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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Griffth. - Grillparzer
^'iM/i., bei botan. Namen Abkürzung für Wil-
liam Griffith, geb. 1810 zu Ham Coninion in
der engl. Grafschaft Enrrey, gest. 1845 als Arzt in
Ma/aiu, hat sich um die Kenntnis der asiat. Pflan-
zen, besonders der ind. Palmen, verdient gemacht.
kli'tFions (spr. gridschohne), ital. Name von
Graubünden (s. d.).
Grignan (spr. grinjäng), Francoise Marguerite,
Gräfin von, s. Sevigne.
Grignon (spr. grinjöng), Weiler im Kanton
Montford l'Amaurv, Arrondissement Rambouillet
des franz. Depart. Seine-et-Oise, enthält eine große
staatliche Ackerbauschule mit 9 Professoren und 100
Schülern.
Grigoribpol, auch Tscherncnka oder
Tschorna, Stadt im Kreis Tiraspol des rnss.
Gouvernements Cherson, 431cm nordnordwestlich
von Tiraspol, links am Dnjepr, hat (1889) 6478 E.,
Post und Telegraph, 2 russ., 2 armenisch-gregor.
Kirchen, 1 israel. Bethaus. G. wurde 1787 bei der
Übersiedelung von Armeniern hierher gegründet und
nach Grigorij Potemkin benannt. Der frühere Groß-
handel hat sich nach Odessa und Kischinew verzogen.
Grigoröwitsch, Dimitrij Wassiljewitsch, rnss.
Schriftsteller, geb. 1822 in Simbirsk, besuchte an-
fangs die Ingenieurschule, dann die Kunstakademie
in Petersburg. Seme besten Arbeiten sind reali-
stische Dorfgeschichten aus dem russ. Leben: "Das
Dorf" (1846 u. ö.), "Anton der Unglückliche", "Das
Smedowthal", "Die Fifcher" (deutsch, Hamb. 1857),
"Die Übergesiedelten" (dentsch,Lpz.185O). Weniger
bedeutend sind seine Erzählungen: "ModerneSitten-
bilder", "Ein verfehltes Leben" (G.' eigene Ingend-
schicksale), "Die Akrobaten der Wohlthätigkeit",
"Der Knabe aus Guttapercha" u. a.
VrillHÄo (frz., spr. grijahd), auf dem Rost ge-
bratenes Fleisch; bei der Appretur (f. o.) von Baum-
wollzeugen: das Sengen und Brennen derselben
znr Beseitigung der an der Oberfläche empor-
strebenden Fäserchen.
Grillen, Gryllen oder Grabheuschrecken
s^rviliäao), eine Familie der eigentlichen Gerad-
flügler (s. d.), haben lange, borstcnförmige Fühler,
Sprungbeine (manchmal fchwach entwickelt) und drei-
gliedrige Füße. An den Flügeldecken, die samt den
Flügeln dci manchen verkümmert sind oder ganz
fehlen, findet sich beim Männchen häufig ein ähnlich
wie bei den Laubhcuschrecken (s. d.) gebautes Zirp-
organ, auch wie bei diesen in den Vorderschienen
eine die Gchörswahrnehmungen vermittelnde Blase.
Die G. leben versteckt unter Laub und Steinen oder
in sclbstgegrabenen Löchern und fressen teils Pflan-
Zenstoffe, teils Insekten und Würmer. Bei uns ein-
heimisch sind die Feldgrille, das Heimchen und
die Maulwurfsgrille.
Grillenberger, Karl, socialdemokratischer
Neichstagsabgeordneter, geb. 22. Febr. 1848 Zu
Zirndorf in Bayern, erlernte das Schlosserhandwerk,
arbeitete bis 1874 als Schlosser, zuletzt als Werk-
meister einer Fabrik in Forchheim, übernahm dann
die 'Redaktion des "Nürnberg-Fürther Socialdemo-
krat", wurde 1878 Korrettor in einer Nürnberger
Druckerei und redigiert gegenwärtig die "Fränkische
Tagespost" in Nürnberg. Seit 1881 gehört G., der
ein gewandter Redner ist, dem Reichstage für Nürn-
berg an und spielte dort eine bedeutendere Rolle
namentlich zur Zeit der Kämpfe um das Septcnnat,
wo sein Name in Verbindung mit den Namen Rich-
ters und Windthorsts als das Stichwort für das
"Antikartcll" galt. 12. Juli 1893 wurde er als Ver-
treter Nürnbergs auch in die bayr. Zweite Kammer ge-
Grillenvertreiber, f. Schildbürger. jMhlr.
