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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grimaldi (Familie) - Grimaldi (Bernardino)
dem ungar. Helden eine untcrthänige Ergebenheit
zumutet, die deutscher Empfindung widerstrebt; ferner
ist zu erwähnen das geistsprühende Lustspiel "Weh'
dem, der lügt" (ebd. 1840), das, eine Anekdote Gre-
gors von Tours sehr witzig ausgestaltend, bei seiner
ersten Aufsübrung in Wien merkwürdigerweise keinen
rechten Erfolg hatte und deshalb G. davon abhielt,
spätere Dramen der Bühne zu übergeben, das aber
unter Dingelftedts Direktion eine lange Reihe von
Ausführungen erlebte. Mit dem dramat. Märchen
"DerTranm, ein Leben" (Wien 1840), wie auch sonst
vielfach in seiucr ganzen Art zu dichten, erinnert
G. an Calderon. Von seinen drei nachgelassenen
Trauerspielen, "Ein Bruderzwist in Habsburg"
< Stuttg. 1873), "Die Jüdin von Toledo" (ebd.
l873) und "Libussa" (ebd. 1873), hat das erste wohl
die tiefste geistige Bedeutung, und bringt in der
Gestalt des kaiserl. Grüblers Rudolf wohl die ge-
nialst erfundene Persönlichkeit, die G. gelang; wäh-
rend das zweite am meisten einheitliche und span-
nende Handlung zeigt. Das zweiaktige Fragment
<> Esther" l'^tuttg.1877) ist eine Perle unter G.s Dich-
tungen. Auch zwei treffliche Novellen, "Das Kloster
von Eandomir" (in der "Aglaja" von 1828) und
der prächtige "Arme Spielmann" (in Mailätbs
cIris" sür 1848), gelangen ihm. Sein 1819 in
Rom verfaßtes Lied auf die Ruinen des (^inpo
Vaccinc, wurde von der Ccnfur beanstandet, wäh-
rend ihm 1849 sein Gedicht "An Radetzky" als der
adäquate Ausdruck für die Empfindungen aller
patriotischen Herzen nur Ruhm und Ehren brachte.
G. lebte Jahrzehnte bindurch zurückgezogen und ab-
geschlossen vom Publikum. Nachdem aber Laube
seine Stücke wieder mit bestem Erfolg auf das Re-
pertoire gebracht hatte, gewann der Dichter in hohem
Alter eine Popularität, die sich bei der Feier feines
80. Geburtstags in glänzender Weise bewährte.
Nack seinem Tode erschien, hg. von Heinr. Laube
und Jos. Weilen, eine Gesamtausgabe seiner Werke
l 10 Bde., Stuttg. 1872; die 5. Ausg. in 20 Bon.
besorgte A. Sauer, ebd. 1892; sie enthält außer
zahlreichen dramat. Fragmenten auch die Jugend-
dramen "Blanca von Eastilien", "Die Schreib-
feder ","Wer ist schuldig"). Von G.s " Gedichten "
erschien 1891 eine Jubiläumsausgabe. - Vgl. G.s
Ansichten über Litteratur, Vübne und Leben. Aus
Unterredungen mit A. Foglar (Wien 1872; 2. Aufl.,
Stuttg. 1892); W. Scherer, Zum Gedächtnis Franz
G.s (Wien 1872); A. von Littrow-Bifchoff, Aus
dem persönlichen Verkehre mit Franz G. (ebd. 1873);
Wolf, G. als Archivdirektor (ebd. 1874); (von Rizy,)
Wiener Grillparzer-Album. Für Freunde als Hand-
schrift gedruckt (ebd. 1877); Frankl, Zur Biographie
^ranz G.s (ebd. 1883); I. Volckelt, Franz G. als
Dichter des Tragischen (Nördl. 1888); Lichtenheld,
Grillparzer-Studien(Wien 1891). Eine größere Bio-
graphie G.s schrieb H. Laube (Stuttg. 1884); volks-
tümliche giebt cs von A. Trabert, Franz G. Ein Bild
seines Lebens und Dichtens (Wien 1890); R. Mah-
renholtz, Franz G., sein Leben und seine Schriften
lLpz. 1890); E. Reich, G.s Kunstphilosophie (ebd.
1890); Siuger, G.s Fraucngestalten (ebd. 1891);
Freybe, Der etbische Gcbaltvon G.s Werken (Güters-
loh 1893). Eine umfassende Biographie bereitet
Vrofessor A. Sauer in Prag vor. Briefe von und
an G. veröffentlichte K. Glossy (Wien 1892).
