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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Griechenland (Geschichte 500–404 v. Chr.)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Griechenland (Geschichte)'

Gehör schenkten, landeten vereint mit den Eretriern in Kleinasien und zerstörten 498 v. Chr. mit den Ioniern das blühende, aber unbefestigte Sardes, den Sitz des pers. Statthalters Artaphernes. Bald darauf wurden die Ionier zu Lande, und als die Athener und Eretrier nach Hause zurückkehrten, auch zu Wasser bei der Insel Lade (494) gänzlich geschlagen. Der Perserkönig Darius ließ zunächst die Städte Kleinasiens und die Inseln, welche sich an dem Aufstande beteiligt hatten, durch seine Feldherren unterwerfen und züchtigen; dann sollte auch das europäische G. erobert werden. Obschon ein erster Zug unter Führung des Mardonius 493 mißlang (die Flotte ging durch Schiffbruch am Berge Athos zu Grunde, das Landheer wurde durch schwierige Kämpfe mit dem thraz. Volke der Bryger aufgehalten), ließ er die griech. Staaten durch Herolde zur Unterwerfung auffordern und, da Athen und Sparta schroff die Fehde aufnahmen, eine Flotte von 600 Kriegsschiffen mit 100000 Mann zu Fuß und 10000 Reitern an Bord durch das Agäische Meer hindurch unter Datis und Artaphernes gegen G. aufbrechen. In der ersten Bestürzung fügten sich namentlich die Inselstaaten der unvermeidlich scheinenden Knechtschaft; aber die Athener allein, ohne die Unterstützung Spartas abzuwarten, schlugen, nur von 1000 Kriegern der böot. Stadt Platää unterstützt, unter des Miltiades Anführung in der Ebene von Marathon 12. Sept. 490 das weit überlegene Heer der Feinde, die sie zur Rückkehr nach Asien zwangen. An die Spitze des athen. Staates trat nachmals der geniale Themistokles, der mit richtigem Blick für das zunächst Notwendige die Athener veranlaßte, nunmehr alle Kräfte auf die Hebung ihrer Seemacht zu verwenden; denn nachdem Darius 485 mitten in seinen Kriegsrüstungen gestorben war, setzte sein Sohn Xerxes die Anstalten Zur Unterwerfung G.s fort. Ein ungeheures Heer, 800000 Mann stark, ließ er nach Thrazien übersetzen und von da nach Thessalien bis an die Engpässe von Thermopylä vorrücken, wo Leonidas anfangs tapfer und glücklich Widerstand leistete, aber (Ende August) 480 mit einer kleinen Spartanerschar den Heldentod starb. Auch die griech. Flotte mußte sich nach mehrtägigem Kampfe beim euböischen Vorgebirge Artemision zurückziehen, und Athen selbst, dessen Bewohner sich nach der Insel Salamis (die Weiber und Kinder nach Trözen) zurückgezogen hatten, wurde durch die Perser verbrannt. Doch Themistokles brach durch die entscheidende Seeschlacht bei Salamis 20. Sept. 480 die Flottenmacht der Perser. Da gleichzeitig in dem Landheere der Perser, dessen ungeheure Zahl das verwüstete Hellas nicht mehr ernähren konnte, Nahrungsmangel eintrat und der Winter bevorstand, so kehrte Xerxes jetzt mit der Hauptmasse der Landtruppen nach Asien zurück, nur 300000 Mann unter Mardonius in G. lassend. Aber die von dem vereinigten Griechenheer unter Anführung des Spartaners Pausanias gegen Mardonius gewonnene Schlacht bei Platää (19. Sept. 479) und die gleichzeitige Überwältigung des pers. Flottenheers beim Vorgebirge Mykale in Ionien machten auch dem Reste des pers. Heers ein Ende und vollendeten die Befreiung G.s.

