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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Greenwich (Herzog von) - Gregarinen
für Söhne von Seeleuten, große Hotels am Flusse,
zwei Spitäler sowie das Hospital für Seeleute aller
Nationen, 1865 vom Dreadnought, einem in der
Themse liegenden alten Kriegsschisse, hierher verlegt.
Schiffbau, Maschinenfabrikation, Seilerbahnen und
Eisengießerei sind die wichtigsten Erwerbszweige.
Zahlreiche Landhäuser beleben die Umgebung. Im
S. der Stadt dehnt sich der Greenwich-Park (70 da)
aus; er wurde von Le Nötre angelegt und bildet an
Feiertagen einen Lieblingsaufenthalt der Londoner.
Im S/davon die Heide Blackbeath (s. d.). Dem
starken Verkehr mit der Hauptstadt dienen Tram-
ways nach derWestminster-Brücke, Dampfer (halb-
stündlich) und Eisenbahnlinien nach London-Bridge
und Charing-Croß (alle 20 Min.) sowie nach Hol-
born-Viaduct und Victoria.- Vgl. l'Estrange, ^6
I'awc6 anä tde llospiwi; ^ronidoZ 0l (^. (1886).
Greenwich (spr. grmmdsch), Herzog von, s.
Argyll (HerZogstitel).
Greetsiel(Greetsy hl), Flecken imKreisEmden
dcs preuß. Reg.-Bez. Aurich, 18 km im NW. von
Emden, am Ostufer des Ems-Ästuars, unweit der
Leybucht, an cinem Tief, welches aus dem Neuen
und Alten Sieltief gebildet ist, Landungsplatz des
1871 zwischen Deutschland und England über Vor-
kum gelegten, der Vereinigten Deutschen Tele-
graphengesellschaft gehörigen Telegraphenkabels,
hat etwa 950 E., Postagentur, Telegraph, einen
guten Hafen; Schiffbau, Schiffahrt, Rindvieh- und
Pferdezucht, Seesifcherei, Kalkbrennereien,Ziegeleien
sowie Handel mit Getreide, Butter und engl. Kohle.
Greff, Joachim, Dramatiker, aus Zwickau ge-
bürtig, Schulmeister in Halle, Magdeburg (1534)
un^Desiau ^1543), dichtete auf Anregung des Georg
(^abinus und mit Luthers Billigung zahlreiche meist
biblische Schuldramen von reformatorischer Tendenz
in glatten, aber flachen und redseligen Versen. Den
"Jakob und seine Söhne" (Magdeb. 1534) verfaßte
er mit Georg Major gemeinsam; von der geplanten
Trilogie der Erzväter ist nur "Abraham" (Wittenb.
1540) erhalten. In der Komödie "Nunäuä" (ebd.
1537) dramatisiert er die Fabel von Vater und
Sohn mit dem Esel, die es niemand rocht machen.
- Vgl. Scherer, Deutsche Studien, 111 (Wien
1878); Holstein im "Archiv für Litteraturgeschichte",
Vd. 10 (Lpz. 1880).
Greffe, s. Grävius, Joh. Georg.
Greffiers (spr. -sieh), in Frankreich die Beamten
der Gerichtskanzleien (31-6^68), bestehend aus einem
vom Staatsoberhaupt ernannten Vorsteher (^rsfüer
6Q cilkl) und einem oder mehrern, auf Vorfchlag
des Vorsiehers vom Gericht vereideten und von
jenem besoldeten Gehilfen (comm^-Fi^ln^i^). Es
liegt diefen G. ob, die Registrande (16 röw) über
den Einlauf der Prozesse zu halten, in den Gerichts-
sitzungen das Protokoll zu führen, die Bibliotbck
des Gerichts und die Akten aufzubewahren und die
Urteile nach deren Original auf Verlangen der Par-
teien auszufertigen. Außerdem sind sie thätig bei
Aufnahme des Echtheitsbeweises von Urkunden,
bei Handschriftenvergleichung durch Sachverstän-
dige und Verhandlungen sowobl über eine vom
Gericht erforderte Bürgschaftsleistung als über die
Ablehnung eines Richters. Endlich haben sie Ver-
zeichnisse über die Statistik der Justizverwaltung
der Tribunale und Tabellen über die unter polizei-
liche Aufsicht gestellten Personen auszufertigen.
Die Fr6tti6i'8 su, c1i6l der Friedensgerichte und der
Tribunale erster Instanz brauchen nicht studiert,
Vrockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. VIII.
sondern nur längere Zeit als Gehilfen auf einer
Kanzlei die nötige Übung sich angeeignet zu haben.