Grillieren (frz.,spr.gnji-), auf dem Roste braten-
Erze rösten, Baumwollzeuge sengen (s. (^rillaäs).
Grillparzer, Franz/österr. Dramatiker, geb.
15. Jan. 1791 in Wien als Sohn eines Advokaten,
ward uach Beendigung seiner jurist. Studien 1811
Erzieher in einem gräfl. Hause und trat 1813 als
Conceptspraltikant bei der k. k. allgemeinen Hof-
kammer in den Staatsdienst. 1824 rückte er zum
Hofconcipisten, 1832 znm Archivdirektor bei der
Hoskammer auf. Er wurde 1856 auf sein Ansuchen
in den Ruhestand versetzt und erhielt bei dieser Ge-
legenheit den Hofratstitcl. Im April erfolgte seine
Ernennung zum lebenslänglichen Reichsrat, 1864
zum Ehrenbürger von Wien. Bereits 1847 war er
in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen
worden. G.s im ganzen geräufchloses Leben wurde
nur dnrch einige größere Reifen, wie 1819 in Ita-
lien, 1826 und 1847 in Deutschland und 1843 nach
der Türkei und Griechenland unterbrochen. Er starb
21. Jan. 1872 in Wien. Denkmäler wurden ihm
errichtet in Wien 1883 und 1892 in Brunn. 1883
wurde auch eine Grillparzer-Gesellschaft ge-
gründet, die seit 1891 ein in Wien erscheinendes
Grillparzcr-Jahrbuch herausgiebt. G. gehört als
Dramatiker zu den großen Meistern der deutschen
Dichtung und zwar ebensosehr wegen seiner eigen-
artigen, poesiereichcn Anffassung der Stoffe wie
durch den sichern Aufbau der Handlung, die maß-
volle und doch sinnfällige Charakteristik der Ge-
stalten, die wunderbar stimmungsvolle und geist-
reiche Sprache, die in den seltensten Fällen pathetisch
in Schillers Art, doch durch ihren Gehalt an echter
Poesie unentrinnbar fesselt. Diesen klassischen Vor-
zügen ist freilich eine große Weltanschauung nicht
gepaart; der quictistische Zug des Metternichschen
Wiens verleugnet sich auch in G. nicht ganz. Er
debütierte erfolgreich mit seiner "Ahnfrau" (Wien
1817; 6. Aufl.'1844; ueue Ausg., Stuttg. 1873),
einer zu der Gattung der Schicksalstragödien gerech-
neten Dichtung im Versmaß span. Dramen. Liegt
hier der Reiz in der erregenden, mit gespenstischen
Elementen durchsetzten Handlung und vor allem in
der beweglichen, weichen und äußerst melodiösen
lyrischen Sprache, so zeigen G.s nächste Schöpfun-
gen "Sappho" (Wien 1819; 4. Aufl. 1856), "Das
Goldene Vließ" (ebd. 1822), von dessen drei Abtei-
lungen ("Der Gastfreund", "Die Argonauten" und
"Medea") besonders die "Medea" sich auf der Bühne
erhielt, und vor allem des Dichters herrlichstes
Werk, "Des Meeres und der Liebe Wellen" (Wien
1840), eine in zaubervolle Stimmung getauchte Be-
arbeitung der i^age von Hero und Leander, sehr
viel tiefere Poet. Kräfte: in allen dreien spielt das
lyrische Element eine große, tieswirkende Rolle, ohne
daß dadurch die dramat. Macht des Ganzen beein-
trächtigt würde (vgl. I. Schwering, G.s hellenische
Trauerspiele, Paderb. 1892). Vielleicht die drama-
tisch wirksamste Produktion G.s ist das histor. Trauer-
spiel "König Ottokars Glück und Ende" (Wien 1825;
2. Aufl. 1852), ein vom buntesten und bewegtesten
geschichtlichen Leben durchströmtes Werk von na-
tional-österr. Bedeutung. (Vgl. Klaar, König Otto-
kars Glück und Ende. Eine Untersuchung über die
Quellen der Grillparzcrschen Tragödie, Lpz. 1885.)
Auf demselben Boden erwuchs das Trauerspiel "Ein
treuer Diener seines Herrn" (Wien 1830), das freilich