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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Grampiangebirge; Gran

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Grampiangebirge - Gran (Komitat und Stadt)

per in Paris 9. Aug. nach den ersten verlorenen Schlachten wegen mangelhafter Kriegsrüstungen aussprach, zwang das Ministerium Ollivier-Gramont zum Rücktritt. G. begab sich nach England und veröffentlichte 1872 die Schrift «La France et la Prusse avant le guerre». Auch die Broschüre «Le présent et l’avenir» (Par. 1875), worin Bismarck und ganz Deutschland als die Friedensstörer bezeichnet wurden, scheint von G. verfaßt zu sein. Er starb 18. Jan. 1880 in Paris.

Grampiangebirge, The Grampians (spr. grämmpĭänns), zusammenfassende Bezeichnung der Bergketten und -Gruppen Schottlands zwischen dem Caledonischen Kanal und dem Clydethal. Wie ein steiler Wall fallen sie gegen S. ab und bilden die Wasserscheide zwischen Forth, Tay, South-Esk und den nördlich strömenden Findhorn, Spey und Dee. Ihnen gehören die höchsten Gipfel Schottlands an, der Ben-Nevis (1343 m), der Ben-Cruachan (1119 m) am Loch-Awe, der Ben-Lomond (973 m) östlich neben dem Loch-Lomond, der Ben-More (1164 m) am Glen-Dochart, der Ben-Lawers (1214 m) westlich vom Loch-Tay, im NO. des letztern, am Ostende des Loch-Rannoch der Schiechallion (1081 m). Der höchste, bei der Deequelle gelegene Teil sind die Berge von Cairngorm (s. d.). Von hier nach O. nimmt die Höhe des Gebirges ab bis zum 576 m hohen Kerloack bei Stonehaven. Die ganze Gebirgsmasse ist unfruchtbar, Wälder fehlen, Heiden, Moore und Seen sind häufig. Die Schneegrenze wird fast nirgends erreicht; doch tragen die Thäler noch Spuren ehemaliger Gletscher. Unter den Pässen sind die berühmtesten die von Killiecrankie (s. d.), Glenshee, Aberfoyle, Leny und Drumo(u)chter (s. d.). Die vorherrschenden Gesteine gehören der archäischen Formation, dem Silur und Devon an; ihre heutige Gestaltung verdankt die Landschaft vor allem den Wirkungen der Denudation. – Tacitus erwähnt ein Gefecht Agricolas gegen den Kelten Calgacus im Innern Caledoniens beim Berge Graupius, einer nicht näher zu bestimmenden Örtlichkeit. Die falsche Lesart Grampius veranlaßte den schott. Gelehrten Hector Boece 1527 das centrale Hochschottland als Grampian Mountains zu bezeichnen.

Gran, Grän (frz. und engl. Grain; ital. und span. Grano; portug. Grão; niederländ.Grein; aus dem lat. granum, Korn, Getreidekorn), Name eines ältern kleinen Gewichts vieler Länder für feine Wägungen (Edelmetalle, Edelsteine, Perlen, Arzneimittel u. s. w.). Das französische (alte Pariser) G. war = 53,115 mg. Das englische G.(Troygrän) ist 1/5760 des Troypfundes oder 1/7000 des Handelspfundes (des Pfundes avoirdupois) = 64,799 mg. In den Staaten, welche jetzt das Deutsche Reich bilden, sowie in Polen, Norwegen und Dänemark war das G. des Gold- und Silbergewichts 1/283 Mark oder 1/576 älteres Pfund. In Preußen, Braunschweig, Frankfurt a.M. und Württemberg, sowie in Polen, und seit 1858 im ganzen Zollverein wog dieses G. 811,998 mg (demnach mehr als das 15fache des alten Pariser G.). In Österreich war das G. (Dukatengran) 1/60 der Schwere des Dukatens, 1/4020 der Wiener-Kölner Mark oder 1/4824 der Wiener Mark = 58,182 mg (s. As). Beim Gewicht der Diamanten und Perlen war das G. überall ¼ Karat (s. d.). Das besondere engl. Perlen-Grän ist 1/30 Pennyweight (s. d.), also 1/600 Troy-Unze oder ⅘ Troy-Grän = 51,839 mg. Als Medizinal- oder Apothekergewicht (s. d.) war das G. 1/20 des Skrupels, 1/60 der Drachme, 1/480 der Unze oder 1/5760 des Medizinalpfundes. Letzteres war häufig ¾ des «bürgerlichen» (d. h. des Handels-)Pfundes. Trotz der gemeinsamen Einteilung war die Schwere des Medizinalgewichts eine sehr verschiedene (in Österreich war das G. 72,9 mg, in Preußen, Hannover, Königreich Sachsen, Sachsen-Weimar und beiden Mecklenburg aber nur 60,89 mg). Die meiste Verbreitung hatte ursprünglich das Nürnberger Medizinalgewicht (dessen G. = 62,1 mg war); Württemberg, Hamburg, Hessen und Skandinavien sowie Rußland schlossen sich eng an dasselbe an. In letzterm Reiche und in Dänemark gilt noch das alte Medizinalgewicht; in England noch das Troygewicht.

