Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

272
Gratuist - Graubünden
Tiese Treibkraft wurde mit großem Erfolge für den
Bobrbetricb am Mont-Cenistunnclnutzbar gemacht.
G. starb 3. April 1876 zu Turin.
Gratuist, s. 6i'<^i8.
Vratuit (frz., fpr. -tüih), umsonst, unentgeltlich
(f. auch von ^i-^wit); Gratuität, Gnadengeschenk.
Gratulieren slat.), Glückwünschen; Gratu-
lant, Beglückwünscher.
Gratz, früber auch Grätz, Hauptstadt von
Steiermark, s. Graz.
Gräiz. 1) Kreis im preuß.Neg.-Vez. Pofen, hat
414^9 (1^(1890) 32 70? (15512 männl., 17195
weibl.) E., 3 Städte, 55 Landgemeinden und 24 Guts-
bezirke. - 2) G., auch Gräz, poln. (-r0ä?.i8lc, Kreis-
stadt im Kreis G., 10 kin im SW. von Opalenitza,
an der Nebenlinie G.-Opalenitza (9,8 km) der Preuß.
Staatsbahncn, Sitz des Landratsamtes und eines
Amtsgerichts (Landgericht Meferitz), hat (1890)
3812 E. (etwa 1800 Polen), darunter 908 Evan-
gelische und 462 Israeliten, Post zweiter Klasse,
Telegraph, böhere Knaben- und Mädchenschule;
bedeutende Brauerei, Dampfmahlmühle, Treber-
trockenfabrik, Atolkerei und .Handelsverkehr.
Graetz, Heinr., jüd. Historiker, geb. 1817 zu
Tions (Provinz Posen), studierte in Vreslau, wurde
1853 Lehrer am jüd.-theol. Seminar, 1870 zu-
gleich Professor an der Universität daselbst und
übernahm 1869 die Redaktion der "Monatsschrift
für Gefchichte und Wissenschaft des Judentums"
(Bresl. u. Krotoschin, bis 1887). Er starb 7. Sept.
1891 in München. Von seinen Schriften sind her-
vorzuheben: "Gnosticismus und Judentum" (Kro-
toschin 1846), "Frank und die Frankisten" (Vresl.
1868) und "Geschichte der Juden von den ältesten
Zeiten bis auf die Gegenwart" (11 Bde., Verl. und
Lpz. 1853-70, einzelne Vände mehrfach aufgelegt;
volkstümliche Ausgabe, 3 Bde., ebd. 1888-89).
Außerdem gab G. eine überfetzung und einen Kom-
mentar des Predigers (Lpz. 1871), des Hohen Liedes
(Wien 1871) und^der Psalmen (2 Bde., Bresl. 1882
- 83) heraus. Seine "Monatsschrift" wird von
Brann und Kaufmann fortgesetzt; seine "1^m6Qäk-
tiou63 in piOroZquLZauctaLHci-iMii-HS V/I. 1idro3"
wurde von Bacher (Vresl. 1892 fg.) herausgegeben.
Gratzen, czech. Xovsdi^ä^, Stadt in der o'sterr.
Vezirkshauptmannschaft Kaplitz in Böhmen, un-
weit der Grenze von Niederösterreich, in 540 m
Höhe, an der Linie Wien-Budweis-Eger der Osterr.
Staatsbahnen, hat (1890) 1674 E., Post, Tele-
graph, Bezirksgericht (232,20 (ikm, 21 Gemeinden,
62 Ortschaften, 16 981 meist deutsche E. >466 Cze-
chen^>), ein Schloß des Grafen Vuquoy (feit 1620),
dem die Fidcikommißherrschaft G. (16340 lia) ge-
bort; bedeutende Glashütten, eine Knopffabrik,
3 Brauereien und eine Spiritusbrenners. In der
Nähe große Torflager.