Dagegen müssen die G. der höhern Gerichte Uosn-
oi63 6ii äi-oit sein, beim Kassationshof auch die
C0iiiini8-gi-6tti6r8. Die G. beziehen außer einem
festen Gehalt einen Anteil an gewissen Staats-
gebühren (äroitZ ä6 A!-6Ü"6) sowie eigene Gebühren
(6M0iuiN6Nt8 än ^l6t'ii6I').
Greflinger, Georg, Dichter, der zum Teil unter
dem Namen Celadon oder Seladon von der
Donau schrieb. Geboren um 1620 bei Regensburg,
besuchte er, nachdem seine Eltern und Geschwister
dem Dreißigjährigen Kriege zum Opfer gefallen, das
Gymnasium in Regensburg. Nach abenteuerlichen
Erlebnissen und Kreuz- und Querzügen, wie es
scheint zeitweise auch als Kriegsmann, ließ er sich
1647 in Hamburg als Notar nieder und starb hier
um 1677. Seine litterar. Thätigkeit (1653 ward
er von Rist Zum Dichter gekrönt) war sehr umfang-
reich und vielseitig. Besondere Erwähnung ver-
dienen seine "Epigramme" (Danz. 1645) und seine
formgewandten, muntern lyrischen Gedichte: "Sela-
dons beständige Liebe" (Franks. 1644), "Weltliche
Lieder" (ebd. 1651), "Poet. Rofen und Dörner,
Hülfen und Körner" (Hamb. 1655). Auch eine Poet.
Beschreibung des Dreißigjährigen Krieges (1657)
rührt von ihm her. Zahlreich sind seine Übersetzungen
aus den verschiedensten Sprachen, die heterogensten
Gegenstände betreffend: Komplimentier- und Tran-
chierbücher, Geschichtsbücher, Werke über Garten-
kunst und Küche, neben Übertragungen von Dramen
(Lope de Vegas "Verwirrter Hof", 1652; Corneilles
"Cid", 1650).- Vgl. W. vonÖttingen, über Georg G.
als Dichter, Historiker und Übersetzer (Straßb.1882).
Grefrath, Dorf im Kreis Kempen des preuß.
Reg.-Bez. Düsseldorf, 18 km von der Holland.
Grenze, am Niersflusse und an der Linie Kempen-
Venlo der Preuß. ^taatsbahnen und der Neben-
linie Vierscn-G. (9,4 km) der Krefelder Eisenbahn,
in sehr fruchtbarer Umgebung, hat (1890) 4167 E.,
Post, Telegraph, Seiden- und Sammetweberei auf
Handstühlen, mechan. Fabriken für Sammet, Leinen
und Halbleinen, Färberei, bedeutenden Jahrmarkt.
Greg, William Rathbone, engl. Schriftsteller,
geb. 1809 in Manchester, gest. 15. Nov. 1881 in
Wimbledon bei London. G. veröffentlichte: "^88^73
on political and 3ocia1 8oi6nc6" (2 Bde., 1853),
"Ii!iiiFniH8 ol 1ii6" (1872), "I^it6rHr^ knä 80cia1
^uä^m6nt8"(1868u.ö.),"I'0iitic9.1pr0dl6iii8"(1870),
"<>66ä ol cdi'i8t6nä0in" (8. Aufl., 2 Bde., 1883),
sein bedeutendstes Werk, "Kock8 Hk6aä, or tb6
NÄrninF8 ol ('a88Hnäi-H" (1874), "Ni8e6ii9.u60U8
633^73" (2 Bde., 1881-84) u. a. m.
Gregarmen, einzellige, den Urtieren (s. d.)
zugezählte parasitische Organismen. Ihr wenig
beweglicher, oft bewegungsloser Leib ist ei- oder
verkehrt keulenförmig und besitzt am Vorderteil meist
einen durch cine Membran abgegrenzten Ansatz, der
oft halsartig verlängert ist und Haken zum Fest-
balten hat (Zt^iorii^QckuZ, s. umstehende Fig. 1).
Durch das dicht mit Körnchen durchsetzte und von
cincr festen Haut umgebene Wrpcrprotoplasma
schimmert der Kcrn meist nur als heller Fleck. Man
findet die G. häusig im Stadium der Konjugation
(f. umstehende Fig. 2), wobei zwei Individuen in
der Längsachse hintereinander gelagert sind; auf
diese folgt die Einkapselung beider Individuen, deren
Masse in cine Unzahl kleiner, schiffchen- oder sichel-
förmiger Ballen, sog. Pseudonavicellen, zerfällt
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