Gran, ungar. Garam, linker Nebenfluß der Donau in Ungarn, entspringt in der Kleinen (Nižna) Tatra, an deren Südabhang, fließt nach W., bei Neusohl nach S., durchbricht in kurzem Querthal die Schemnitzer Berge, wendet sich bei Heiligenkreuz abermals nach S. und mündet, 260 km lang, G. gegenüber bei Parkány. Sie nimmt links bei Altsohl (295 m) die Slatina auf. Die Schiffahrt, von Helpa beginnend, ist nur Thalfahrt und sehr schwierig.

Gran, ungar. Esztergom; slaw. Ostrihom; mittellat. Strigonium. 1) Komitat in Ungarn, im diesseitigen Donaukreise, grenzt im N. an das Komitat Bars, im O. an Hont und Pest-Pilis, im S. und W. an Komorn, hat 1123,30 qkm, (1890) 78378 meist kath. magyar. E. (8941 Deutsche, 6432 Slowaken), d. i. 99 E. auf 1 qkm, darunter 588 Evangelische Augsburger Konfession, 9135 Reformierte und 2939 Israeliten und umfaßt die königl. Freistadt G. und die zwei Stuhlbezirke G. und Párkány. Das Komitat ist zu gleichen Teilen an beiden Donauufern verteilt und eins der kleinsten, aber schönsten und fruchtbarsten des Landes. Acker- und Obstbau sind bedeutend; von ihren Erzeugnissen wird ein großer Teil ausgeführt. Hauptprodukt ist der Wein, der an Güte und Kraft fast dem Neszmélyer gleichkommt. – 2) Königl. Freistadt und Hauptort des Komitats G. sowie des Stuhlbezirks G. (35558 E.), rechts der Donau, 6 km oberhalb der Einmündung der G., an den Linien Marchegg-Budapest-Verciorova (Station G.-Nána), G.-Léva (53 km) und Almas-Füzitö-G. (42 km) der Ungar. Staatsbahnen, Station der Donaudampfschiffe, zerfällt in die königl.Freistadt (9349 E.), in die erzbischöfl. oder Wasserstadt (Viziváros, 1158 E.), in die St. Thomasvorstadt (Szent-Tamás, 2544 E.) und in die Vorstadt St. Georgenfeld (Szent-Györgymezö, 2698 E.) und hat (1890) mit den Vorstädten 15749 meist kath. magyar. E. (680 Deutsche, 418 Slowaken), darunter 375 Evangelische und 920 Israeliten; in Garnison das 1., 3., 4. Bataillon des 26. ungar. Infanterieregiments «Michael, Großfürst von Rußland»; Post und Telegraph. Die beiden erstgenannten Stadtteile sind reich an schönen Gebäuden und öffentlichen Plätzen. Erwähnenswerte Gebäude sind die auf einem Hügel gelegene, weit sichtbare, nach dem Vorbilde der Peterskirche in Rom angelegte Basilika auf dem Festungsberge, 1821 unter Fürst-Primas Kardinal Rudnay nach dem Plane des Architekten Kühnel von Pakh begonnen und 31. Aug. 1856 vom Kardinal Szitowsky eingeweiht, die schönste Kirche Ungarns und eine der

^[Abb. Wappen von Gran]