Grau, eine durch Verdünnung oder durch Ver-
setzung mit Weiß aus dem Schwarz entstehende
Farbe, die in verschiedenen Abstufungen als hell-
grau, dunkelgrau, schwarzgrau erscheint, von kleinen
Beimischungen anderer Farben (blau, gelb, rot,
braun, grün) mannigfach nuanciert werden kann
und danach die entsprechendenNamenblaugrmtoder
bläulichgrau, gelblichgrau, rötlichgrau u. s. w. er-
bält, auch nach mehrern grauen Naturgegcnständen
charakteristisch benannt wird, wie perlgrau, eiscn-
grau, stahlgrau, bleigrau, filzgrau, schiefergrau,
aschgrau, mausgrau, rauchgrau. Die Färberei und
der Zeugdruck erzeugt graue Farbentöne der verschie-
densten Art mittels derselben Materialien, die zum
Schwarzfärbcn (f. Färberei, Bd. 6, S.573K) dienen,
jedoch mit mehr oder weniger verdünnten Farbe-
brühen und oft unter Zufatz anderer (blauer, gelber,
roter) Farbstoffe, weshalb die grauen Töne auf den
Zeugen meist ins Grünliche, Bläuliche oder Rötliche
schimmern. Auf Wolle erhält man G. durch Sieden
derfelben in einem Galläpfelbade mit etwas Eisen-
beize; giebt man vorher der Volle einen blauen
Grund, so erhält man eine bläuliche Nuance. Aus
Seide und Baumwolle wendet man meist zur Er-
zeugung von G. Anilinschwarz und graue Teersarde,
wie z. B. (3ri8 ä'^i?^" und das Nigrosin an.
Grau, Rudolf Fricdr., luth. Theolog, geb.
20. April 1835 zu Heringen an der Werra, studierte
in Leipzig, Erlangen und Marburg, habilitierte sich
1860 an letzterer Universität, wurde 1865 daselbst
aufterord. Professor, 1866 ord. Professor in Königs-
berg. G. veröffentlichte: "Semiten und Indoger-
manen in ihrer Beziehung zu Religion und Wissen-
schaft. Eine Apologie des Christentums vom Stand-
punkte der Völkerpsychologie" (2. Aufl., Stuttg.
1867), "Über den Glauben als die höchste Vernunft"
(Gütersloh 1865), "Urfprünge und Ziele unscrerKul-
turentwicklung" (ebd. 1875), "Der Glaube die wahre
Lebensphilosophie" (ebd. 1881), die drei letztern
Schriften wurden in Indien und England für die ge-
bildeten Hindu ins Englifche übersetzt; "über Martin
Luthers Glauben" (ebd. 1881), "Entwicklungsge-
schichte des neutestamentlichen Schrifttums" (2 Bde.,
ebd. 1871), "Bibelwerk für die Gemeinde" (in Ver-
bindung mit mehrern cvang. Thcoloaen, 2 Bde.,
Vielef. u. Lpz. 1876-80; 2. Aufl. 1889),""Die Iuden-
frage und ihr Geheimnis" (Gütcrsloh 1881), "Das
Selbstbewußtsein Jesu" (Nördl. 1887). FürZöcklers
"Handbuch dcr theol. Wissenschaften" (Nördl. 1883;
3. Aufl. 1889) bearbeitete G. die "Biblische Theologie
des Neuen Testaments"; "Luthers Katechismus er-
klärt aus biblischer Theologie" (Gütcrsloh 1891);
auch ist er Mitredacteur der seit 1865 bestehenden
apologetischen Zeitschrist "Beweis des Glaubens".
Grauaftrild, die am häufigsten eingeführte Art
der Astrilde (s. d.).
Graubraunstem, s. Braunstein.
Graubrot, s. Brot und Brotbäckerei (Bd. 3,
S. 5831)).
Graubündeu oder Bündten (frz. (^ri80N3;
ital. (3riFi0N6; roman. (Fi'i3<Muy, in der hiftor.
Rangordnung der 15., dem Flächeninhalt nach der
größte, der Einwohnerzahl nach der 13. Kanton der
Schweiz, grenzt einerseits an die Kantone Tessin,
Nri, Glarus und St. Gallen, andererseits an Liech-
tenstein, Tirol und die ital. Provinz Sondrio (Velt-
lin und Chiavenna) und hat einen Flächenraum
von 7184,8 cikm.
Oberflächengcstaltung. TerKanton ist Ge-
birgsland, aus zahlreichen Ketten und Massiven
gebildet, welche durch spaltenartige Thäler von-
einander geschieden werden. Ter Nordrand gehört
den Glarner Alpen an (Tödi 3623 m), der Westrand
der Gotthard- und der Aoulagruppe der Leponti-
nischen Alpen (Rheinwaldhorn 3398 m). Den S.
und O. nehmen die Nhätischcn oder Graubündner
Alpen ein, welche durch das Vergell und das Enga-
din in die beiden Gruppen der ^üdrhätischcn (Piz
Vernina 4052 m) und der Nordrhätischen Alpen
(Piz Kesch 3422 m) geteilt werden. 60 Proz. der
Fläche fallen auf das Rheingebiet, 24 Proz. auf das
Gebiet des Inn, 7 Proz. gehören zum Tessin, 6,5 Proz.