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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gosse - Goßler
Waisen- und Armenhaus; Zeugdruckerei, mehrere
Stickereien, Weberei, Kartonfabrik, Brauerei und
besuchten Jahrmarkt.
Gosse (spr. goß), Edmund William, engl. Dichter
und Kritiker, geb. 21. Sept. 1849 in London, wurde
in Devonshire erzogen und 1869 an der Bibliothek
des Britischen Museums angestellt. Zum Zweck
litterar. Studien besuchte er Norwegen, Schweden,
Dänemark und die Niederlande. 1875 erlangte er
eine Anstellung als Übersetzer im Handelsministe-
rium. Von ihm erschienen die Gedichtsammlungen
"^laäri^alZ, 8on^8 cmä 8onn6t8" (1879), "On, viol
^nä twte" (1873), "^6>v P06M3" (1879) und eine
Eü-mmlung aller Gedichte u. d. T. "0n viol anä
tlute" (1890), sowie die Dramen "Xii^ Ni-ik" (1870)
und "11i6 univiio^vn 1ov6i-" (1878). Noch mehr
zeichnete G. sich durch seine litterarhistor. Aussätze
im "(?oi'n1ii11 N^axin6", cd^oi'tni^iitlv N6vi(^v",
<((!0nt0mp0i'Hi'v Il6vi6>v" U. s. w. aus. In Einzel-
abdrücken erschienen: "'I1i6 6t1iicll1 conäition ol t1i6
olli'iv 8eanäinavilln pLopiß. ^ I6ctur6" (1875),
"^tuäi63 in tiis 1itoiatnr6 ol normiern Üni'0p6"
<l879; 3. Aufl. 1890), "36V6nte(mtk cenwi')'3w-
(Ü63. ^ conti'idution to t1i6 Iii3t0i'^ ot' Nnglizli
1)06ti')'" (1883); auf dem Gebiete der engl. Litteratur
schrieb G.: "I^iko ok ^Villilrm l^ongi'Lvo" (1888),
(dliäloi'^ ol 18^ ccmtui'x 1it6i'iiwi'6)> (1889).
Gosse (spr. goß), Nicolas Louis, franz. Maler,
g,eb. 4. Okt. 1787 in Paris, lernte seit 1805 in der
I^colo äo8 1"6linx-ll,rt8 und bei Vincent. Seine Ge-
mälde behandeln in der akademischen Weise der Zeit
teils religiöse Stoffe: Der heil. Vincenz von Paula
bekehrt einen Nenegaten (1824), Anbetung der Kö-
nige (1827), Tod des heil. Vincenz von Paula (1845;
