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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Greisen - Greiz

krankungen des Gehirns, zu wirklichen Geisteskrankheiten, zu Blutungen in das Gehirn und seine Häute (Apoplexien, Gehirnschläge). In gleicher Weise wie das Gehirn leidet auch das übrige Nervensystem. Die Sinnesorgane werden stumpf (hebetudo), es stellt sich Schwerhörigkeit und selbst Taubheit ein; das Auge wird fernsichtig (s. Alterssichtigkeit), weil die Accommodation geschwächt und die lichtbrechenden Medien verändert werden. Nicht selten bildet sich auch Grauer Star aus, und im Umkreise der Hornhaut zeigt sich ein gelblicher Ring verfetteter Zellen (s. Gerontoxon).

Bei der Frau beginnt mit dem Eintritt des Alters die Menstruation unregelmäßig zu werden und endlich ganz aufzuhören, eine Umwandlung, die häufig mit großen Beschwerden verknüpft ist. (S. Klimakterische Jahre.) Der Mann kann noch bis in ein hohes Alter fruchtbar bleiben, obwohl in der Regel auch bei ihm die Geschlechtsthätigkeit abnimmt und die Neigung zur Ausübung derselben erlischt. Die Vorsteherdrüse wird größer, wodurch Störungen im Harnlassen herbeigeführt werden und die Erschlaffung der Harnblasenmuskulatur unterstützt wird. Häufig gesellen sich dann Blasenkatarrhe und Steinbildung dazu. Über andere Änderungen des Organismus im Greisenalter s. Altersschwäche.

Der G. vermag viel weniger Anstrengung zu ertragen als der Mann; es tritt im gesunden und kranken Zustande viel leichter Erschöpfung ein. Blutverluste sind bei ihm gefährlich, weil sie nicht schnell genug ersetzt werden; Hunger äußert viel rascher Folgen, weil der Körper kein oder nur geringes Aushilfsmaterial besitzt. Die Krankheiten des Greisenalters verlaufen deshalb im allgemeinen viel schleichender und langsamer, und Gemütsaffekte wirken viel heftiger ein, woraus sich erklärt, weshalb alte Leute oft nach dem Tode des Gatten rasch hinsiechen und sterben. Krankheiten, die das Alter vorzugsweise heimsuchen, sind Brustentzündungen, Hirnschläge (Apoplexien), Krebs, geistige Störungen. Die akuten Krankheiten, wie Masern, Scharlach, Pocken, ferner Typhus, befallen das Alter nur höchst ausnahmsweise; das Fieber der G. hat im allgemeinen einen mildern Charakter.

Litteratur. Durand-Fardel, Handbuch der Krankheiten des Greisenalters (deutsch von Ullmann, Würzb. 1858); Geist, Klinik der Greisenkrankheiten (Erlangen 1857-60); Seidel, Die Pathogenese, Komplikationen und Therapie der Greisenkrankheiten (Neuwied 1889).

Greisen, ein körniges graues Gestein (daher der alte bergmännische Name), bestehend aus hellgrauem Quarz und grauem, gelblichem, auch ölgrünem Glimmer, der meist etwas Lithion enthält; die groben Quarzkörner walten durchweg beträchtlich über die Glimmerblätter vor. Gewöhnlich steht der G. mit Granit in Zusammenhang und muß als ein auf eigentümliche Weise veränderter Granit angesehen werden; der Umwandlungsprozeß bestand einesteils in einem Ersatz des granitischen Feldspats durch Quarz, andererseits lokal auch in einer auf Kosten ebenfalls des Feldspats und weiterhin des Glimmers im Granit erfolgten Neubildung von Zinnstein, Turmalin, Topas, Flußspat, Lithionglimmer, die alle als accessorische Gemengteile mehrfach in dem G. vorkommen. Die Natur dieser letztern Mineralien macht es höchstwahrscheinlich, daß durch fluor- und borsiliciumhaltige Exhalationen der Granit in G. umgewandelt und mit jenem Mineralgehalt versehen wurde. An den verschiedenen Orten, wo G. auftritt, sind gewöhnlich Zinnerzlagerstätten unmittelbar mit ihm verknüpft, z. B. zu Zinnwald im Erzgebirge, in der Nähe von Geyer in Sachsen, von Schlaggenwald in Böhmen, in Cornwall, auf der ostind. Zinninsel Banka.

