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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Graf (Urs) - Gräfe
ueNa poLLiiv) (ebd. 1880; 2. Aufl. 1888), "Koma.
6V0" (2 Bde., ebd. 1882-83), "^tti'HV6i'30 ii cinliue-
cento" (ebd. 1888), "I^n. Ltori^ 6e1 äiavolo" (Mail.
1889; deutsch von Teuscher, Jena 1890). Mit Fr.
Novati und Nod. Nenier giebt G. seit 1883 zu Turin
<((Ii0I-QHi6 3t01'ic()äL^Hi6tt6I'ÄtN!'Hit^j^U^''heraus.
Graf, Urs, schwciz. Zeichner, Kupferstecher und
Goldschmied, geb. zwischen 1485 und 1490 in Solo-
thurn, scheint sich nach Beendigung seiner Wander-
jahre 1509 in Vasel niedergelassen zu haben, wo er
um 1529 starb. Am anziehendsten sind seine srisch
und keck entworfenen Zeichnungen (namentlich die
im Baseler Museum), die das Landsknechtleben in
derber, sinnlicher Auffassung vorführen. Von seinen
Holzfchnittwcrken ist das umfangreichste: "DerTert
des pafsions oder leydens Christi" (25 .Holzschnitte,
Straßb. 1506). - Vgl. Amict, Urs G. (Bas. 1873).
Graf, Gustav, Maler, geb. 14. Dez. 1821 zu
Königsberg, studierte 1843-46 in Düsseldorf unter
Hildedrandt und Schadow und begab sich dann über
Antwerpen, Paris und München nach Königsberg.
Nachdem er sich 1852 in Berlin niedergelassen,
malte er im Kuppelsaale des Neuen Museums da-
selbst die Versöhnung Wittekinds mit Karl d. Gr.
nach Kaulbachs Entwurf. 1861-64 versuchte er
sich mit Erfolg im Genre und zwar mit Bildern aus
den Freiheitskriegen. Von den drei Bildern: Aus-
zug der ostpreuh. Landwehr, Abschied des litaui-
schen Landwehrmanns von seiner Geliebten und
Ferdinande von Schmettau opfert ihr Haar (1863),
tam das letztere in die Berliner Nationalgalerie.
Seitdem widmete er sich hauptsächlich dem Porträt
nnd erlangte darin eine ähnliche Beliebtheit wie
G.Richter, namentlich im Damenbildnis, obwobl
ihm auch männliche Bildnisse, wie das des Kriegs-
ministers von Noon (1882; Berliner National-
galerie) oder das des Professors Windscheid (1883)
Du Bois-Reymond (1886), Rob. Koch (1891), her-
vorragend gelangen. Doch kehrte er gelegentlich zum
Idealbild zurück, wie in den histor. Kompositionen
Eolon, Phidias und Demosthenes (1865-70) in der
Universitätsaula zu Königsberg oder in den weib-
lichen Allegorien im Palais Tiele-Winckler zu Berlin,
wobei der Pariser Einfluß, wie ihn die Felicie (1879)
zeigt, zu der etwas akademischen Auffassung einen
pikanten Beigeschmack fügte. Ein sich an sein Ge-
mälde: Das Märchen, knüpfender Sensationsprozeß
(l885) endete mit G.s Freisprechung. G. malte
neben zahlreichen Porträten einige Bilder, in denen
Figuren mit Landschaftlichem verbunden sind; so:
Wikingers Ende(1892)undIrrlicht(1893).EristPro-
fcssor und seit 1880 Mitglied der Akademie in Berlin.
