln. Dichter, geb. 1802 in Podolien, erwarb sich einen Namen durch seine lyrischen und beschreibenden Gedichte («Poezye», 1828), zumal durch eine Schilderung seiner Heimat, an der er mit leidenschaftlicher Liebe hing. 1830 trat er ins poln. Heer, wurde mit einer Abteilung desselben in Zamosc eingeschlossen und gefangen, entfloh jedoch und ging nach Paris, wo er 1833 die «Gedichte eines poln. Ulanen» (polnisch), Kriegsbilder und -Lieder, herausgab. Unter Zaliwskys Führung versuchte er 1833 mit andern Emigranten einen neuen Aufstand in Polen zu erregen, wurde aber in Galizien gefangen genommen und starb 17. Aug. 1834 in Stanislawow im Gefängnisse. Gesammelt erschienen seine «Poezye» als Bd. 26 der «Biblioteka pisarzy polskich» (Lpz. 1864); sie enthalten außer dem schon genannten einige dramat. Phantasien u. a.

Gospić (spr. -pitsch), Hauptstadt des Stuhlbezirks G. (32408 E.) im Lika-Krbavaer Komitat im Königreich Kroatien-Slawonien (ehemalige kroat. Militärgrenze), im Likathal, in 565 m Höhe, hat (1890) 9304 E., darunter 5910 Römisch-Katholische und 3390 Griechisch-Orientalische, Post, Telegraph, kroat. Staats-Obergymnasium, erhebliche Vieh-, namentlich Schafzucht, auch Bienenzucht und lebhaften Handel mit dem nahe gelegenen Hafenorte Carlopago (s. d.). G. war Stabsort des Likaner Grenzregiments.

Gospódj, Gospodin, Gosudár, russ. Bezeichnungen für «Herr»; G. wird nur von Gott gebraucht; Gospodín (Mehrzahl gospodá) bedeutet Herr in privatrechtlichem Sinne und ist auch höfliche Bezeichnung einer Person; Gosudár ist Herr als Herrscher, daher Titel der alten moskauischen Großfürsten und des Kaisers von Rußland; ohne weitern Zusatz versteht man unter Gosudár den Kaiser, unter Gosudárynja die Kaiserin; doch wird Milostivyj gosudár (Gnädiger Herr) als allgemeine briefliche Anrede gebraucht. (S. auch Hospodar.)

Gosport, feste Hafenstadt in der engl. Grafschat ^[richtig: Grafschaft] Hampshire, westlich gegenüber von Portsmouth (s. d.) gelegen und mit diesem durch zwei Dampffähren verbunden, bildet mit Alverstoke einen Distrikt und hat mit diesem (1891) 25457, für sich etwa 8000 E. G. ist wichtig durch die großen Marine-Etablissements. Hier befinden sich großartige Proviantmagazine und Bäckereien im Royal Clarence Victualling Yard (im N. der Stadt), Schneiderwerkstätten und Brauereien, ferner Baracken, ein Militärgefängnis und durch den überbrückten Haslar-Lake getrennt das Haslar-Lazarett für 2000 Kranke. Westlich davon die Vorstadt Anglesey mit Seebädern.

Göß, Guz, Gaz, Ges, Gers, Gos, ein in Ostindien, Persien und Arabien sehr verbreitetes Ellenmaß von örtlich abweichender Länge. 1) Das G. von Bengalen und Madras ist dem engl. Yard gleich, = 0,914 m. 2) Das G. von Bombay = ¾ engl. Yards = 0,6858 m. (Vgl. Gujah.) 3) Das persische G., eigentlich Zer, Ser, auch Arschin genannt, in den verschiedenen Orten abweichend, doch hauptsächlich in drei von der Regierung 1884 genau bestimmten Arten gebräuchlich: a. Zer Schahi (königl. Zer, Königselle) von 16 Girre (s. d.) = 1,04 m; b. Zer von Täbris, von 17 Girre = 1,105 m; c. Zer von Jezd, von 15 Girre oder 0,975 m. Im Norden und Nordwesten kommt auch die russ. Arschin (s. d.) vor. 4) Das arabische G. (in Mokka und Beit el-Faki) = 25 engl. Zoll oder 0,635 m.

Gossaert (spr. chossahrt), Jan, niederländ. Maler, geb. um 1470 zu Maubeuge oder Mabuse im Hennegau, wovon er seinen Namen Jan van Mabuse entlehnte, begab sich nach längerer Ausübung seiner Kunst in den Niederlanden nach Italien und ließ sich nach seiner Rückkehr zuerst in Utrecht, dann in Middelburg nieder. Von da ging er nach London, wo er das Bild: Heinrichs Ⅶ. Vermählung mit Elisabeth von York, sowie die Kinder des Königs malte. Er starb 1541 zu Antwerpen. G. ist in seinen vor der Reise nach Italien gemalten Bildern am ansprechendsten. Von seinen Gemälden findet sich eine vortreffliche Anbetung der Könige auf Howard-Castle in England, derselbe Gegenstand im Louvre zu Paris, Madonnen in Paris, Berlin, Wien; aus seiner zweiten Richtung eine Danae den goldenen Regen empfangend, in München, ein Flügelbild: Christus im Hause des Pharisäers Simon mit der Auferweckung des Lazarus und der Himmelfahrt der Maria Magdalena in der königl. Galerie zu Brüssel, ein großes Triptychon: Der heil. Lukas, die Madonna malend, im Museum zu Prag.

Gossămer, engl. Name für Altweibersommer.

Gossau (engl.), s. Erzlagerstätten (Bd. 6, S. 341 a).

Gossau. 1) Bezirk im schweiz. Kanton St. Gallen, hat 90,5 qkm und (1888) 17413 E., darunter 4189 Evangelische, 13129 Katholiken und 16 Israeliten in 5 Gemeinden. – 2) Pfarrdorf und Hauptort des Bezirks G., 10 km im W. von St. Gallen, an den Linien Rorschach-Winterthur der Vereinigten Schweizerbahnen und G.-Yulgen (23 km) der Schweiz. Nordostbahn, hat (1888) 5408 E., darunter 907 Evangelische und 15 Israeliten, Post, Telegraph, schöne Pfarrkirche, 4 Primär-, 2 Realschulen,