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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Griechenland (Geschichte 146 v. Chr. bis 1503 n. Chr.)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Griechenland (Geschichte)'

setzt, und selbst Athen mußte 262 macedon. Truppen in seinen Häfen aufnehmen. In dieser Zeit fanden die letzten Reste griech. Freiheit einigen Halt an den wieder auflebenden Bündnissen der achäischen Städte und der Ätolier. (S. die Karte: Diadochenreiche u. s. w., Bd. 5, S. 240.)

Der Achäische Bund, 280 v. Chr. durch die vier Städte Dyme, Paträ, Tritäa und Pharä erneuert, umfaßte bald nicht nur alle altachäischen Bundesstädte, sondern erhielt auch nach außen, vorzüglich unter der Leitung des Aratus aus Sikyon (251–213), durch den Beitritt von Sikyon und später (243–227) von Korinth, Megara, Epidaurus, Trözen, Megalopolis, Argos, Hermione und Phlius bedeutenden Zuwachs; mit Athen, das mit Hilfe des Aratus 229 sich der macedon. Besatzung entledigte, stand er im Freundschaftsverhältnis. Der Zweck des Bundes, die gesamten Peloponnesier von der Herrschaft Macedoniens zu befreien, wurde indes bald nach seiner Wiederbelebung dadurch vereitelt, daß er einerseits mit dem Ätolischen Bunde (s. Ätolien), der um dieselbe Zeit seine größte Ausdehnung erhielt, und andererseits namentlich mit Sparta in offene Feindschaft geriet. Sparta, um diese Zeit durch den mißlungenen Versuch des Königs Agis IV., dem zunehmenden Verfall der alten Sitte und Kraft durch Herstellung der Lykurgischen Verfassung und der innern Gleichheit Einhalt zu thun, im Innern heftig erschüttert (245–241), bekam durch Kleomenes III., der nach den Siegen über die Achäer am Lykäon und bei Megalopolis (226) des Agis Plan zum großen Teil ausführte, neue Kraft, welche in fortgesetztem Krieg den Achäern gefährlich wurde. Als nun Kleomenes schnell nacheinander bedeutende Städte der Achäer, wie Korinth, Argos, Mantinea u. s. w. gewann, zog es Aratus vor, statt den ihm von Kleomenes gebotenen, die Führung des Peloponnes für Sparta fordernden Ausgleich anzunehmen, mit Antigonus Doson, König von Macedonien, in Verbindung zu treten. Sobald dieser 223 im Peloponnes erschien, wendete sich Spartas Glück. Die eroberten Plätze fielen in kurzer Zeit in die Hände der Macedonier und Achäer, und wenn auch des Kleomenes kühner Schlag gegen Megalopolis die Macht Spartas wieder zu heben schien, so entschied doch die Schlacht bei Sellasia in Lakonien (221) abermals Macedoniens Suprematie in G. Die Achäer wurden mit den Epiroten, Phokern, Böotiern, Akarnanen und Thessaliern zu einem unter der faktischen Oberhoheit Macedoniens stehenden Bunde vereinigt; Spartas Verhältnis zu Macedonien wurde durch ein besondres Bündnis festgestellt. Nachdem aber der Nachfolger des Antigonus, der erst 17jährige Philipp V., den Thron (zu Anfang des J. 220) bestiegen hatte, brach ein neuer Krieg zwischen den Achäern und Ätoliern (220) aus (s. Bundesgenossenkriege, 2); aber Philipp, der die Achäer kraftvoll unterstützte, beendigte den Krieg 217, um gegenüber den Römern und Karthagern freie Hand zu haben.