Grimaldi, berühmte Familie Genuas, wo sie
mit den Fieschi, Doria und Spinola den alten
Adel bildete; als die entschiedensten Guelfen neben
den Fieschi bekämpften die G. fast ununterbrochen
die führenden Ghibellinenhäuser der Doria und
Adorni. Sie wollen von Grimoald, dem 714 er-
mordeten Majordomus Childeberts II. von Neu-
strien abstammen; der erste sicher nachweisbare G.
ist jedoch der Erzbischof Thcobald von Mailand
(869). Herren von Monaco nennen sie sich seit
Guido I. (980). Das in mehrere Zweige zerfallende
Geschlecht hatte außer in Italien auch in Frankreich
reiche Besitzungen; Monaco selbst kam durch den
Vertrag von Peronne 1641 unter franz. Schutz-
hcrrfchaft, und als die Besitzungen der G. in Mai-
land und Neapel durch die Spanier eingezogen
wurden, entschädigte Ludwig XIV. die Familie
durch Verleihung des Herzogtums Valcntinois und
des Marquisats Vaur.
Die männliche Linie der Fürsten von Monaco
erlosch mit Antonio G. 1731. Gebiet und Name
ging an dessen Schwiegersohn Jacques Francois
Leonard de Goyon-Matignon, Grafen von Tho-
rigny, über, der schon 1715 Valentinois als Mit-
gift erhalten hatte.- Vgl. Cais di Pierlas, vocu-
IN0IN3 incxlitä LI.II' 163 (^s. ä(^ ^loQÄco (Tur. 1885).
- In Neapel blüben noch die Ceva G., Marchesi
di Pietracatella. Die bcoentendern G. sind:
Ranieri G., der erste Genuese, welcher mit einer
Kriegsflotte Genuas in den Atlantischen Ocean
binausfuhr. Er kämpfte im Dienste Philipps des
schönen 1304 siegreich gegen Flandern.
Antonio G., genuesischer Admiral, übte durch
einen Plünderungszug an der Eatalonischen Küste
Rache für die Verheerung der Ligurifchcn Küste
durch die Aragonier, deren Flotte er 1332 bei Me-
norca schlug. Dagegen ließ er sich von einer venet.-
aragonesischen Flotte unter Pisani 1353 nördlick
von Sardinien schmählich besiegen, was die Über-
gabe des genuesischen Staates an Giov. Visconti
von Mailand zur Folge hatte.
Domenico G. war Leiter des päpstl. See-
wesens nnter Pins V. und nahm 1571 trotz seiner
bischöfl. Würde teil an der Schlacht von Lepanto;
er starb 1592 als Kardinal, Erzbischof und Vice-
legat von Avignon.
Geronimo G., Neffe des vorigen, seit 1655
Erzbischof von Air, gest. 1684, war unter Nrb an VIII.
Nuntius in Deutschland und Frankreich, wurde
1643 Kardinal. Innoccnz X. ließ ihn als Anhän-
ger der Varberini fallen.
Grimaldi, Bernardino, ital. Minister, geb.
1841 zu Eatanzaro, studierte die Rechte zu Neapel,
las dann selbst dort Staatsrecht und schrieb Kom-
mentare zur neapolit. Gesetzgebung. Seit 1876
Abgeordneter seiner Vaterstadt, wurde er 1878
Generalsekretär der öffentlichen Arbeiten, dann
Juli 1879 Finanzminister und Schatzmeister in
Eairolis zweitem Kabinett, machte sich aber durch
seine ossene Darlegung des Übeln Standes der Fi-
! nanzen die Linke zum Feind, was ihn veranlaßte,
schon im November des Jahres zurückzutreten. 1884
übernahm er im Kabinett Depretis das Ministerium
^ des Ackerbaues, Handels und Gewerbes und 1887
an Maglianis Stelle wieder das der Finanzen. Bei
der Krisis vom März 1889 mnßte er ftdoch Seismit-
Doda weichen, trat aber 7. Dez. 1890 als Finanz-
minister und Schatzmeister wieder ein an Stelle
Giolittis, um Febr. 1891 durch Luzzatti ersetzt zu
werden. Hierauf war er als Anwalt und Mitglied
des Stadtrats in Rom thätig. Nachdem Ellena sich
trankheitshalber zurückgezogen hatte, wurde G.