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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gottland; Gottleuba; Göttliche Komödie; Gottlieben; Göttling; Gotto; Gottorp; Wisby

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Gottland – Gottorp

berichten. Haller trat, als er 1753 nach Bern zurückkehrte, die Leitung an den Orientalisten Michaelis ab. Unter Chr. G. Heyne, der 1770‒1813 die G. G. A. redigierte, verwandelten sie sich mehr und mehr in ein eingehend kritisierendes Organ. Unter den folgenden Direktoren, dem Orientalisten Eichhorn (1813‒27), dem Historiker Heeren (1827‒38) und dem Germanisten Benecke (1838‒42) machten die G. G. A. den Aufschwung der Göttinger Hochschule mit: der Philologe K. O. Müller und die Brüder Grimm, der Orientalist Ewald, die Naturforscher Gauß und Wilh. Weber gehörten zu ihren regen Mitarbeitern. Unter den spätern Direktoren ist der Philolog Sauppe (1863‒74) hervorzuheben. Seit 1881 leitet der Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft Bechtel das Blatt, das jetzt nur noch von einer Auswahl der bedeutendsten Werke aller Wissenschaften inhalt- und umfangreichere Besprechungen bringt. Es kommt gegenwärtig in 26 Nummern jährlich im Verlag der Dieterichschen Verlagsbuchhandlung (L. Horstmann) in einer Auflage von 250 Exemplaren heraus. – Vgl. Oppermann, Die G. G. A. während einer hundertjährigen Wirksamkeit (Hannov. 1844); Wüstenfeld, Die Mitarbeiter an den G. G. A. in den J. 1801 bis 1830 (Gött. 1887).

Gottland, Gotland, Gothland, Gutaland, schwed. Götaland, Insel der Ostsee, etwa 100 km von der Ostküste Schwedens entfernt, bedeckt 2981,4, mit den Nebeninseln 3152,3 qkm, darunter 46 qkm Moore und Sümpfe, und hat (1890) 51337 E., d. i. 16 auf 1 qkm. Die größte Länge von N. nach S. beträgt 125, die größte Breite 53 km. G. bildet eine ebene, im O. gegen das Meer geneigte Fläche. Die größte Höhe, Follingbohöjden, beträgt nur 77 m. Silurische Kalke bilden den Boden, den im Süden Sandsteine überdecken. Das Klima ist milder, als für Länder auf derselben Breite gewöhnlich; die Mitteltemperatur des Jahres ist -+6° C. 18 Proz. sind Ackerland, 11 Proz. Wiesen, 47 Proz. Wald. Walnüsse, Maulbeeren und Aprikosen gedeihen. Der Boden ist meist sehr fruchtbar. Haupterwerbszweige sind Ackerbau und Viehzucht; die Schafe und Pferde der Insel sind berühmt. Auch Kalkbrennerei und Arbeit in den Steinbrüchen beschäftigt viele. G. hat seine eigene Miliz, die nur zur Verteidigung der Küste verwendet werden darf. Eine Bahnlinie führt von Wisby nach Hemse (56½ km). Einzige Stadt und Residenz des Landeshauptmanns ist Wisby (s. d.). – G., schon im 9. Jahrh. Schutzland Schwedens, wurde vom 13. bis 16. Jahrh. mehrmals von den Dänen erobert, 1570 abgetreten, fiel aber durch den Frieden von Brömsebro (1645) wieder an Schweden zurück.

Gottleuba, Stadt in der Amtshauptmannschaft Pirna der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, an der G. im Erzgebirge, hat (1890) 1176 meist evang. E., Postagentur, Fernsprechverbindung, eine alte, 1871 restaurierte Pfarrkirche; Fabrikation von Holz- und Drahtwaren, Gerbereien, Ackerbau und etwas Bergbau sowie seit 1880 eine Badeanstalt (besonders Moorbäder) mit zwei Logierhäusern, Kursaal und Gartenanlagen (jährlich etwa 600 Kurgäste) und eine Wasserleitung. – Vgl. Verwaltungsbericht der Stadt G. für 1885‒89, hg. von Kaulisch (Lpz. 1890).

Göttliche Komödie (Divina Commedia), s. Dante Alighieri (Bd. 4, S. 788 b).

