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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Goethe; Goethe-Archiv

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Goethe (Katharina Elisabeth) - Goethe-Archiv

über G.s Spinozismus (ebd. 1850); Suphan, G. und Spinoza (Berl. 1881): Steiner, Grundlinien einer Erkenntnistheorie der G.schen Weltanschauung (Stuttg. 1886). Wissenschaft: Oskar Schmidt, G.s Verhältnis zu den organischen Naturwissenschaften (Berl. 1853); Virchow, G. als Naturforscher (ebd. 1861); Kalischer, G. als Naturforscher (ebd. 1883); Wegele, G. als Historiker (Würzb. 1876).

G. Kritisches und Exegetisches. Neben der Hempelschen Ausgabe vgl. Düntzers Erläuterungen zu deutschen Klassikern, die gelehrtes Material zusammentragen. Tiefer dringen: Bernays, Über Kritik und Geschichte des G.schen Textes (Berl. 1866); Minor und Sauer, Studien zur Goethe-Philologie (Wien 1880), und namentlich Scherer, Aus G.s Frühzeit (Straßb. 1879). Die Gedichte erläuterte auch Viehoff, (2 Bde., Stuttg. 1869-70); vgl. Lichtenberger, Étude sur les poésies lyriques de G. (2. Aufl., Par. 1882); Keil, Ein Goethe-Strauß (Stuttg. 1891). - Faustlitteratur. Ausgabe von Carriere (2 Tle., Lpz. 1869), von Loeper (2 Bde., Berl. 1879), Schröer (3. Aufl., 2 Tle., Lpz. 1893); der "Urfaust" in E. Schmidts "G.s Faust in ursprünglicher Gestalt nach der Göchhausenschen Abschrift" (1. und 2. Abdr., Weim. 1887-88). Vgl. ferner Chr. H. Weiße, Kritik und Erläuterung des G.schen Faust (Lpz. 1837); Düntzer, G.s Faust (2. Aufl., ebd. 1857); Köstlin, G.s Faust, seine Kritiker und Ausleger (Tüb. 1860); Vischer, G.s Faust (Stuttg. 1875); Schreyer, G.s Faust als einheitliche Dichtung erläutert und verteidigt (Halle 1881); K. Fischer, G.s Faust nach Entstehung, Idee und Komposition (3. Aufl., Stuttg. 1892); ders., Goethe-Schriften II: Die Erklärungsarten des G.schen Faust (Heidelb. 1889); Baumgart, G.s Faust als einheitliche Dichtung erläutert, Bd. 1 (Königsb. 1893); Valentin, Die Einheit der G.schen Faustdichtung (Berl. 1893); Strehlke, Wörterbuch zu G.s Faust (Stuttg. 1891).

Goethe, Katharina Elisabeth, Mutter des Dichters, als "Frau Rat" oder "Frau Aja" (so benannt nach der Mutter der Haimonskinder) weit bekannt, eine der sympathischsten, naturwüchsigsten und lebensvollsten deutschen Frauengestalten, geb. 19. Febr. 1731 als Tochter des Stadtschultheißen Textor in Frankfurt a. M., heiratete 20. Aug. 1748 den sehr viel ältern Rat Joh. Kaspar G. und gebar ihm Wolfgang und Cornelia. G. selbst hat ausgesprochen, wie er von ihr die "Lust zu fabulieren" habe. Ihr "Hätschelhans" ist ihr Leben lang, auch als er in Weimar war, ihr ganzer Stolz, der Mittelpunkt ihrer Interessen gewesen; sie freute sich der Teilnahme, die auch auf sie als die Mutter G.s fiel. Mit der Herzogin Anna Amalie u. a. stand sie in lebhaftem Briefverkehr. Alle ihre Briefe atmen entzückende Lebensfrische und derb gesunde Ursprünglichkeit. Nach dem Tode des Gatten lebte sie in Frankfurt, das sie auch in Kriegsnöten nicht mit Weimar vertauschen wollte, zumal dem Theater und der Jugend. An der Gewissensehe des Sohnes mit Christiana nahm sie keinen Anstoß, sie begrüßte diese, zum Moralisieren gar nicht aufgelegt, gern als "vielgeliebte Tochter". Die Frau Rat starb 13. Sept. 1808. Bettina Brentano machte sie zur Heldin ihres Werkes "Dies Buch gehört dem König" (2 Bde., Berl. 1843). - Vgl. Heinemann, G.s Mutter (Lpz. 1891; 4. Aufl. 1892); Erich Schmidt, Charakteristiken (Berl. 1886), S. 249 fg.; Keil, Frau Rat (Lpz. 1871); Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bd. 1 u. 4 (Weim. 1885, 1889).