Die Römer hatten sich um diese Zeit, durch die Frevel der illyr. Piraten zum Kriege mit der Königin einiger illyr. Küstenstriche, Teuta, genötigt (229), bereits in Illyrien und auf Kerkyra festgesetzt und waren für die Unterdrückung der illyr. Seeräuber von den Korinthern mit einem Ehrenplatze bei den Isthmischen Spielen beschenkt worden und nachher auch mit Athen 228 in ein Bündnis getreten. Nach der Schacht bei Cannä gewann aber ↔ Hannibal 215 den König Philipp zur Teilnahme am Kriege gegen die Römer, ohne daß der junge Fürst hier besondere Thatkraft zeigte. Und nun (211) schlossen die Römer Bundesgemeinschaft mit den Ätoliern gegen Philipp. Sie besetzten Zakynthos und einige akarnanische Städte, worauf auch die Spartaner, die Messenier und Eleer dem röm. Bündnis beitraten. Solange indes die Römer noch durch Hannibal zu sehr beschäftigt waren, schwankte der Sieg zwischen der röm. und der macedon. Partei; auch die Achäer gewannen unter Philopömen durch einen mörderischen Sieg über die Spartaner bei Mantinea (207 v. Chr.) wieder ein entschiedenes Übergewicht im Peloponnes. Gleichwohl mußten sie sich dem zwischen Philipp V. und Rom 205 zu Phönike in Epirus abgeschlossenen Frieden anschließen. Die Schlacht bei Zama (202 v. Chr.), die Karthagos Macht brach, gab Rom freie Hand gegen Philipp, der seit 201 in Kleinasien und gegen Athen mancherlei Fehden führte, die endlich den Römern den Anlaß zu einem ernsthaften Kriege gegen Macedonien (im Herbst 200) boten. Anfangs waren die röm. Waffen wenig glücklich. Als aber 198 der Konsul Titus Quinctius Flamininus in G. erschien, traten zuerst die Epiroten, dann auch die achäischen Städte zur röm. Bundesgenossenschaft, und die Schlacht bei Kynoskephalä (197) vernichtete die Herrschaft Macedoniens über G. Im Frieden (196) wurden die griech. Staaten für frei erklärt und diese Freiheit ihnen durch röm. Herolde bei der Feier der Isthmischen Spiele verkündet. Rom konnte seitdem seine Herrschaft in G. um so leichter befestigen, je geteilter die Interessen der verschiedenen Staaten und Parteien G.s waren. So hatte der Krieg der Ätolier und des Königs Antiochus III. von Syrien gegen Rom und die Achäer 189 die polit. Vernichtung der Ätoler zur Folge. Der letzte und für G.s Selbständigkeit vernichtende Krieg dagegen zwischen Rom und den Achäern erfolgte erst mehr als 40 Jahre später. Bereits aber wurden unter dem Zusammenwirken röm. Brutalität und griech. Parteiwut nach dem Kriege zwischen Rom und Perseus, dem letzten König von Macedonien, tausend der angesehensten Achäer, darunter der Geschichtschreiber Polybius, als macedon. Gesinnung verdächtig, 167 nach Rom geführt und unter dem Vorwande weiterer Untersuchung in 17jähriger Haft gehalten. Später gaben neue Händel in G. Veranlassung zur Mißhandlung des Achäischen Bundes, indem ein Senatsbeschluß 147 Korinth, Argos, Sparta, Orchomenos und Heraklea am Öta die fernere Teilnahme an demselben verbot. Auf Betrieb des Kritolaus beschloß hierauf die Masse der Achäer im Mai 146 den Kampf auf Leben oder Tod gegen Rom und Sparta. Aber das Glück war ihren Waffen nicht günstig. Nachdem die Achäer bei Skarphea durch Metellus gänzlich geschlagen worden waren, vollendete des Mummius Sieg bei Leukopetra in der Nähe von Korinth und die hierauf erfolgte Zerstörung dieser Stadt den vollständigen Untergang der griech. Freiheit (im Sept. 146 v. Chr.).

B. Zweite Hauptepoche. Vom Beginn der römischen Herrschaft bis zum Untergang des Byzantinischen Reichs. Mit den Siegen des Metellus und Mummius (146 v. Chr.) beginnt die zweite Hauptepoche der Geschichte G.s, während welcher das Land einen Teil des Römischen, später des Byzantinischen Reichs bildete, bis zum Untergange des letztern und der endlichen Unterjochung

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 328.