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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Graue Brüder - Graun

und Steueramtes, einer Kommandantur, Fortifikation, eines Artilleriedepots, Proviantamtes, der Kommandos der 35. Division, 69. Infanterie- und 35. Kavalleriebrigade und hat (1890) 20385 (10804 männl., 9581 weibl.) E., darunter 6152 Katholiken und 810 Israeliten, in Garnison (4047 Mann, zum Teil in Kasernen außerhalb des Stadtgebietes) das 14. Infanterieregiment Graf Schwerin, das 1. und 2. Bataillon des 141. Infanterie- und die 1. und 2. Abteilung des 35. Feldartillerieregiments, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Stadtpostamt, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Festungsgefängnis, 5 Kirchen (2 kath., eine evang., 2 für beide Konfessionen), 2 Synagogen, ein königl. Gymnasium, 1866 eröffnet (Direktor Dr. Anger, 16 Lehrer, 9 Klassen, 267 Schüler, 2 Vorklassen, 46 Schüler), eine Realschule, ein kath. Schullehrerseminar (im 1774 aufgehobenen Jesuitenkollegium), eine höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, 2 Waisenhäuser, ein Rettungshaus und ein Zuchthaus; ferner Eisengießereien und Maschinenfabriken, Schuhwaren-, Ofenthüren-, Bürsten-, Ziegel-, Tabak- und Cigarrenfabrikation, Wagenbau, Teppichweberei, Färberei, Getreide- und Holzhandel. Am 12. Juni 1893 wurde das Rathaus durch Feuer vernichtet. Die ehemalige Citadelle der Festung, seit 1873 Kaserne, Depot und Festungsgefängnis, 1772‒76 von Friedrich d. Gr. angelegt, liegt 1,5 km stromabwärts auf einer 63 m hohen Anhöhe. Berühmt ist ihre Verteidigung unter Courbière gegen die Franzosen vom 22. Jan. bis 9. Juli 1807. Auf dem Paradeplatze der Festung wurde 1815 Courbière ein Denkmal errichtet. – G. erscheint zuerst unter dem Namen Grudenc 1222 und erhielt 1291 Stadtrechte. Im Frieden von Thorn 1466 kam G. unter poln. Schutzherrschaft; 1655‒59 war Schweden im Besitz von G. und 1772 kam es an Preußen.

Graue Brüder, s. Franziskaner.

Graueisen, s. Eisen (Bd. 5, S. 826 b).

Graueisenkies, s. Markasit.

Graue Mönche, s. Vallombrosa (Orden von).

Grauen, s. Edelsteinschleiferei (Bd. 5, S. 711 b).

Grauer Bund oder Oberer Bund, s. Graubünden (S. 275 a).

Graue Reinetten, 11. Klasse des Diel-Lucasschen Apfelsystems (s. Apfel).

Grauer Fluß, s. Flußmittel.

Grauer Hügel, s. Gehirn (Bd. 7, S. 676 a).

Grauerle, s. Erle.

Grauer Satz, der am meisten verwandte langsam brennende Feuerwerkssatz, besteht aus 10 Teilen Salpeter, 3 Teilen Schwefel und 1 Teil Mehlpulver.

Grauer Star, Augenkrankheit, s. Star.

Graue Schmiele, Wanzengattung, s. Aira.

Graue Schwestern (Sœurs grises), s. Barmherzige Schwestern.

Graue Substanz, s. Gehirn (Bd. 7, S.675 b).

Graufink, s. Sperling.

Graufischer, s. Eisvögel.

Graufuchs, s. Fuchsfelle.

Graugans, s. Gans.

Graugiltigerz, s. Fahlerz.

Graugolderz, s. Blättertellur.

Grauhof, Klostergut im Kreis Goslar des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, ehemals Augustiner-Mönchskloster, an der Linie Goslar-Hildesheim der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 150 E. und eine Mineralquelle, die den bekannten Harzer Sauerbrunnen liefert (jährlicher Versand etwa 3 Mill. Flaschen). ^[Spaltenwechsel]

Grau in Grau, Malart, s. Grisaille.