Gottlieben, Dorf im Bezirk Kreuzlingen des schweiz. Kantons Thurgau, 3 km westlich von Konstanz in 399 m Höhe, an der Mündung des Rheins in den Zeller- oder Untersee, hat (1890) 247 E., darunter 41 Katholiken, eine reform. Kirche und ein altes Schloß, bis 1798 Sitz der bischöflich konstanzischen Obervögte. Daselbst saßen 1414‒15 Johann Huß, Hieronymus von Prag, 1415‒19 der Papst Johann ⅩⅩⅢ., 1454 der gelehrte Züricher Chorherr Felix Hämmerlin gefangen. 1837 kaufte es der spätere Napoleon Ⅲ. und ließ es restaurieren.

Göttling, Karl Wilhelm, Philolog und Altertumsforscher, geb. 19. Jan. 1793 zu Jena, begann in Jena das Studium der Philologie, welches er zu Berlin fortsetzte, nachdem er 1814 am Feldzug teilgenommen hatte. 1816 wurde er Professor am Gymnasium zu Rudolstadt, 1819 Direktor des Gymnasiums in Neuwied, 1822 außerord. Professor der Philologie in Jena, 1826 Direktor des philol. Seminars und Universitätsbibliothekar, 1829 Honorarprofessor und 1832 ord. Professor daselbst. G. reiste 1828 nach Italien, 1840 nach Griechenland, 1846 und 1847 nach Paris und London und 1852 abermals nach Griechenland und Konstantinopel. Auf seine Anregung wurde 1845 ein archäol. Museum in Jena gegründet, von welchem er ein beschreibendes Verzeichnis (3. Aufl., Jena 1854) herausgab. Er starb 20. Jan. 1869. Unter G.s Werken sind hervorzuheben die Ausgaben der «Politica» (Jena 1824) und der «Oeconomica» (ebd. 1830) des Aristoteles, der Gedichte des Hesiod (3. Aufl. besorgt von Flach, Lpz. 1878), «Allgemeine Lehre vom Accent in der griech. Sprache» (Jena 1835), «Geschichte der röm. Staatsverfassung bis auf Cäsars Tod» (Halle 1840), «Fünfzehn röm. Urkunden» (ebd. 1845), «Gesammelte Abhandlungen aus dem klassischen Altertum» (Bd. 1, Halle 1851; Bd. 2, Münch. 1864). Die «Opuscula academica» G.s erschienen 1869 (Lpz.), der «Briefwechsel zwischen Goethe und G.» 1880 (Münch.). – Vgl. Lothholz, Karl Wilhelm G. (Starg. 1876 u. 1887).

Gotto, älteres Flüssigkeitsmaß in Vicenza, 1/480 des Mastello = 0,237 l.

Gottorp, berühmtes Schloß an der Nordwestseite der Stadt Schleswig zwischen den Stadtteilen Friedrichsberg und Lollfuß auf einer Insel der Schlei und durch zwei Dämme mit der Stadt verbunden, wurde nach 1161 als Residenz der Bischöfe von Schleswig erbaut und ging 1268 durch Tausch in den Besitz der Herzöge von Schleswig über. Seit der Landesteilung von 1544 war G. Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorp (s. Oldenburger Haus) und wurde namentlich unter Friedrich Ⅲ. (gest. 1659) mit Kunstwerken und Sammlungen reich ausgeschmückt; unter Friedrich Ⅳ. (gest. 1702) erhielt das Schloß durch einen großen Umbau seine jetzige Gestalt. Seit der Gottorpische Anteil des Herzogtums Schleswig 1713 (endgültig erst 1721) mit der dän. Krone vereinigt war, diente G. 1731‒1846 als Residenz der königlich dän. Statthalter sowie als Sitz höchster Landesbehörden. Die Kapelle, jetzt Garnisonkirche, enthält einen reich eingelegten Betstuhl (1610‒14). Der berühmte gottorpische Globus kam 1714 nach Petersburg, die Bibliothek 1749 und die Kunstkammer 1752 von G. nach Kopenhagen. Nach. dem ersten schlesw.-holstein. Kriege ließ die dän. Regierung G. vollends ausräumen und 1853‒55 als Kaserne einrichten. Von 1864 bis 1877 diente ein Teil des Schlosses als Sitz der königlich preuß. Regierung für Schleswig-Holstein, die es später wieder dem Militär überließ.