Goethe, Ottilie von, s. Goethe, August von.

Goethe, Rudolf Konstantin, Pomolog und Önolog, Bruder von Herm. Theodor G., geb. 13. April 1843 zu Naumburg a. S., trat 1860 als einer der ersten Schüler in das Pomologische Institut zu Reutlingen, kaufte 1868 die Fürersche Beerenobstschule zu Stuttgart, die er ein Jahr später nach Cannstatt verlegte. Neben der Kultur der verschiedenen Beerenobststräucher legte G. sich hauptsächlich auf Weinbau und Anzucht von Weinreben. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871, den G. mitmachte, führte er sein Geschäft weiter und folgte Juni 1874 einer Berufung des kaiserl. Oberpräsidiums von Elsaß-Lothringen zur Gründung der kaiserl. Obst- und Gartenbauschule Grafenburg bei Brumath im Elsaß. Im Juni 1879 übernahm er die Leitung der königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rh. 1885 wurde ihm der Titel "Königlicher Ökonomierat" verliehen. Außer zahlreichen Aufsätzen in Gartenzeitschriften schrieb G.: "Atlas der für den Weinbau Deutschlands und Österreichs wertvollsten Traubensorten" (im Verein mit seinem Bruder Hermann herausgegeben, Wien 1874), "Mitteilungen über den Krebs der Apfelbäume" (Lpz. 1877), "Mitteilungen über den schwarzen Brenner und den Grind der Reben" (ebd. 1878), "Weinbau und Kellerwirtschaft" (ebd. 1876), "Instruktion für Straßenpflanzungen" (2. Aufl. 1880), "Die Frostschäden der Obstbäume und ihre Verhütung" (Berl. 1883), "Die Blutlaus, ihre Schädlichkeit, Erkennung und Vertilgung" (2. Aufl., ebd. 1885), "Verzeichnis der für das westl. Deutschland empfehlenswerten Obstsorten" (2. Aufl., Rüdesh. 1885), "Die Kernobstsorten des deutschen Obstbaues" (mit Degenkolb und Mertens, Berl. 1890). Ferner ist G. Herausgeber der "Mitteilungen über Obst- und Gartenbau" und der "Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft".

Goethe, Walther Wolfgang und Wolfgang Maximilian, Freiherren von, s. Goethe, August von.

Goethe-Archiv. Lange blieb der schriftliche Nachlaß Goethes der öffentlichen Benutzung fast völlig entzogen. Dieser Zustand hat mit dem am 15. April 1885 eingetretenen Tode des letzten Enkels, Walther Wolfgang, Freiherrn von Goethe, sein Ende erreicht. Nach seiner testamentarischen Bestimmung sind sämtliche von Goethe hinterlassenen Schriftstücke aller Art, Entwürfe und Handschriften fast aller poet. und prosaischen Schöpfungen, sowie der der wissenschaftlichen Arbeiten, Briefe und Briefkonzepte, von andern empfangene Briefe, Tagebücher, Geschäftsakten, Rechnungen u. s. w. der regierenden Großherzogin von Sachsen, Sophie, zu freier Verfügung vermacht worden. Die Großherzogin hat das Legat angenommen, um es für die deutsche Nation und die Welt fruchtbar zu machen. Die sämtlichen Papiere befinden sich gegenwärtig in geeigneten Räumen des großherzogl. Schlosses zu Weimar, in neue Archivschränke systematisch eingeordnet. Die Verwaltung dieses Archivs und die Vermittelung seines Inhalts an die Gelehrtenwelt leitet der Direktor des G.; seit Ostern 1887 versieht Professor G. Suphan dieses Amt. Die reichen Schätze des G. gewähren die sichere Grundlage für die (unter der Ägide der Großherzogin erscheinende) große kritische Ausgabe seiner Werke, seiner Briefe und seiner Tagebücher. Ihre Leitung ist einem Fünfer-Ausschuß übertragen, dem seit dem Tode Wilh. Scherers und Gustav von Loepers augenblicklich (1893) H. Grimm, C. Redlich, Erich Schmidt, B. Seuffert