Graukardinal, Vogel, s. Kardinäle.

Graukehlchen, soviel wie Braunelle (s. d.).

Graukopfgans, s. Bernicla.

Graukupfererz, soviel wie Kupferglanz.

Graul, Karl, luth. Theolog und Missionar, geb. 6. Febr. 1814 zu Wörlitz bei Dessau, studierte in Leipzig, übernahm 1844 die Leitung der evang.-luth. Missionsgesellschaft in Dresden, die 1848 auf seine Veranlassung nach Leipzig verlegt wurde, um die Mission in nähere Verbindung mit der wissenschaftlichen Theologie zu bringen. 1849‒53 unternahm er eine Reise nach Ostindien, auf der er sich eine gründliche Kenntnis der tamulischen Sprache und Litteratur erwarb. Nachdem G. 1860 seine Stellung aufgegeben hatte, siedelte er nach Erlangen über, wo er 10. Nov. 1864 starb. Außer zahlreichen Beiträgen zur Missionslitteratur schrieb G.: «Die Unterscheidungslehren der verschiedenen christl. Bekenntnisse» (12.Aufl., Lpz. 1891), «Die christl. Kirche an der Schwelle des Irenäischen Zeitalters» (ebd. 1860), «Über Stellung und Bedeutung der christl. Missionen im Ganzen der Universitätswissenschaften» (Erlangen 1864), sowie «Reise nach Ostindien» (5 Bde., Lpz. 1854‒56) und « Bibliotheca Tamulica» (4 Bde., ebd. 1854‒65; der 2. Band ist ein Abriß der tamulischen Grammatik). – Vgl. Hermann, Dr. Karl G. und seine Bedeutung für die luth. Mission (Halle 1867).

Graulhet (spr. groleh), Hauptort des Kantons G. (132,59 qkm, 7 Gemeinden, 11542 E.) im Arrondissement Lavaur des franz. Depart. Tarn im SW. von Albi, am Dadou, hat (1891) 4984, als Gemeinde 7477 E., Mühlen, Gerberei, Tuch- und Pferdehandel.

Grauliegendes oder Weißliegendes, die lichtgrau gefärbten Konglomerate, die in manchen Gegenden, wie am Harzrande, die Schichtenreihe des untern Perms (s. d.), also des Rotliegenden, nach oben abschließen, auf die somit der Kupferschiefer der Zechsteinformation folgt.

Graumachen, s. Edelsteinschleiferei (Bd. 5, S. 711 b).

Graumann, Mathilde, Gesanglehrerin, s. Marchesi.

Graumannscher Münzfuß, s. Münzfuß.

Graun, Karl Heinr., Komponist, geb. 7. Mai 1701 zu Wahrenbrück in Sachsen, besuchte seit 1713 die Kreuzschule zu Dresden und erhielt 1725 die Stelle eines Tenoristen zu Braunschweig. Da die von ihm komponierten und seinen Rollen eingelegten Arien sowie auch ganze Opern am dortigen Hofe großen Beifall fanden, wurde G. sehr bald zum Vicekapellmeister ernannt. Sein Ruf veranlaßte den Kronprinzen von Preußen, nachmaligen König Friedrich Ⅱ., ihn 1735 bei seiner Kapelle in Rheinsberg als Kammersänger anzustellen. Als der Prinz 1740 den Thron bestieg, ernannte er G. zu seinem Kapellmeister und schickte ihn nach Italien, um für die neu zu errichtende Oper die nötigen Sänger und Sängerinnen zu engagieren. Nach seiner Rückkehr war er ununterbrochen mit Kompositionen für die Oper beschäftigt. Er starb 8. Aug. 1759 in Berlin. Die Zahl seiner Werke, die er in Braunschweig, Rheinsberg und Berlin komponierte, ist sehr groß; es sind darunter allein gegen 30 Opern, die ihrer Zeit neben denen J. A. Hasses (s. d.) große Berühmtheit erlangten. Seine ital. Opern sind in der Komposition so gediegen und meisterhaft, daß noch nach seinem Tode aus denselben eine große Samm- ^[folgende Seite]