Greisenbogen, s. Gerontoxon.

Greisenbrand, s. Brand (mediz.).

Greisenemphysem, s. Emphysem.

Greisenkaktus, s. Cereus.

Greisenring, s. Gerontoxon.

Greisler, in Österreich soviel wie Viktualienhändler

Greituschka, s. Friedrichsgraben.

Greiz. 1) Landratsamtsbezirk im Fürstentum Reuß älterer Linie, hat 220,90 qkm, 61 Gemeindebezirke, 170 Wohnplätze und (l890) 58 081 (28 300 männl., 29 781 weibl.) E., darunter 932 Katholiken und 62 Israeliten, 5468 bewohnte Wohnhäuser, 13 451 Haushaltungen und Anstalten und umfaßt die Amtsbezirke G. und Zeulenroda. - 2) Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Reuß älterer Linie, Kreisstadt im Landratsamt G., liegt an der Weißen Elster, in 261 m Höhe, an den Linien Gera-Weischlitz und Neumark-G. (13,8 km) der Sächs. Staatsbahnen (2 Bahnhöfe) und ist Sitz der fürstl. Landesregierung, des Landratsamtes G., eines Landgerichts (Oberlandesgericht Jena) mit 3 Amtsgerichten (Burgk, G., Zeulenroda), eines Amtsgerichts, Landbauamtes, Katasterbureaus, Bezirkssteueramtes, einer Reichsbanknebenstelle und einer Handelskammer, durch Gesetz vom 18. Febr. 1874 zur Vertretung der Industrie des Fürstentums gegründet. Die Stadt hatte 1880: 15 061, 1890: 20 141 (9808 männl., 10 333 weibl.) E., darunter 407 Katholiken und 62 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, städtische Feuerwehr, Wasserleitung (1879), Kanalisation, Gasanstalt, städtische Sparkasse (1892: 2,044 Mill. M. Ein-, 1,808 Mill. M. Rückzahlungen), Landkrankenhaus, Waisenhaus, Hospital und Rettungshaus. Von Gebäuden verdienen Erwähnung das alte Schloß der ehemaligen kaiserl. Vögte von Reuß-Plauen auf einem Hügel und das neue Schloß, Residenz des Fürsten, das fürstl. Sommerpalais im Park, das got. Rathaus (1841) mit Anbau (1884), die Stadtkirche mit schönem Turm und herrlicher, neuer Orgel, das Bezirksschul-, das Knabenschulgebäude (1874), das Mädchenschulhaus (1884) mit Turnhalle, das Seminar (1884), das neue Landkrankenhaus (1893), der fürstl. Marstall und in der Nähe der Stadt das Jagdschloß Ida-Waldhaus und das fürstl. neue Mausoleum; ferner ein Kriegerdenkmal (1878) und ein Kaiser-Wilhelms-Denkmal (1888) in Erzguß. Der fürstl. Park mit seinem Parksee, von der Elster durchstossen und von bewaldeten Bergen eingeschlossen, ist einer der schönsten von ganz Mitteldeutschland. G. hat ein städtisches Gymnasium mit Realprogymnasium (Direktor Dr. Zippel, 11 Klassen, 16 Lehrer, 303 Schüler), eine städtische höhere Mädchenschule, fürstl. Schullehrerseminar, Bürger-, kaufmännische Fortbildungsschule, Fortbildungsschule für Handwerker, höhere Webschule und eine Näh- und Strickschule für Mädchen. Die Industrie ist bedeutend. In der Kammgarnweberei nimmt G. die erste Stelle in Deutschland ein. Es befinden sich

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