Kircbe in Vannes), Wandmalereien in der Kirche
Et. Nikolas du Chardonnet; teils Darstellungen aus
der Geschichte feines Vaterlandes: Der Bischof von
Lisieur rettet in der Bartholomäusnacht die Huge-
notten seiner Diöcese (1835), Napoleon 1. empfängt
die Königin von Preußen in Tilsit, Befprechung
Napoleons und Kaiser Alexanders I. zu Erfurt (1838),
Ludwig Philipp fchlägt die feinem Sohn, dem Her-
zog von Nemours, angebotene Krone von Belgien
aus (letztere drei im Museum zu Versailles), Ein-
zug des Herzogs von Angouleme in Madrid (Wand-
gemälde im Hotel de Ville zu Paris). G. starb
9. Febr. 1878 in Soncourt (Depart. Haute-Marne).
Gosse (spr. goß), Phil. Henry, engl. Natur-
forscher, geb. 6. April 1810 zu Worcester, wurde
Kaufmann, wandte sich aber nebenbei der Entomo-
logie zu. Auf Gefchäftsreisen 1827-38 sammelte
er in Neufundland, Canada und Alabama, fpäter
auch in Jamaika Infekten. Seit 1850 befchäftigte
er sich vorzüglich mit der Erforfchung des Tier-
lebens in der See. Er starb 23. Aug. 1888 zu Tor-
quay in England. Unter feinen Werken sind hervor-
zuheben: "1?k6 ^HNHäiaii QHwra1i3t" (Lond. 1840),
"'I1i6 dii'd3 ok^NinaicH" (1847), "^ n^ui^iizt'Z
80^0urn in ^anikicw) (1851), "^ nawra1i3t'3 i^m-
di68 011 t1i6 D6V0N3iiii'6 00Ä8t" (1853), "11i6 ÄtiUÄ-
I'ium" (1853), "Nllnuai olmarins 200I0F)')) (2 Bde.,
1855-56). - Vgl. E. W. Gosse, I^ite ol?di1. llenrx
O. (Lond. 1890).
Gofsec (fpr.-ßlick), Francois Iof., franz. Ton-
fetzer, geb. 17. Jan. 1733 zu' Vergnies (Hennegau),
erhielt seine musikalische Bildung als Chorknabe an
der Kathedrale von Antwerpen und ging 1751 nach
Paris. Hier trat er als Vorspieler in die Privatkapelle
des Generalpachters La Popeliniere und schrieb in
dieser Stellung (um 1754) die ersten Sinfonien
im neuern Sinne, welche Frankreich auszuweisen
hat. Einige Jahre fpäter ging er als Musikdirektor
in die Dienste des Prinzen von Conti. Nachdem er
seine ersten Quartette und sein berühmt gewordenes
Requiem (1760) komponiert hatte, begann er 1764
mit der Operette "I^s i'g^ix lorcl" für die Bühne zu
arbeiten. Diefer folgten "1^63 pöciieui^u, "loi-
N0ii 6t ^oineNs", "8Hdirm8", "H^1a8 6t 8>'Ivi6",
"I.a i6i)i-i36 66 loulon" u. s. w. 1770 errichtete G.
ein Liebhabcrkonzert, bei dem der berühmte Cheva-
lier von Samt-Georges als Vorgeiger wirkte. Für
diefes Institut fchrieb er verfchiedene feiner großem
Sinfonien und machte es überhaupt durch feine Be-
mühungen zum eigentlichen Ausgangspunkt für die
Vervollkommnung des Orchestcrfpiels in Frankreich.
Verdienstlich wirkte er auch durch feine Direktion der
(^0nc6i't8 8M'itn6i8, die er 1773 übernahm und mit
Gavinies und Leduc 4 Jahre lang führte. 1784 er-
hielt er die Oberleitung der nach feinem Plane ge-
gründeten 1^coi6 66 cliant 6t 66 äöclamktion, des
ersten Keims zu dem nachherigen Konfervatorium
der Musik, nach dessen Errichtung 1795 er eine der
Inspettorstellen und später eine Professur der Kom-
position erhielt, (^eine Thätigkeit am Konservato-
rium, die sich auch durch Beteiligung an der Her-
stellung verschiedener Lehrbücher dieser Anstalt, z. B.
der Gesangschule, des Solfe'ge-Werks, äußerte, war
unermüdlich und währte bis 1815. Seitdem pensio-
niert, lebte G. in Passy, wo er 16. Febr. 1829 starb.
- Vgl. Hedouin, (^ 89. V16 6t 868 WUVI'68 (1852);
Gregoir, ^0tic6 8ui- 6. (1878).
Gofselies (fpr. goss'lih), Hauptort des Kantons
G. (41804 E.) im Arrondissement Charleroi der
belg. Provinz Hennegau, im N. von Charleroi, an
der Linie Luttre-Gilly der Staatsbahnen, hat <1891)
9044 E., Kohlengruben und Fabrikation von Nägeln
und Haushaltungsgerätfchaften.
Gossenrecht (^u3 clo^c^), das Necht, eine
Gosse zum Abflus; der Abwässer vom eigenen Grund-
stück nach der Straße, zum Anschluß an die öffent-
lichen Abzugsgräben oder über ein anderes Privat-
grundstück zu haben. Das G. wird wie andere
Grunddienstbarkeiten durch Ersitzung oder durch
Gestattung des Eigentümers des Privat- oder des
öffentlichen Grundstücks erworben.
Gofsensaß, Dorf im Gerichtsbezirk Sterzing der
österr. Bezirkshauptmannschaft Vrixen in Tirol, in
1062 in Höhe, am Südfuße des Brenner und an der
Mündung des von großen Gletschern abgeschlossenen
Pflerschthals in das obere Eisackthal, an der Linie
Innsbruck-Franzensfeste (Brennerbahn) der Österr.
Südbahn, hat (1890) 437 E. G., ein uralter Ort,
ist eine in großem Aufschwünge begriffene Sommer-
frifche und Ausgangspunkt für die Touren in das
Pflerfchthal und auf die eine herrliche Aussicht
bietende Amthorfpitze (Hünerfpiel, 2746 m).
Götzgen, Bezirk im schweiz. Kanton Solothurn,
f. Olten-Göhgen.
Gotzler, Gustav von, preuß. Staatsmann, geb.
13. April 1838 zu Naumburg a. S., ältester Sohn
des 1885 verstorbenen Kanzlers des Königreichs
Preußen und Oberlandesgerichtspräsidenten in
Königsberg, Karl Gustav von G., und Enkel des
1857 verstorbenen Iustizministers H.G. von Mühler,
besuchte die Gymnasien zu Potsdam und Königs-
berg i. Pr., studierte in Berlin, Heidelberg und
Königsberg die Rechte, trat 1859 als Auskultator
zu Königsberg in den preuß. Iustizdienst, wurde