Als nächste und wichtigste Folgen der Perserkriege kann man die schnelle Entwicklung der athen. Seemacht und die dadurch veranlaßte Führerschaft Athens in dem mächtigen Bunde der östl. See- und Inselstädte (seit 476 v. Chr.) betrachten, dessen ↔ Mitglieder freilich später von Bundesgenossen mehr und mehr zu tributpflichtigen Unterthanen Athens herabgedrückt wurden. Vorzüglich von Kimon verwirklicht, wurde die Seeherrschaft die Grundlage der neuen polit. Größe Athens. In kurzer Zeit übertraf es seine mächtigsten Nebenbuhler Ägina, Korinth und Kerkyra. Nichtsdestoweniger galt Sparta noch immer als die führende Macht in G., und der attische Inselbund nur als ein engerer Bund in der panhellen. Symmachie. In der ersten Zeit nach dem Rückzüge der Perser aus G. selbst waren die Griechen, namentlich die Athener, durch die Fortsetzung des Krieges zum Schutz der kleinasiat. Städte in Anspruch genommen, wobei vor und nach des Themistokles Verbannung (um 470 v. Chr.) besonders Kimon sich sehr thätig zeigte; 465 schlug er die Perser wieder entscheidend zu Wasser und zu Lande am Flusse Eurymedon in Pamphylien. Als nach längerer Unterbrechung 449 der Krieg noch einmal ernsthaft wieder aufgenommen worden war, gewannen die Athener noch einen Doppelsieg bei Salamis auf Cypern. Seitdem hörte der Kampf gegen Persien für lange Zeit auf, wenn auch der Abschluß eines förmlichen Friedens (des sog. Kimonischen) sehr zweifelhaft ist. Inzwischen hatte Spartas Eifersucht auf Athens wachsende Macht im Mutterlande schon lange zum Bruche geführt. Die Spartaner, durch einen gefährlichen Helotenaufstand in Messenien (dritter Messenischer Krieg 464–456) schwer bedroht, hatten 462 die Hilfe der Athener bei der Belagerung von Ithome in Anspruch genommen. Die verletzende Zurückschickung dieser Hilfstruppen wurde zu Ende dieses Jahres der Anlaß, daß Athen den Spartanern aufkündigte und nun (461) seinen Bund auch auf das Festland (Argos und Megara) auszudehnen suchte. Die Spartaner suchten zunächst (seit 459) durch geheime und offene Teilnahme an den Fehden Athens mit Ägina, Korinth und Epidauros, welche den Eintritt Megaras in den Seebund nicht dulden wollten, Athens Macht zu schwächen. Ja 457 erschien ein peloponnes. Heer unter Führung der Spartaner in Mittelgriechenland, zunächst um die Bewohner der kleinen Landschaft Doris am Parnaß gegen die Phoker zu unterstützen; als ihm die Athener den Isthmus sperrten und auf dem Rückwege in Böotien ein Heer entgegenstellten, wurde dasselbe bei Tanagra geschlagen. Jedoch erholten sich die Athener bald von dieser Niederlage; sie fielen schon 456 wieder in Böotien ein und besiegten die Böotier bei Önophyta, worauf diese sowie die Phoker und opuntischen Lokrer dem athen. Bunde beitraten. In demselben Jahre (456) wurde Ägina zur Unterwerfung gezwungen, die Langen Mauern, die Athen mit seinen Häfen verbanden, vollendet, und der kühne Tolmides unternahm einen Seezug um den Peloponnes, wobei er die spartan. Schiffswerften in Gytheion verbrannte, die Inseln Zakynthos und Kephallenia für den athen. Bund gewann und durch die Ansiedelung der flüchtigen Messenier in Naupaktus den letztern selbst im Korinthischen Meerbusen einen wichtigen Stützpunkt schuf. 455 erlitt dagegen Athen einen schweren Schlag durch Vernichtung des Heers und der Flotte, welche es nach Ägypten zur Unterstützung des Fürsten Inaros, der sich gegen die Perser empört, gesandt hatte. 451 wurde durch Vermittelung des Kimon ein fünfjähriger Waffenstillstand zwischen Athen und Sparta abgeschlossen, in dem das letztere den Besitzstand

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 324.