Graefc, Albr. von, Augenarzt, Sobn von Karl
Fcrd. von G., geb. 22. Mai 1828 zu Berlin, stu-
dierte daselbst seit 1843 Naturwissenschaften und
Medizin und widmete sich sodann zu Prag, Wien,
Paris, London, Dublin und Edinburgh besonders
ophthalmolog. Studien. Er errichtete 1850 in Ber-
lin eine Klinik für Augenlranke, wurde 1853 Docent
an der dortigen Universität, 1857 außerord. und
1866 ord. Professor der Augenheilkunde. Er starb
20. Juli 1870 zu Berlin. Sein Denkmal (modelliert
von Siemering) wurde 22. Mai 1882 im Garten
der Charite" zu Berlin enthüllt. G. ist der eigent-
liche Begründer der neuern Ophthalmologie, zu
deren schnellem Empordlühen namentlich auch die
in dieselbe Zeit fallende Helmholtzsche Erfindung
des Augenspiegels mächtig beitrug. Die diese
Epoche kennzeichnenden Arbeiten befinden sich meist
in dem von G. in Gemeinschaft mit Donders und
Arlt seit 1855 herausgegebenen "Archiv für Oph-
tbalmologie". Unsterblich sind seine Verdienste um
die Behandlung des Glaukoms oder Grünen Stars;
die durch ihn geschaffene Möglichkeit, vermittelst der
Iridektomie eine große Anzahl zum sichern Unter-
gang verurteilter Augen zu erhalten, ist eine der
ganzen Menschheit erwiesene Wohlthat. Auch er-
fand er eine neue Operationsmethods des Grauen
^tars (sog. peripherer Linearschnitt im Gegensatz,
zu dem alten Lappenschnitt), durch welche die un-
günstigen Ausgänge der Staroperation erheblich
vermindert wurden. Er war ferner der erste, der
anf die Bedeutung der Augenerkrankungen für die
Diagnose der Hirnaffektionen und verschiedener Er-
krankungen des Gesamtorganismus hinwies. -Vgl.
Alfred Graefe, Ein Wort zur Erinnerung an Albrecht
von G. (Halle 1870); Michaelis, Albrecht von G.,,
fein Leben und Wirken (Berl. 1877); Iacobson,
Albrecht von G.s Verdienste um die neuere Ophthal-
mologie (ebd. 1885).
Graefe, Alsr. Karl, Augenarzt, Vetter des
vorigen, geb. 23. Nov. 1830 zu Martinskirchen bei
Mühlberg an der Elbe, studierte in Halle, Heidel-
berg, Würzburg, Leipzig, Prag, Berlin und Paris
Medizin. 1854-58 war er Assistent Albrecht
von G.s in Berlin, habilitierte sich 1858 zu Halle,,
ward hier nach einigen Jahren zum außerord. Pro-
fessor ernannt und gründete ein klinisch-ophthal-
molog. Privatinstitut, das auch den akademischen
Lehrzwecken dienen sollte und allmählich an Aus-
dehnung und Frequenz sehr bedeutend zunahm.
G. gehört zu den ersten, die der Augenheilkunde auf
den preuß. Universitäten ihre berechtigte Stellung
erkämpften, und als 1873 diefe Wissenschaft an den"
selben eine offizielle Vertretung fand, erhielt er die
ordentliche Professur der Augenheilkunde zu Halle.
G. ist Mitarbeiter am "Archiv für Ophthalmologie",
gab 1858 die "Klinische Analyse der Motilitäts-
störungen des Auges" heraus, welchem Teile der
Augenheilkunde er auch späterhin vorzugsweise seine
litterar. Thätigkeit widmete, und wurde mit Sämisch
Begründer des "Handbuchs der gesamten Augen-
heilkunde" (7 Bde., Lpz. 1874-80). Auch führte er
ein operatives Verfahren ein, mittels dessen in den
tiefsten Teilen des Auges gelegene Parasiten, deren
Beseitigung bis dahin als unausführbar galt, mit
Erhaltung des Auges sicher entfernt werden können.
Wegen Kränklichkeit gad er 1892 sein Lehramt auf
und widmete sich fortan nur feiner Privatklinik.
Gräfe, Karl Ferd. von, Chirurg, geb. 8. März
1787 zu Warschau, studierte zu Halle und Leipzig
Medizin und wurde 1807 Leibarzt des Herzogs
Alerius von Anhalt-Vernburg zu Vallenstedt, in
welcker Stellung er das Alexisbad im Selkethale
begründete. 1811 wurde er Professor der Chirurgie
und Direktor der chirurg. Klinik in Berlin. Im Be-
ginn der Befreiungskriege wurde er 1813 als Divi-
sions-Generalchirurgus mit der Administration der
Militärheilanstalten Berlins, sodann aber mit der
Inspektion des ganzen Lazarettwescns zwischen der
Weichsel und Weser beauftragt, wozu 1815 uoch die
Aufsicht über die Lazarette bis an den Nhein, im
Großherzogtum Niederrhein und in den Nieder-
landen kam. Nach dem Kriege trat er wieder als
Professor ein, wurde Mitglied der wissenschaftlichen
Deputation im Kultusministerium, der Ober-Era-
minationskommission, Generalstabsarzt der Armee